Die Gewinnmitnahmen an der Nasdaq nehmen Fahrt auf. Abstufungen von Alphabet (NASDAQ:GOOGL) durch die UBS (SIX:UBSG) und von Tesla (NASDAQ:TSLA) durch Goldman Sachs (NYSE:GS) fielen auf einen Boden, der aufnahmebereit für negative Nachrichten war. Alphabet, Nvidia (NASDAQ:NVDA), Tesla, Meta (NASDAQ:META) und Nvida verloren zwischen 3-6%. Greift nun die Tatsache, dass die Megacaps der betriebswirtschaftlichen Realität und dem Rest der Welt im ersten HJ 2023 einfach zu weit enteilt sind? Die anderen Branchen konnten davon nicht profitieren, lediglich Industrials (ohne Rüstung) und die Rohstoffsektoren stießen auf Nachfrage. Auch der Nebenwerteindex Russell 2000, Infrastrukturunternehmen und Immobilienaktien konnten sich gegen den Trend stemmen. Das reichte nicht für den S&P 500, die Verluste der Techs zu kompensieren. Da gestern Nachmittag (MEZ) unser erstes Stopp Loss touchiert wurde, haben wir nach abgeschlossener Reduktion in Europa nun angefangen, auch die US-Nettoallokation zu reduzieren.
In Asien zeigten sich China (+1,2%) und Hongkong (+2%) unter Führung von Finanz- und Immobilienwerten fest. Der Hang Seng Tech legte 3% zu. Als Begründung wird die optimistische Aussage von Ministerpräsident Li Qiang zum Konjunkturausblick für Q2 und HJ2 angeführt, zudem glaubt der Markt, Hinweise auf staatliche Programme herausgehört zu gaben. Diese scheinen bitter nötig: die Ausgaben beim Drachenbootfest waren niedriger als vor Pandemiebeginn. Auch die Aufwertung des Renminbi um 0,4%, bewirkt durch staatliche USD-Verkäufe, brachte ein wenig Vertrauen der ausländischen Investoren zurück. Schwächer hingegen erneut Japan: der Nikkei verlor 0,5% und rutscht damit unter unser gesetztes Stopp Loss. Wir werden deshalb unsere dortige Positionierung ein zweites Mal stutzen. Dass Japans Regierung den Yen nur „aufmerksam beobachtet“, beginnt ausländische Anleger zu ärgern, höhlt diese Entwicklung doch die ansonsten guten Kursgewinne teilweise aus. Sydney zeigte sich nach einer kleinen Verlustserie mit +0,6% erholt.
In Europa sind die Gewinne vom Handelsstart weggeschmolzen. Belastend wirkt vor allem der Einbruch der ifo-Exporterwartungen im Juni. Diese werden als Vorboten für Gewinnwarnungen verstanden, da auf das ansonsten gerne von den Notenbanken eingesetzte Tool einer Zinslockerung im Falle konjunktureller Abschwächung dieses Mal nicht gesetzt werden kann. Der Sektor Automobile gibt vor diesem Nachrichtenhintergrund aktuell am stärksten nach. Hier belastet aber auch das gestrige BGH-Urteil, das eine neue Klagewelle auslösen könnte. Extrem fest und an der Spitze von ESX 50 und STXE 50 Prosus (AS:PRX) mit +9%. Hier greifen zwei positive Nachrichten: die Rallye im Hang Seng Tech – Tencent (HK:0700) legte mit dem Index fast 3% zu – und die Entscheidung, die Überkreuzbeteiligung mit der südafrikanischen Naspers aufzulösen. Das setze Free Float frei. Die Aktie ist eine der größten Komponenten des Sektors Gebrauchsgüter, der deshalb – trotz schwacher Autowerte – deutlich positiv notiert. Innerhalb dieses Sektors sind aber auch die Schwergewichte LVMH (EPA:LVMH) und Kering (EPA:PRTP) aktuell gefragt. Freundlich präsentiert sich nach mehrtägigem Durchhänger der Bankensektor, gezogen von Santander (BME:SAN).
Auffallend ist, dass in allen drei geografischen Regionen Immobilienaktien gesucht sind. Ob das lediglich „Bottomfishing“ ist – die Aktien notieren teils unter Buchwert - oder manifestieren sich darin Hoffnungen auf den Zinsgipfel? Steht dahinter eventuell die Schließung von Short Positionierungen? Reine Spekulation: vielleicht war Odey hier positioniert, die Firma löst aktuell zwei ihrer Hedgefonds auf. Oder aber bahnt sich vielleicht sogar der Beginn eines großen Swings aus den extrem gut gelaufenen Techs in die Underdogs von HJ 1 an? Für diese These spräche auch die heutige gegenläufige Bewegung von China und Japan.
Im APX verliert Kupfer 4 Punkte, der Nikkei rutscht unter die 20-Tagelinie (-2).