Meine Gleichung vom Donnerstag lautete: Verschiebung des US-Shutdowns + frische Liquidität zum Monatsanfang = höhere Kurse am Freitag. Diese Rechnung ging auf, dank eines starken US-Marktes. Im europäischen Handel hatte es noch nicht danach ausgesehen, schwache Vorgaben aus Asien hatten den Handelstag belastet. Heute früh eine neue Schockwelle von dort: der Handel in Evergrande wurde in Hongkong ausgesetzt. Dies wurde negativ ausgelegt und setzte insbesondere Hongkong und Japan (-6 Punkte im apano-Stimmungsindex) zu. Der Montag startete in Europa deshalb erneut mit Abgaben. Was auf den ersten Blick verwunderlich ist: laut CNBC hat Evergrande die Kursaussetzung selbst beantragt, weil das Unternehmen eine größere Transaktion ankündigen würde. Es ginge dabei um einen Teilverkauf einer Servicetochter im Gegenwert von ca. 5 Mrd USD an Hopson Development, deren Aktien ebenfalls ausgesetzt wurden. Ist das denn eine schlechte Nachricht? Oder vertrauen die Investoren dem Wahrheitsgehalt der Meldung nicht? Jedenfalls erholten sich Europa, Nikkei- und US-Futures nur wenig, nachdem der Background der Kursaussetzung durschickerte. Der Grund der Zurückhaltung könnte die zweite Meldung zu Evergrande sein: gestern ist eine Anleihe, bei der das Unternehmen Garant ist, fällig geworden. Hier greift der „Default“-Status bereits nach 5 Tagen. Dieser Bond war nicht öffentlich gelistet, deshalb waren die Details im Markt weithin nicht bekannt. Die gestiegene Nervosität um asiatische High Yields setzt zunehmend den europäischen Pendants zu. Die gestiegenen Creditspreads kosten den apano-Stimmungsindex weitere 3 Punkte. Mit -8 steht der Index heute auf dem tiefsten Stand seit Mai 2020. In strikter Umsetzung bedeutet der Punktestand für uns: Halbierung des Netto-Investitionsgrades! Wir werden das ernsthaft in Erwägung ziehen, warten aber, wie die US-Investoren nachher im Kassahandel mit der Gemengelage um Evergrande umgehen. Heute findet das monatliche Meeting von OPEC+ statt. Vor einigen Tagen kursierte die Vermutung, dass das Kartell die Produktion im November eventuell nicht nur um 400T Barrel pro Tag, sondern um die doppelte Menge ausweiten könnte, konkret also die für den Dezember geplante weitere turnusmäßige Aufstockung um 400T vorziehen würde, um den akuten Versorgungsengpass abzumildern. Zuletzt wurde dies aber für eher unwahrscheinlich angesehen, dafür scheint es nun so, dass der Ausstoß bis Mitte 2022 jeden Monat um 400T Barrel pro Tag ausgeweitet werden soll. Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.