Die europäischen Börsen bauten gestern in Hoffnung auf einen glimpflichen Ausgang des Evergrande (HK:3333)-Problems ihre Gewinne aus. Wie wichtig das chinesische Bauunternehmen für das Sentiment ist, war daran zu erkennen, dass die direkt und indirekt damit verbundenen Branchen und Unternehmen die Gewinnerliste anführten. Über diese Zusammenhänge habe ich ja gestern bereits geschrieben. Europas Schnäppchenjäger / Shorteindeckungen (?) ließen den Evergrande-Kurs fast 40% anspringen. Freilich ist die Begeisterung in Hongkong – wo nach der Feiertagsunterbrechung heute wieder gehandelt wird – weniger stark ausgeprägt. Der Kurs steigt nur um 17%, was bedeutet, dass die Angleichung der Preise momentan einen Abschlag von 16% an den hiesigen Börsen mit sich bringt. Vielleicht liegt die moderatere Reaktion an der Nachricht, dass ein Großaktionär aussteigen will. Die US-Notenbank hat tendenziell „eigentlich“ negative News verbreitet: eine erste Zinserhöhung wird wohl bereits 2022 kommen, die Wachstumsaussichten für 2021 werden von im Juni geschätzten 7% auf 5,9% zurück genommen und die Kerninflation wird für dieses Jahr nun bei 3,7% gesehen statt bei 3,3% in der letzten Schätzung. Dass die Investoren nicht verschnupft reagierten, lag wohl daran, dass die Wachstumserwartung für 2023 nach oben revidiert wurde (+3,8% nach +3,3%) und an der Erwartung einer Inflationsberuhigung im kommenden Jahr auf 2,3% (zuvor 2,1%) fest gehalten wird. Begründet wird die zeitliche Verschiebung der Wachstumskräfte mit den bekannten Faktoren: Covid, Probleme in der Logistik (Transport und Lieferketten) sowie Gütermangel in Teilbereichen wegen zu hoher Nachfrage. Das Tapering will die FED „wahrscheinlich“ im November beginnen. Die US-Notenbank legte sich jedoch noch nicht konkret fest, was den Anlegern zu gefallen schien. Die Renditedifferenz zwischen 5- und 30-jährigen US-Staatsanleihen ist nach dem Statement auf unter 100 Basispunkte - das kleinste Gap seit über einem Jahr - gefallen. Laut Reuters gibt es hierfür mehrere Deutungsmöglichkeiten: konjunkturelle Unsicherheit, sinkende Inflationsbefürchtungen und/oder Antizipation einer strafferen Geldpolitik. Der apano-Stimmungsindex ist wieder zweistellig, er gewinnt 9 Punkte wegen den weiter fallenden Volas und Creditspreads sowie dem erstarkten STXE 600. Da der Punktestand es empfiehlt und die beiden apano-Fonds die Kursdelle vom Montag mit dem aktuellen Börsenstand egalisiert haben, werden wir den Investitionsgrad nun wieder etwas erhöhen. Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.