Den US-Börsen ging gestern nach erneut fulminanter Eröffnung im Sitzungsverlauf immer stärker die Puste aus, was wie üblich den Rest der Welt mitzog. Diese Tendenz setzt sich seit Eröffnung der US-Futures heute Nacht moderat aber stetig weiter fort. Hintergrund der Formschwäche ist vor allem der wieder deutlich gesunkene Ölpreis. Gestern kamen erneut Sorgen auf, ob das morgige Treffen von OPEC+ und den USA erfolgreich sein wird, also zur dringend erforderlichen massiven Produktionskürzung führen wird. Zur Erinnerung: ein dauerhaft zu niedriger Preis könnte zu zahlreichen Pleiten führen, was neben einer Krise im High Yield Sektor (viele Anleihen dieser Ratingstufe kommen aus dem Energiesektor) auch die Kredit gebenden Banken enorm belasten würde. Der Ausgang des Treffens wird deshalb neben der Corona-Statistik der wichtigste Influenzer für die Entwicklung der Börsen am und nach dem Osterwochenende sein. Vor einigen Tagen las ich, dass eine Drosselung der Kapazitäten um 10 Mio Barrel pro Tag erforderlich sei. 2018 wurden ca. 94 Mio pro Tag gefördert, neuere Zahlen liegen mir nicht vor. Das bedeutet also, dass die globale Fördermenge um >10% gedrosselt werden müsse. Das ist eine ganze Menge! Ich unterstelle "pi mal Daumen", dass die Märkte zufrieden sind, falls eine Produktionskürzung von mindestens 7,5 Mio Barrel täglich erzielt werden kann. Aber die Nervosität ist hoch – Ölwerte (NYSE:XLE) führen heute die Liste der Verlierer im STOXX 50 an. Der S&P hat einen neuen Kurzfristtrend etabliert. Freilich liegen die Begrenzungen weit auseinander (aktuell 2875/2564), dieses mit 12,1% extrem breite Band passt zur derzeitigen hohen Unsicherheit der Investoren. Aktuell liegt der Index bei 2648. Die obere Begrenzung entspricht ungefähr dem 2-Monatsdurchschnitt. Dort sehe ich derzeit auch den Deckel, mehr ist fundamental für die nächsten Wochen einfach nicht zu rechtfertigen. Nach unten sehen wir im Fall des Durchbruchs des Aufwärtstrends als zweite Stoppmarke die 20-Tage-Linie (aktuell 2505). Sollte auch diese auf Schlusskursbasis gerissen werden, droht charttechnisch gesehen erhöhte Gefahr. Nun ist auch Kupfer über seinen Monatsdurchschnittspreis geklettert. Als wichtiges Industriemetall ist es für uns ein „Risk on“ - Indikator, der Anstieg bringt dem apano-Stimmungsindex deshalb 4 Pluspunkte. Unterhalb des Radars stehen derzeit italienische Staatsanleihen unter Druck – die Uneinigkeit im EU-Parlament über die nächsten Schritte zur Finanzierung der Coronakrise belastet.