Kaum gilt eine These als gesicherte Wahrheit, wie die des amerikanischen Exzeptionalismus, wird sie von der Realität in Frage gestellt. Der bisherige Verlauf der US-Börse in diesem Jahr stellt zumindest die Anhänger dieser These auf eine harte Geduldsprobe. Die amerikanischen Unternehmen verlieren derweil das Vertrauen in die eigene Wirtschaft, wie gestern der ISM-Index zeigte, der mit 50,3 statt der erwarteten 50,8 Punkte zunächst oberflächlich nur leicht enttäuschte. Zusammen mit den für heute erwarteten Zöllen gegen Mexiko, Kanada und China sowie weiteren Kursverlusten beim einstigen KI-Star Nvidia (NASDAQ:NVDA) gingen die Kurse an der Wall Street auf Tauchstation. Der S&P 500 Index verlor 1,76 Prozent. Unsere Hypothese einer Outperformance europäischer Aktien gegenüber US-Aktien im ersten Jahresdrittel stellen wir insofern auf den Prüfstand, als diese Periode länger andauern könnte. Heute wird es Europa allerdings schwer haben, sich gegen den Gegenwind aus den USA zu stemmen, der auch die asiatischen Börsen unter Druck gesetzt hat. Zudem gab es gestern in Europa kräftige Vorschusslorbeeren für die Rüstungs- und Automobilindustrie, die erst verdaut werden müssen.
Die Details des gestern veröffentlichten ISM-Einkaufsmanagerindex waren für die US-Wirtschaft jedenfalls eher unerfreulich. Nicht nur, dass die bezahlten Preise deutlich stärker als erwartet auf 62,4 gestiegen sind (der höchste Wert seit Juni 2022), auch die Auftragseingänge (48,6) und die Beschäftigung (47,6) fielen beide unerwartet unter 50. Interessanterweise konzentrieren sich die US-Staatsanleihen mehr auf den Stagnations- als auf den Inflationsaspekt des Index, aber das ist natürlich eine ziemlich unglückliche Kombination für die Unternehmen und damit für den Aktienmarkt.
Auch das Index-Schwergewicht Nvidia verlor mit über acht Prozent erneut deutlich. Die Aktie geriet unter Druck, weil befürchtet wurde, dass die KI-Chips von Nvidia trotz Exportkontrollen nach China gelangen könnten. Am Montag gab die Regierung in Singapur bekannt, dass sie drei Männer wegen möglicher Verstöße gegen die Kontrollen angeklagt hat. Wie schnell America First zum Bumerang werden kann, zeigte sich nach Trumps Ankündigung, bald auch Zölle auf Agrarimporte zu erheben. Er wollte seine Stammwählerschaft auf dem Land einen Trost spenden, weil China Zölle gegen US-Agrarerzeugnisse verhängen will. Die Aktien von amerikanischen Landmaschinenherstellern verloren dennoch deutlich.
In Asien bewegte Trump den japanischen Yen mit der Behauptung, Japan würde den Yen zugunsten der eigenen Wirtschaft schwächen. Der Yen wertete daraufhin weiter auf, was exportlastige Branchen wie Automobilhersteller oder die Halbleiterindustrie (ETR:SEC0) in Japan belastete. Der Blick richtet sich nun auf den am Mittwoch beginnenden jährlichen Volkskongress in China, von dem endlich Details zu weiteren Konjunkturhilfen erwartet werden.
Der apano Börsenstimmungs-Index APX verlor drei auf weiterhin neutrale 14 Punkte. Die gestiegen Volatilität, ein anziehender Goldpreis kosten Punkte, während etwas Entspannung in China einen Punkt beisteuert.
Bereits seit 2012 misst und veröffentlicht das Investment-Team von apano Investments die globale Börsenstimmung. Dieser apano-Börsen-Stimmungsindex APX dient dabei unter anderem als Steuerungsinstrument für den erfolgreichen, ETF-basierten Aktienfonds mit Wertsicherungskonzept „apano Global Systematik“ (WKN: A14UWW).