Die Preise für Gold und Silber sind jetzt beide von ihren Rekordhochs, die im Sommer erreicht wurden, zurückgekommen. Während sich Anleger fragen, was als Nächstes für Edelmetalle kommt, dreht sich die Diskussion auch um Aktien von Bergbaufirmen. Schließlich ist die Versorgung mit Rohstoffen für das Funktionieren der Weltwirtschaft von entscheidender Bedeutung.
In einem früheren Artikel haben wir die globalen Bergbaugiganten, BHP Group (LON: BHPB), (NYSE:BHP) und Rio Tinto (LON):RIO), (NYSE: RIO) unter die Lupe genommen. Heute sehen wir uns einen weiteren Titel aus dem FTSE 100 an, Anglo American (LON:AAL) (OTC:NGLOY).
Dies können Anleger in den kommenden Wochen von dem Unternehmen erwarten.
Die Welt braucht den Bergbau
Der nationale US-Bergbauverband National Mining Association mit Sitz in Washington hebt hervor::
"Da fast 50% des gesamten US-Stroms aus Kohle und Uran erzeugt wird, und fast jede hergestellte Ware Mineralstoffe enthält, war der Bergbau noch nie so wichtig wie heute."
Wir sollten beachten, dass Bergbauaktien tendenziell volatiler sind als die zugrunde liegenden Metallpreise. Mit anderen Worten, Aktien outperformen die Edelmetallpreise sowohl in einem Bullen- als auch in einem Bärenmarkt. Es können auch geopolitische Risiken in Bezug auf das Land bestehen, in dem sich die Bergwerke befindet, was Betriebsunsicherheit bedeutet.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass Rohstoffzyklen seit der Wirtschaftskrise 2008/09 größtenteils von China bestimmt wurden. China ist nach den USA die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Interessierte Investoren müssten auch die Rhetorik des Handelskrieges zwischen den USA und China im Auge behalten. Das World Gold Council stellte fest: "China ist der am schnellsten wachsende Goldmarkt der Welt." Wenn also die chinesische Nachfrage nach Rohstoffen zurückgeht, dürften sich zumindest kurzfristig die Gewinne einiger dieser Unternehmen nachteilig entwickeln.
Trotz dieser potenziellen Risiken für den Betrieb, gehören Bergbauaktien zu einem ausgewogenem Portfolio. Viele Marktteilnehmer betrachten Rohstoffwetten, wie z.B. auf Gold, als potenzielle Absicherung gegen Inflation und Unsicherheit. Einige Minengesellschaften sind auch starke Dividendenzahler und könnten für passive Einkommensinvestoren attraktiv sein.
Bei der Analyse von Bergbauunternehmen würden wir nach einer wachsenden Produktion, einer soliden Bilanz und hochwertigen Minenanlagen Ausschau halten, kombiniert mit einer Verbesserung der Aussichten für den betreffenden Rohstoff.
Ein weiterer wichtiger Bereich, der in der Investitionsanalyse zunehmend Beachtung findet, ist die Rechenschaftspflicht. Nach einem aktuellen Bericht von PWC stellen Investoren "die Frage, ob die Branche verantwortungsbewusst einen nachhaltigen Wert für alle Beteiligten schaffen kann. Einzelereignisse wie Sicherheits- oder Umweltvorfälle haben zu diesen Herausforderungen beigetragen."
Zum Beispiel geriet Rio Tinto in den letzten Monaten unter Beschuss, als sein Betrieb eine 46.000 Jahre alte heilige Stätte der Aborigines in Westaustralien zerstörte. Aktionärsaktivismus, verbunden mit einem negativen Bild in der Öffentlichkeit, führte im September zu einem Führungswechsel an der Unternehmensspitze am Hauptsitz. Die Zeit wird zeigen, wie lange Rio nach den jüngsten wahllosen Bergbauentscheidungen brauchen wird, um das Vertrauen wieder aufzubauen.
Anhand dieser Informationen sehen wir uns nun ein weiteres Bergbauunternehmen an, das im führenden britischen Aktienindex vertreten ist.
Anglo American
Das in London ansässige anglo-amerikanische Unternehmen fördert und produziert Rohstoffe, unedle Metalle und Mineralien sowie Edelmetalle und Mineralstoffe.. Die Produktpalette umfasst Diamanten, Kupfer, Platin, Kohle, Eisenerz, Nickel, Mangan und Polyhalit. Seine Explorationsbemühungen erstrecken sich sowohl auf Greenfield- als auch auf Brownfieldprojekte.
Der Quartalsbericht von Ende Juli zeigte, dass die Finanzdaten von der aktuellen Abschwächung in diesem Jahr betroffen waren. Der Umsatz belief sich auf 12,474 Mrd. USD (ca. 9,64 Mrd. GBP), verglichen mit 14,772 Mrd. USD (ca. 11,42 Mrd. GBP) im Vorjahr.
CEO Mark Cutifani kommentierte:
"Unterschiedliche Grade von Sperrmaßnahmen sind der Hauptfaktoren für unsere allgemeine Produktionsreduzierung um 11% und den Umsatzrückgang um 16%. Diese Reduzierungen wurden teilweise durch starke Leistungen unserer brasilianischen Eisenerz- und chilenischen Kupferaktivitäten ausgeglichen. Ende Juni waren wir wieder bei ca. 90% der Kapazität des Gesamtportfolios."
Gegenüber dem Jahresbeginn ist die angloamerikanische Aktie um etwa 14% gefallen. Den 6. Oktober beendete die in London gehandelte Aktie zu 1.863,2 Pence. In den USA ging die Aktie zu 11,92 USD aus dem Handel. Das geschätzte KGV von 7,57 und das Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,11 können Value-Investoren anlocken. Trotz der Herausforderungen im ersten Halbjahr hat der Verwaltungsrat im Juli eine Zwischendividende beschlossen. Der aktuelle Kurs ergibt eine Jahresrendite von rund 3,2%.
Anglo American wird voraussichtlich am 22. Oktober seine vierteljährlichen Produktionskennzahlen veröffentlichen. Wir möchten das Handelsupdate abwarten, bevor wir eine Position in der Aktie eingehen. Die Zahlen dürften zeigen, wie sich der Betrieb in der Zeit nach den Lockdowns entwickelt hat. Langfristig orientierte Anleger, die ebenfalls an Dividenden interessiert sind, können jedoch in Betracht ziehen, bei Kursrückgängen einzusteigen.
Fazit
Gut geführte Bergbaubetriebe werden sich wohl unabhängig von konjunkturellen Einbrüchen und Börsenabschwüngen durchsetzen und rentabel arbeiten.
Mit sorgfältiger Recherche können langfristig orientierte Investoren in diesem Sektor angemessene Renditen erzielen.
Der britische FTSE 100 Index umfasst mehrere andere Bergbaukonzerne. Dazu gehören der chilenische Kupferbergbaukonzern Antofagasta (LON:ANTO), Fresnillo (LON:FRES), (OTC:FNLPF) aus Mexiko, das Rohstoffhandels- und Bergbauunternehmen Glencore (LON:GLEN), (OTC:GLNCY) und der russische Bergbauriese Polymetal International (LON:POLYP), (OTC:POYYF).
Es ist geplant, diese Titel in den kommenden Monaten genauer unter die Lupe zu nehmen.