Das war ein bemerkenswerter Handelstag gestern. Nachdem am Vormittag die Weltaktien und Gold auf neues Jahrestief gefallen und US-Dollar und Anleiherenditen auf neue Jahreshochs geklettert waren, kam es fast schon zum Ansatz einer Kaufpanik, in der alle Assetklassen plötzlich massiv gesucht wurden. Keine Frage - es floss reichlich Geld von der Seitenlinie in die Märkte. Auslöser war die Bank of England, die mit der Ankündigung, temporär aber massiv britische Staatsanleihen zu kaufen, die Optimisten verzückte. Denn dieser unerwartete Zufluss an frischer Liquidität kann als Indiz dafür betrachtet werden, dass die Notenbanken doch inzwischen ein wenig nervös geworden sind. Aber Achtung: das könnte ein Trugschluss sein. Die Situation in England ist eine ganz andere als z.B. in den USA. Die britische Notenbank will die crashartige Entwicklung von Anleihen und Währung stoppen, die durch die jüngsten Maßnahmen der Regierung eingetreten sind und vielleicht auch den „Shorties“ ein wenig auf die Füße treten. Das daraus gestern aber eine globale Kauforgie entstand, lässt sich nur mit dem Herdentrieb vieler Marktteilnehmer begründen. Völlig unlogisch und übertrieben, dass die Renditen der 10y-US Staatsanleihen innerhalb einer Sitzung von 4,00 auf 3,70% sackten. Nachdem die Investoren eine Nacht darüber geschlafen haben, scheint nun wieder Besonnenheit eingekehrt zu sein: heute früh werfen die US-Treasuries mit zehnjähriger Laufzeit wieder 3,83% ab. Wie hier schon des Öfteren als „Urmutter der Märkte“ bezeichnet, bestimmte sie nicht nur gestern eindrucksvoll das Geschehen, sondern pfeift heute all ihre Kinder – die Aktien-, Devisen- und Rohstoffbörsen – energisch wieder zurück. Trotzdem war der gestrige Handelstag lehrreich, denn er zeigte, dass die Käufer nicht ausgestorben sind, sondern hoch konzentriert auf der Lauer liegen. Irgendwann werden sie sich erfolgreich durchsetzen, aber ihre Zeit ist noch nicht gekommen. Dennoch werden die nächsten Handelstage bestimmt eine gewisse Dramaturgie entfalten, denn mit dem Quartalswechsel und nach erfolgtem Windowdressing (also dem Ausweisen der Positionen) dürfte es bei den institutionellen Investoren zu strategischen Depotverschiebungen kommen. Zudem kann es durchaus sein, dass die vorgestern Abend in den USA und gestern Vormittag in Europa erreichten Tiefs zumindest einen temporären Zwischenboden darstellen. Denn der S&P 500 drehte auf dem Tief von Mitte Juni und der STXE 600 NR auf seinem Ende 2020 wochenlang umkämpften Konsolidierungsband. In Fernost schloss der Hang Seng Tech Index heute auf dem tiefsten Niveau seit seiner Einführung im Jahr 2020. In Europa fällt die Schwäche des Einzelhandelssektors auf, der um 3% zurück fällt. Sowohl Hennes & Mauritz (ETR:HEMS) als auch Next plc (LON:NXT) haben die Gewinnerwartungen verfehlt. Beide Konzerne klagen über gestiegene Produktionskosten für die Herstellung von Bekleidung und über die Zurückhaltung der Konsumenten, die sich ihrer gesunkenen Kaufkraft anpassen müssen. Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.