Die Börsen gerieten am Freitag wegen drei Nachrichten unter Druck: in den USA erschreckten sehr schwach ausgefallene Juli-Daten zur Einkommen- und Ausgabensituation der privaten Haushalte. Die Einkommen steigen um lediglich 0,2%, in den vier Monaten zuvor waren es jeweils über 0,5% gewesen. Die Ausgaben kletterten um nur 0,1%, im Zeitraum März bis Juni lag dieser Wert bei 0,4 bis 1,2%. Die US-Verbraucher treten offenbar notgedrungen massiv auf die Bremse. Dann sickerten Gerüchte durch, dass einige EZB-Ratsmitglieder für eine Mammut-Zinserhöhung um 0,75% auf der Septembersitzung plädieren wollen, mittlerweile wird die Wahrscheinlichkeit hierfür an den Börsen mit größer 50% eingestuft. Und dann natürlich Jerome Powell. Der US-Notenbankchef hat zwar nichts grundlegend Neues gesagt, jedoch den festen Willen der FED zur Inflationseindämmung noch eindringlicher ausgesprochen als bisher. „Higher for longer“ ist der neue Slogan: die Zinsen in den USA werden evtl. auf einen höheren Wert klettern als von den Marktteilnehmern erhofft worden war – 4% für den FED-Zins ist nun denkbar - und sie werden dann auf diesem Niveau wohl länger verharren als die Investoren erwartet hatten. Das waren zu viele Nackenschläge, entsprechend brutal endete der Handelstag, alle Sektoren standen unter Abgabedruck. Der apano-Stimmungsindex verlor seit Freitagnachmittag 16 Punkte (-18 aus Creditspreads, Vola, Nikkei, S&P, DAX und STXE 600 und +2 wegen der Goldschwäche). Der Punktestand rät uns zur Reduktion des Netto-Investitionsgrades. Auffallend war die hohe Stabilität der US-Langläufer, die Differenz zu den zweijährigen ist weiter gestiegen. Dahinter stehen klare Rezessionsängste. Das Problem ist, dass die Notenbanken das Güterangebot nicht erhöhen können, wohl aber die Nachfrage. Denn Zinssteigerungen verteuern Immobilien- und Konsumentenkredite und reizen zum Sparen. Da zugleich vorerst die Inflation aber hoch bleiben wird – was mit den anhaltenden Lieferengpässen (Energieknappheit, extreme Trockenheit - konkret auch in China, Covid-Restriktionen in China) zusammen hängt, wird das wohl unweigerlich auf die Gewinnmargen (höhere Personal-, Energie- und Refinanzierungskosten bei zunehmender Zurückhaltung der Verbraucher) durchschlagen. Die US-Giganten belasten zudem die Wechselkurse. Kurzfristig könnten drei Ereignisse einen Boden einziehen: die 50% Korrektur vom Tief zum Hoch im S&P 500 ist bei knapp 4000 abgeschlossen, mögliche Reallokationen zum Monatsanfang und vielleicht entspannt sich in ein paar Tagen ja die Situation am Gasmarkt (Nord Stream 1). Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.