Die US-Berichtssaison startet erfreulich: bislang haben ca. 100 der S&P 500 -Unternehmen ihr Zahlenwerl vorgelegt, dabei übertrafen 75% die Prognosen. Heute stehen mit u.a. Meta (NASDAQ:META) und IBM (NYSE:IBM) zwei Schwergewichte an. Gestern überzeugten u.a. Visa (NYSE:V) und Texas Instruments (NASDAQ:TXN) sowie etliche Industrie-Schwergewichte. Die große Überraschung war jedoch Tesla (NASDAQ:TSLA). Nicht wegen der Zahlen: die waren sogar noch deutlich schlechter als erwartet. Aber wegen der höchst positiven Kursreaktion (+10%). Das lag wohl daran, dass Elon Musk zwei preisgünstige neue Modelle bereits Anfang 2025 oder sogar noch früher an den Markt bringen will. Zudem dürften massive Short-Positionen auf die Aktie bestanden haben, die wohl hastig eingedeckt wurden, nachdem der erwartete neue Kurseinbruch ausblieb.
In Fernost legte Japan deutlich zu, wobei insbesondere Techwerte gefragt waren. Das gleiche galt auch für Hongkong, der Hang Seng Tech legte weiter 3% zu. Festlandchina notierte freundlich, Australien stabil.
Europa legt hingegen nur verhalten zu. Zwar gibt es hohe Aufschläge bei den Technologiewerten und auch der Sektor Basisrohstoffe steigt unter Führung von Rio Tinto (LON:RIO) kräftig zu. Stimulierend hier wohl auch die höheren Preise für Industriemetalle. In der Breite jedoch zeigen sich die Branchen heute früh unentschlossen. Unter den Einzelwerten bestätigt Kering (EPA:PRTP) mit seinem Q1-Report die bereits seit Wochen gehegten Befürchtungen. Die Gucci-Mutter liegt mit -8% weit hinten im ESX 50. Noch viel schlimmer sieht es bei der MDAX-Aktie Evotec (ETR:EVTG) aus: -40%! Auf der Gegenseite sind Halbleiterwerte nach den guten Ergebnissen von Texas Instruments und ASMI auch in Europa gefragt: Infineon (ETR:IFXGn) führt den ESX 50 mit +6% an. Im Bankensektor stehen Lloyds (LON:LLOY) Banking Group und Svenska Handelsbanken nach ihren Reports unter Abgabedruck, beide Institute berichten über enttäuschende Einnahmen aus Immobilienkrediten. Aus der Autobranche legte Volvo Car (ST:VOLCARb) AB schwache Ergebnisse vor, im Gesundheitssektor berichtet Roche (SIX:RO) über einen verhaltenen Jahresstart. Besser als befürchtet hingegen die Ergebnisse von Reckitt Benckiser (LON:RKT) und Heineken (AS:HEIN), was den Consumer Staples (NASDAQ:SPLS) – Sektor stützt. Der Ölpreis profitiert von sinkenden US-Lagerbeständen und der Erwartung auf neue Sanktionen gegen den Iran, weshalb sich auch Aktien aus dem Energiesektor freundlich zeigen.
Deutschland vermeldet erneut einen konjunkturellen Hoffnungsschimmer: der ifo-Index ist den dritten Monat in Folge gestiegen, wobei auch wichtige Komponenten wie Industrieproduktion und Großhandelsumsatz mitzogen. Der Geschäftsklimaindex stieg im April von 87,9 auf 89,4. Freilich beklagt das verarbeitende Gewerbe den weiter sinkenden Auftragsbestand und sieht deshalb keine Produktionssteigerungen. Im Dienstleistungssektor sei die Lage gut, bei den Erwartungen besteht jedoch weiterhin Skepsis. Korrektur zum gestrigen Blog: der Einkaufsmanager-Sammelindex ist im April von 47,7 auf 50,1 gestiegen und war damit erstmals seit 10 Monaten wieder expansiv.
Im APX bringt die weitere Entspannung bei der US-Vola +1 Punkt. DAX +2. Shanghai Composite +1. Wir haben vorgestern und gestern in Respekt vor der gut gestarteten Berichtssaison und den sich aufhellenden Komponenten des apano Börsen-Stimmungsindex unsere sehr straffen Zügel in der Positionierung ein wenig gelockert. Weitere Argumente hierfür: die 10y US-Staatsanleihen scheinen sich bei knapp 4,65% einzupendeln und eine Eskalation in Nahost steht wohl nicht unmittelbar bevor. Die aktuelle Netto-Allokation von ca. 73% ist jedoch weiterhin keineswegs übermütig und wird morgen nach dem Meta-Report adjustiert.