Angesichts der zahlreichen Dekrete, die Donald Trump bei seinem gestrigen Amtsantritt als US-Präsident erlassen hat, darunter die Ausrufung des nationalen Notstands an der Südgrenze der USA, hätte man eine Schockwelle an den Märkten erwarten können. Letztlich setzte er aber nur um, was er zuvor angekündigt hatte. Dementsprechend moderat fielen die Marktreaktionen aus. Jetzt geht es um die Details und die genaue zeitliche Abfolge der Maßnahmen. Nachdem Trump angekündigt hatte, bis zum 1. Februar Zölle in Höhe von rund 25 Prozent auf Produkte aus Kanada und Mexiko zu erheben, gaben der kanadische Dollar und der mexikanische Peso nach. China blieb dagegen zunächst verschont, was etwas überraschend erscheinen mag. Der US-Präsident wolle zunächst prüfen, ob sich China an Vereinbarungen aus der Zeit seiner ersten Präsidentschaft hält. Chinesische Aktien auf dem Festland legten leicht zu. Die Aufforderung an die EU, mehr amerikanisches Öl und Gas zu kaufen, um Zölle zu vermeiden, dürfte den europäischen Markt heute bremsen.
Die globalen Aktien dürften sich stabil entwickeln, und der Dollar hat möglicherweise noch etwas Abwärtspotenzial, denn die wichtigste Schlussfolgerung aus den ersten Maßnahmen von Präsident Trump ist, dass er bei den Zöllen vorsichtiger und langsamer vorgehen wird als angedroht, zumindest vorerst. Dieses übergeordnete Risiko für die Märkte bleibt zwar bestehen, aber es gab keine „Angst und Schrecken“-Aktionen in der Außenhandelspolitik. So lässt auch der Preisauftrieb bei Kupfer nach, wo sich die Käufer noch vor wenigen Tagen vor möglichen Zöllen mit dem Metall eindecken wollten. Gleichzeitig sinken die Zinsen für Staatsanleihen, nicht nur in den USA.
Vielleicht zeigt sich hier Trumps Hackordnung, wenn er gleich gegen Kanada, Mexiko vorgeht und Europa droht, während er sich gegenüber der aufstrebenden Weltmacht China gesprächsbereit und konziliant zeigt, wie auch das Beispiel TikTok zeigt. Dennoch würden wir nicht darauf wetten, dass Trump unter dem Samthandschuh keine eiserne Faust verbirgt. Zunächst dürfte die Verhängung von Strafzöllen gegen China angesichts der wirtschaftlichen Abhängigkeit der US-Industrie von chinesischen Vorleistungen deutlich mehr Planung und Abstimmung im Team Trump erfordern. China spielt in einer anderen Gewichtsklasse als Europa oder Kanada. Hinzu kommen seine geopolitischen Überlegungen.
Kritisch sehen wir nach wie vor die Einwanderungspolitik im Zusammenhang mit dem amerikanischen Arbeitsmarkt. Die USA profitieren von der Arbeitsmigration, da Einwanderer in der Regel nicht wegen großzügiger Sozialleistungen kommen, sondern wegen der Aussicht auf Arbeit und wirtschaftliche Chancen. Es bleibt abzuwarten, ob die Unternehmen nicht doch noch beim US-Präsidenten vorstellig werden, um eine Lockerung der jüngsten Dekrete zu erreichen.
Abseits der USA und Chinas tut sich in Asien noch mehr. Während sich der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol heute seinem Amtsenthebungsverfahren stellt, wird Südkorea die Regeln für das Delisting von Aktien verschärfen und die Anforderungen an die Marktliquidität erhöhen, um die Qualität des Aktienmarktes zu verbessern.
Für die Bank of Japan wird es einfacher sein, die Zinsen in dieser Woche anzuheben, nachdem das Risiko unmittelbarer Zölle gesunken ist und die Märkte nach der Antrittsrede von Donald Trump nicht instabil geworden sind. Die Overnight-Index-Swaps zeigten am Dienstag die Gewissheit einer Zinserhöhung in dieser Woche, nachdem die Wahrscheinlichkeit am Montag noch bei 86% gelegen hatte. Der Dollar-Yen-Kurs könnte versuchen, die Marke von 155 erneut zu durchbrechen, aber die Nachhaltigkeit der Yen-Stärke wird von der Kommunikation der BoJ über die nächste Zinserhöhung abhängen.
Als wäre nichts geschehen, präsentierte sich auch unser apano-Börsen-Stimmungsindex mit unveränderten und neutralen 14 Punkten.
Bereits seit 2012 misst und veröffentlicht das Investment-Team von apano Investments die globale Börsenstimmung. Dieser apano-Börsen-Stimmungsindex APX dient dabei unter anderem als Steuerungsinstrument für den erfolgreichen, ETF-basierten Aktienfonds mit Wertsicherungskonzept „apano Global Systematik“ (WKN: A14UWW).