Die Investoren schöpfen heute früh Hoffnung, dass die Videokonferenz der Unterhändler einen Durchbruch bringt. Tatsächlich bewegen wir uns weiterhin aber bislang lediglich in der Faktenlage, die ich bereits im Blog vom letzten Mittwoch beschrieben habe: die Ukraine ist anscheinend bereit, unter gewissen Umständen auf die NATO-Mitgliedschaft zu verzichten und Russland scheint willens, im Gegenzug die derzeitige Regierung und die Staatlichkeit der Ukraine zu akzeptieren. Die eigentlichen problematischen Knackpunkte sind jedoch die Krim und der Donbass. Ich gehe davon aus, dass Russland in keinem Fall die Krim wieder abgibt. Sollte Putin auch in der Frage des Donbass nicht nachgeben - hier müsste es zu einer Stornierung der Unabhängigkeitserklärung der Separatisten kommen - dann wird es sehr schwierig für Selenskyj. Denn dann stände die Ukraine mit völlig leeren Händen da. Dieses Ergebnis hätte sie auch schon vor drei Wochen haben können, die Invasion hätte sie sich dann ersparen können. Deshalb ist davon auszugehen, dass die Entscheidung über Krieg und Frieden davon abhängig wird, ob der Kreml den Donbass „fallen lässt“. Das wird wohl wenn überhaupt nur in dem Fall passieren, dass die Ukraine den beiden Oblasten einen sehr umfangreichen Sonderstatus einräumt. Dieser Teilaspekt der Verhandlungen muss deshalb besonders intensiv beobachtet werden. Solange sich hier der Kreml nicht bewegt, werden wir zurückhaltend agieren. Wie am Mittwoch ebenfalls geschrieben, bleiben die massiven und zuletzt sogar weiter ausgefahrenen Sanktionen des Westens (z.B. verbietet die EU seit Freitag den Export von Luxusgütern nach Russland) weiter bestehen. Das belastet die Bilanzen ebenso wie die wegen der Verteuerung zahlreicher Rohstoffe explodierenden Kosten. Ein DAX-Kurs von 14000 (und dem entsprechend natürlich auch an den anderen europäischen Börsenplätzen) ist beim derzeitigen Stand der Fakten in meinen Augen deshalb nicht gerechtfertigt. Im Schatten des Krieges wird fast übersehen, dass der Hang Seng Tech Index heute früh wegen anhaltender Delisting Sorgen (ADRs in den USA) um weitere 11% kollabiert ist. Aber auch Festlandchina mit -3% stark unter Druck. Hier grassiert eine neue Covidwelle, was wegen Chinas „Nulltoleranzpolitik“ problematisch ist und zu neuen globalen Lieferproblemen führen könnte. Der Kursrückgang wird laut Bloomberg zudem begründet mit Sorgen, die politische Nähe Chinas zu Russland könne auch bei chinesischen Firmen zu Sanktionen führen. Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.