Joe Biden und Jerome Powell verbreiteten gestern Abend keine Neuigkeiten, deshalb gab es keine Reaktion an den Märkten. Nachbörslich legte Facebook (NASDAQ:FB) exzellente Zahlen vor, der Kurs reagierte mit +7%. Aufmerksamkeit sollte dem Ford (NYSE:F)-Quartalsbericht gewidmet werden. Der Gewinn in Q1 war hervorragend: 89 Cents pro Aktie statt erwarteter 22, aber der Autobauer sprach von dramatischer Chip-Knappheit, was sich im zweiten Quartal stark belastend auswirken würde. Der Kurs reagierte nachbörslich mit -3,5%. Die Information ist nicht neu, aber die klare Botschaft verfehlte trotzdem ihre Wirkung nicht: die europäischen Autobauer und -zulieferer stehen heute früh massiv unter Druck. Auch bei Apple (NASDAQ:AAPL) dürfte sich die Chip-Knappheit in der Umsatzentwicklung niederschlagen. Freilich ist die Technologiebranche besser vernetzt, was mit der langjährigen hohen Verlässlichkeit als treuer Kunde der Halbleiterindustrie zu tun hat - Autobauer ordern viel sprunghafter. Deshalb ist die Furcht vor einem Umsatzeinbruch hier nicht so ausgeprägt, die Anleger genießen stattdessen die sensationellen Apple-Zahlen für Umsatz und Gewinn. Die Aktie legt 3% zu. BASF (DE:BASFN) spricht von leeren Lägern seiner Kunden. Deutschland verzeichnete im März einen Preisschub bei den Importen: +1,8%, erwartet war +0,9%. Spanien meldet für April einen Anstieg des Verbraucherpreisindex von 1,9% nach 1,2% im März. Die Rohstoffpreise ziehen weiter an. Containerschiffe sind komplett ausgebucht. Es spricht Einiges dafür, dass der „Flaschenhals“ der globalen Versorgungsengpässe in Q2 für die Industrie deutlich spürbar wird. Auch, weil die Unternehmen bislang zum großen Teil extrem gut durch das erste Quartal gekommen sind, hängt die Messlatte nun enorm hoch. Freilich rechtfertigen die Zahlen das hohe Kursniveau, so dass ein großer Rücksetzer wohl nicht zu befürchten ist. Es ist aber denkbar, dass sich die Produktionskosten wegen der oben beschriebenen angespannten Situation erhöhen werden und zugleich in einigen Branchen die Förderung sinkt. Eventuell schlägt der Effekt auch auf die Verbraucherpreise durch. Es ist kaum vorstellbar, dass Anleger die dann noch tiefer negativen Realzinsen akzeptieren. Worst Case also: auf Indexebene stagnierende/fallende Gewinne Q2 zu Q1 bei gleichzeitig steigenden Renditen. Dieses Szenario könnte den Märkten im Zeitraum Mai/Juni drohen. Stock-/Branchenpicking würde vor diesem Hintergrund an Bedeutung gewinnen.
Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.