Der verhaltene Ausblick von Oracle (NYSE:ORCL) zu seinem Cloudgeschäft verunsicherte die US-Investoren und belastete gestern die Titanen in diesem Geschäft. So verloren z.B. Microsoft (NASDAQ:MSFT) und Meta (NASDAQ:META) fast 2%, was dem Nasdaq und dadurch dem S&P 500 zusetzte. Auf der Gegenseite waren Industrials, Banken und Energiewerte (NYSE:XLE) gesucht. Heute Nachmittag steht der CPI-Report im globalen Mittelpunkt des Interesses. Ökonomen erwarten für den August einen Anstieg der US-Verbraucherpreise um 3,6% im Vergleich zum Vorjahr. Im Juli hatte dieser Wert 3,2% betragen. Bei der für die FED relevanteren Kerninflationsrate wird ein Anstieg ggü. Vorjahr um 4,3% prognostiziert nach +4,7% im Juli. Die US-Futures tendieren abwartend. Ab 14:30h sind größere Bewegungen an den globalen Finanzmärkten wahrscheinlich.
In Europa hat das Schwergewicht Inditex (BME:ITX) sehr gute Zahlen zu seinem ersten Geschäftshalbjahr vorgelegt. Der Umsatz der Zara-Mutter stieg sowohl im online-Geschäft als auch in den Geschäftsräumen deutlich, zudem gelang es, höhere Preise durchzusetzen, erkennbar am Anstieg der operativen Marge von 16,4 auf 18,8 Prozent. Obwohl der Konzern die Erwartungen der Analysten deutlich übertroffen hat, verliert die Aktie aktuell jedoch 3,9% und ist damit neben Adidas (ETR:ADSGN) Schlusslicht im ESX 50. Europas Indizes geben zur Stunde deutlicher nach, was u.a. am weiter haussierenden Ölpreis liegt (aktuell belastet zusätzlich der temporäre Ausfall Libyens), der wiederum neue Inflationsängste schürt. Das treibt die Renditen wieder nach oben: in den USA liegt die 10y US-Staatsanleihe aktuell oberhalb der kritischen 4,30%-Marke, in der Eurozone nimmt die Erwartung bzgl. eines Zinsschritts der EZB zu. Mittlerweile gehen 70% der befragten Analysten davon aus, dass morgen die EZB die Zinsen erhöhen wird. Hintergrund ist ein Gerücht, dass sie die Inflationsprognose für 2024 anheben wird. Dass die Gefahr einer Stagflation in der Eurozone immer größer wird, belegt der jüngste Wert zur Industrieprodukten im Juli: statt um 0,8 Prozent betrug der Rückgang zum Juni 1,1% bzw. 2,2% zum Vorjahr. Das Bundeswirtschaftsministerium erwartet inzwischen ein schwaches drittes Quartal für das deutsche BIP. Relativ stabile binnenwirtschaftliche Dynamik könne die schwache Auslandsnachfrage nicht auffangen.
Die Märkte im Pazifikraum tendierten heute früh ruhig. Der Shanghai Composite Index verlor im Vorfeld der am Freitag anstehenden chinesischen Einzelhandelsdaten 0,5%. Techwerte schlossen schwächer, Energietitel waren gesucht. Erneut zog in Hongkong Country Garden (HK:2007) nach den zuletzt beruhigenden Nachrichten bzgl. der gelungenen Prolongation des Schuldenberges deutlicher an. In Sydney fielen die Kurse mit -0,7% etwas stärker zurück.
Bloomberg berichtete heute früh, dass die EU eine Untersuchung der Beihilfen zu den chinesischen EV-Verkäufen starten werde. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte in einer Rede vor dem europäischen Parlament, die Preise chinesischer Elektrofahrzeuge seien künstlich tief gehalten dank enormer staatlicher Subventionen. Das würde den Markt verzerren und die EU würde dies nicht akzeptieren, die EU-Kartellbehörde werde sich nun damit befassen. Das hatte zunächst den Sektor „Automobile“ im STXE 600 beflügelt. Diese Gewinne wurden jedoch wieder abgebaut. Es stellt sich die Frage, wie dieses Thema, insofern es eskaliert, in China aufgenommen wird. Die hohe technologische Wettbewerbsfähigkeit chinesischer EVs plus die Marktmacht von Tesla (NASDAQ:TSLA) sind jetzt schon ein Riesenproblem für die europäischen Autobauer. Retourmaßnahmen Chinas bzw. Patriotismus könnte den Absatz europäischer Fahrzeuge auf dem mit Abstand bedeutendsten Automarkt der Welt weiter ausbremsen.
APX: Risk-off Gold +2 Punkte. Interpretation aber negativ: steigende Renditen. S&P -3. Shanghai Composite: -2.