Die US-Börsen (ETR:SXR4) entwickelten sich am Freitag spiegelbildlich zum Donnerstag: schwacher Beginn, zum Handelsende freundlich. Auslöser der Gegenbewegung waren wieder einmal Vertreter der FED. Diese Gruppe bekannte sich jedoch weiterhin zu einer maßvolleren Zinsanhebung von 0,25%, was bei den Investoren für Erleichterung sorgte. Ohnehin liegt die Erwartungshaltung bei hohen 80 Prozent, dass die US-Notenbank im März nur um einen Viertelpunkt erhöhen wird. Jedoch lag dieser Wert vor Bullards Äußerung am Donnerstag bei 91%. Was jedoch für die Börsen bedrohlicher ist: immer mehr Beobachte gehen davon aus, dass der Zinsschritt im März nicht der letzte sein wird, sondern dass im Mai und ggf. auch im Juni weitere Anpassungen folgen werden. Noch drastischer formuliert: in Swapkontrakten ist laut Bloomberg eine weitere Anhebung im Mai fest eingepreist und eine weitere im Juni zu 70%. Das würde bedeuten, dass am Ende des 2. Quartals der FED-Zins bei 5,25-5,50% liegt. Da es unwahrscheinlich ist, dass die FED nur einen Ausflug zum Peak macht und dann direkt wieder beginnt zu senken, müssen die Investoren das Szenario einkalkulieren, dass die kurzen Zinsen in Q3 bei 5,50% verharren. Das ist attraktiv für Anleger am Geldmarkt und Kurzläufer, aber eine enorme Konkurrenz für US-Aktien – ganz losgelöst von den Gefahren für die US-Volkswirtschaft. Jedoch sollten wir den zweiten Schritt nicht vor dem ersten machen: ich gehe davon aus, dass die FED zunächst am 22. März eine moderate 0,25% Zinsanhebung vornimmt. Also dabei bleibt, das Tempo zu drosseln. Die bis dahin eintrudelnden Zahlen zum Arbeitsmarkt, zu den Stundenlöhnen sowie die Verbraucherpreise (CPI) und der PCE-Deflator (Personal Consumption Expenditures) werden die wichtigsten Fanale sein für das, was von Powell dann auf der anschließenden PK zu erwarten sein wird. Das nun zunächst anstehende zu beachtende Datum ist der 24. Februar: dann werden die Einkommen und Ausgaben der US-Amerikaner im Januar veröffentlicht und mit ihnen die „Lieblingszahl“ der FED zur Inflation: der PCE-Deflator.
Heute bleiben die US-Börsen wegen des President`s Day geschlossen. Die Fernost-Märkte performten überwiegend ruhig. Eine Ausnahme war China, dort legten die Kurse der Indizes um bis zu 2,5% zu. Ein Grund war wohl die positive Einschätzung von Goldman Sachs (NYSE:GS). Das Investmenthaus äußerte sich gestern sehr bullish zu den Perspektiven, sieht für Chinas Aktien ein Kurspotenzial von über 20% bis Jahresende. Zudem hoffen die Investoren, dass ein Polittreffen im März zusätzliche Wachstumsstimuli mit sich bringen wird. Hongkong setzte seine Sägezahnbewegung fort, heute waren deshalb steigende Kurse an der Reihe: der Hang Seng Tech Index gewann 1,5%. Die kurzfristige Tendenz seit dem Auslaufen der Rallye bleibt indes klar abwärts gerichtet. Ein regionaler Gamechanger könnte jedoch sein: die restriktiven Regeln zum Landverkauf werden abgeschafft, um den Immobilienmarkt zu stimulieren und die Kassen der Regionalverwaltungen für dringend erwünschte Investitionsausgaben wieder zu füllen. Das beflügelte in Hongkong und Festlandchina heute insbesondere die Branchen Bau, Immobilien und Infrastruktur.
An Europas Börsen saugen heute früh Bergbauwerte wie Rio Tinto (LON:RIO) und Glencore (LON:GLEN) Nektar aus der Fantasie, dass China seine Infrastrukturausgaben erhöhen könnte. Freundlich auch Automobilwerte und Versorger (NYSE:XLU), ansonsten ist der Markt u.a. wegen Karneval von wenig Bewegung geprägt. Negativ fallen die Technologiewerte auf, ansonsten Gewinnmitnahmen bei MTU (ETR:MTXGn) und Airbus (EPA:AIR) nach deren kräftigem Anstieg in der Vorwoche.
Im APX bringt die verbale Deeskalation, was die FED-Entscheidung im März betrifft, via US-Anleihemarkt +2 Punkte. Chinas Kursanstieg trägt +1 bei. Auf der Gegenseite schloss der S&P 500 unter seinem 20-Tage-Durchschnitt, was zu drei Punkten Abzug führt. Der MSCI Schwellenländer-Aktienindex kostet den apano Börsen-Stimmungsindex einen Punkt.