der gestern Nachmittag via USA einsetzende plötzliche Kursrutsch wird offiziell begründet mit dem US-Arbeitsmarkbericht und mit den Covid-Zahlen. Beides klingt unlogisch. Es stellten weniger US-Amerikaner einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe als erwartet und die neuesten Covid-Zahlen – mit weiterhin über 60000 Neuinfektionen – wurden erst vor wenigen Stunden veröffentlicht. Vielmehr denke ich, dass der spontane Kursrückgang auf die Meldung zurück zu führen war, dass der oberste US-Gerichtshof der New Yorker Staatsanwaltschaft Einsicht in die Steuerunterlagen des US-Präsidenten gewährt. Zwar wird dem US-Repräsentantenhaus dies zunächst weiterhin verwehrt, aber da brisantes Material in den Unterlagen vermutet wird, dürfte die Wahrscheinlichkeit einer Wiederwahl für Donald Trump gesunken sein. Anscheinend haben gestern einige Investoren die dadurch gestiegenen Chancen für Joe Biden spontan eingepreist. Denn insbesondere Industrie-, Finanz- und Energietitel gerieten unter Druck. Chinesische Aktien kommen heute etwas zurück, der Regierung in Peking ist wohl der Lauf der letzten acht Tage etwas unheimlich geworden: Staatsmedien warnten heute vor einer temporären Überhitzung. Zudem kündigte ein staatlicher Pensionsfonds kleinere Verkäufe an. Der Hang Seng Index schloss heute mit -2%, der starke Anstieg der lokalen Covid-Fallzahlen (37) verunsichert. Aus Mexiko und Tokio (243) werden rekordhohe Neuinfektionen gemeldet. Erstmals seit Mitte April sind die Renditen für 10y-US Staatsanleihen wieder unter 0,60% gerutscht, ein Zeichen wieder wachsender Sorgen. Dies spiegelt sich auch in den Vola-Indizes, die leicht anziehen. Aber es gibt auch Positives: Japan meldet eine leichte Aufhellung bei den Großhandelspreisen. Der Rückgang zum Juni 2019 betrug -1,6%, im Mai lag der Jahresabstand bei -2,8%. Frankreich überrascht mit sehr guten Zahlen zur Industrieproduktion im Mai: +19,6%, die Prognose lag bei +12,5%. Auch das deutsche Bauhauptgewerbe liefert eine positive Überraschung: der April-Umsatz lag 2,4 Prozent über April 2019 und in den ersten vier Monaten 2020 um 8,7% über dem Wert im Vorjahreszeitraum. Während in Asien in einem leicht nachgebenden Gesamtmarkt - der Nikkei 225 kostet den apano-Stimmungsindex heute 2 Punkte - Techs- und Pharmawerte freundlich und insbesondere Finanzwerte schwächer waren, zeigt sich Europa heute früh nach zögerlichem Start momentan behauptet, angeführt von Halbleiterwerten, Verbrauchsgütern und dem Bausektor.
Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.