Darauf kommt es heute an: haben sich die US-Verbraucherpreise im Januar wie erwartet entwickelt? Die Prognosen lauten: +0,4% ggü. Dezember bzw. +0,3% in der Kernrate. Verglichen mit dem Januar 2022 +6,2% bzw. +5,5% in der Kernrate. Die Börsianer haben wieder einmal vorwitzig agiert und gestern bereits vorgekauft. Da im Falle einer größeren Abweichung nach oben mit heftigen Turbulenzen zu rechnen ist – denn dann dürfte das von den Märkten erwartete 5%-Zinsziel der FED gesprengt werden – haben wir uns dieser Aktivität nicht angeschlossen, sondern warten mit knapp 75% netto-Investitionsgrad auf die Veröffentlichung. Danach werden wir neu entscheiden - unter Einbeziehung von Überlegungen zur USD-, Anleihen- und Goldquote. Fallen die Zahlen „inline“ aus, werden wir kleinere Zukäufe tätigen. Insbesondere die Kernrate (also ex Energie und Nahrungsmittel) wird wichtig, da diese hartnäckiger ist und mehr Einblicke gewährt, inwiefern sich die Inflation in die Wirtschaft „hineingefressen“ hat. Nachrichtlich haben in den letzten Tagen die Geschäftsaktivitäten im Derivategeschäft zugenommen. Zudem sind die Prämien für Absicherungen gestiegen. Beides deutet auf eine zweigleisige Strategie - kaufen und potenzielle Einbrüche absichern - vieler Marktteilnehmer hin. Yahoo Finance weist darauf hin, dass die FED von Cleveland einen sogenannten „Inflation Nowcast“ verwende, der recht zuverlässig sei. Dessen aktuelle Messergebnisse lassen vermuten, dass der Anstieg mit +0,65% bzw. +0,46% in der Kernrate höher ausfällt als der Markt erwartet. Die CPI-Zahlen werden ohnehin nicht ganz einfach zu entschlüsseln sein, da der Korb neu gewichtet wird. „Wohnen“ wird nun mit 34,4% bewertet nach 32,9%. Dagegen werden „Nahrung“ und „Gebrauchtwagen“ etwas weniger stark berücksichtigt. Das könnte den Januarwert nach oben verzerren, weil die Mietpreise weiter gestiegen sind, die Preise für Gebrauchtwagen jedoch leicht gesunken sind. Am Anleihemarkt drehte gestern die Rendite der 10y-Treasuries und fiel wieder auf die 3,7 Prozent Marke zurück - ein Grund für die freundlichen US-Börsen (ETR:SXR4). Dabei wird jedoch die Schere zu den Kurzläufern immer größer: einjährige Papiere touchieren mit 4,935% fast die magische 5 und werfen heute früh die bislang höchste Rendite im laufenden Zinserhöhungszyklus ab. Der mutige Optimismus überwiegt zur Stunde: die US-Renditen fallen weiter, in der korrelierenden Logik tendiert der USD schwächer und Gold fester.
An Unternehmenszahlen werden heute insbesondere Coca-Cola (NYSE:KO) und Airbnb (NASDAQ:ABNB) beäugt, beide bieten Aufschlüsse über das Verbraucherverhalten. Das im Clean Energy (NASDAQ:ICLN) - Sektor hoch gewichtete Unternehmen SolarEdge (NASDAQ:SEDG) hat die Umsatz- und Gewinnerwartungen übertroffen und sich zuversichtlich zum Ausblick geäußert. Trotzdem notiert der Kurs heute vorbörslich deutlich schwächer.
Der STXE 600 setzt seinen Aufwärtstrend fort, nahezu alle Sektoren legen in der ersten Handelsstunde zu. Sehr fest präsentiert sich der Telekommunikationssektor unter Führung der Schwergewichte. An zweiter Stelle rangieren die Aktien der Freizeitbranche, nachdem TUI (ETR:TUIGn) einen ermutigenden Ausblick gegeben hat. Gestern war dieser Sektor auch in den USA stark gesucht. Die asiatischen Börsen haben heute früh wenig verändert notiert. Mit -1% fiel der Hang Seng Tech Index auf, der damit seine Achterbahn fortsetzt. Am positiven Ende legte Japan leicht zu und auch der Yen zeigte sich robust. Die Ernennung von Kazuo Ueda zum neuen BoJ-Chef wird von BlackRock (NYSE:BLK) skeptisch bewertet: es wird eine Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik und daher eine Reduktion des Risikoappetits erwartet. Entsprechend hat das Investmenthaus gestern laut Reuters die Empfehlung ausgesprochen, den Investitionsgrad in japanischen Aktien zu reduzieren.
Die anhaltenden Tagesschwankungen der italienischen Staatsanleihen setzen sich fort: heute +3 Punkte für den aGS.