Aus gegebenem Anlass kommen wir heute auf eine Einschätzung der ThyssenKrupp-Aktie zurück, die der Chefredakteur des kostenlosen Börsennewsletters „Geldanlage-Brief“, Sven Weisenhaus, in einem Experten-Interview für das Deutsche Anleger Fernsehen DAF erst kürzlich (am 21. November) abgegeben hat.
Mit der ThyssenKrupp-Aktie konnte man bereits ordentliche Gewinne erzielen
Bereits am 18.03.2013 war die Aktie von ThyssenKrupp Thema im „Geldanlage-Brief“. Damals lautete das Fazit: Kauf bis maximal 16,50 Euro, Verkauf bei 19 Euro. Rückblickend betrachtet sicherlich kein schlechter Tipp: Auch wenn der Kurs zwischenzeitig noch tiefer lag, wäre dennoch bis heute ein derartiger Trade gewinnbringend gewesen. Der Einstiegskurs wurde erreicht und auch das Kursziel (siehe blauer Pfeil im Chart).
Zumal am 22. April diese Einschätzung bei einem Kurs von unter 14 Euro noch einmal bekräftigt wurde. Im Idealfall waren für die Leser des Geldanlage-Briefs somit Kursgewinne von mehr als 35 Prozent möglich.
„ThyssenKrupp - Bei fallenden Kursen noch Gewinn machen“
Da das Kursziel von rund 19 Euro erreicht war und man somit innerhalb der genannten Seitwärtsrange zunächst wieder mit fallenden Kursen rechnen musste, wurde die Aktie am 7. Oktober noch einmal aufgegriffen und es wurde eine alternative Investment-Idee vorgestellt, mit der man auch bei fallenden Kursen noch Gewinne erzielen konnte.
(siehe: www.geldanlage-brief.de/archiv/35-so-erzielen-sie-auch-bei-leicht-fallenden-aktienkursen-noch-gewinne#05)
Und tatsächlich konnte die Aktie seitdem kaum noch zulegen. Seit der Analyse am 7. Oktober klebte die Aktie nur noch unterhalb der oberen Begrenzung der großen Seitwärtsrange fest und hatte dabei eine engere, neue Seitwärtsrange zwischen ca. 18,30 und 19,50 Euro etabliert (blaues Rechteck im folgenden Chart).
Aufgrund der jüngsten Unternehmensmeldungen ist die Aktie inzwischen sogar auf ca. 17,50 Euro eingebrochen.
Wie kann man jetzt noch von der ThyssenKrupp-Aktie profitieren?
Daher stellt sich nun die Frage: Wie kann man jetzt noch von der ThyssenKrupp-Aktie profitieren? Steigt die Aktie zukünftig oder fällt sie eher? Welches ist das geeignete Trading-Instrument? Sollte man direkt auf die Aktie setzen oder einen Umweg über alternative Investmentprodukte gehen?
In dem damaligen Interview für das DAF hatte Sven Weisenhaus angegeben, dass die Aktie wohl über 12 Euro bleiben wird, weil wir hier eine massive Unterstützung haben. Zumal das Unternehmen bei 12 Euro gemessen am bisherigen Kurs von fast 19 Euro durch den dann bereits erfolgten Kursverlust schon um mehr als ein Drittel günstiger bewertet wäre.
Massive Probleme belasten den Aktienkurs
Aber wie viel ist das Unternehmen eigentlich wert? Wäre ein derartiger Kursverlust vielleicht sogar gerechtfertigt? Schließlich haben sich die Stahlwerke in Brasilien zu einem Milliardengrab entwickelt und die Substanz des Unternehmens gewaltig angegriffen, weshalb jüngst sogar über notwendige Kapitalmaßnahmen spekuliert wurde – die es nun tatsächlich geben soll. Und in einer Meldung vom 19. November teilte das Unternehmen dem Kapitalmarkt mit, dass die Aufstellung des Jahresabschlusses bis zum 2. Dezember 2013, also auf heute, verschoben werden musste. Keine guten Gründe für einen Kauf der Aktie.
Verkauf eines Stahlwerks steht kurz bevor
ThyssenKrupp befindet sich allerdings in exklusiven Verhandlungen über einen möglichen Verkauf der US-amerikanischen Stahlwerke in Calvert/Alabama. Damit stünde aber auch fest, dass das defizitäre Werk in Brasilien weiterhin im Konzern verbleibt.
Doch diese Lösung könnte sogar vorteilhaft sein. Denn man könne zunächst den Turnaround in Brasilien vollziehen und erst dann den Verkauf. Dies würde den Wert des dortigen Stahlwerks erhöhen und die Verluste insgesamt dadurch verringern.
Geschäftsentwicklung
Nachfolgend sind die Kennzahlen zur ThyssenKrupp-Aktie aufgelistet, über die am 17. März im „Geldanlage-Brief“ berichtet wurden:
Das KBV war nicht sonderlich günstig, das KUV und das KGV dagegen schon, angesichts der rückläufigen Geschäftsentwicklung mussten diese Werte aber relativiert werden.
Wie sich die Geschäfte entwickelt haben, zeigt die folgende Übersicht, in der die Daten aus der Analyse im März den Unternehmenszahlen für die ersten 9 Monate des Geschäftsjahres 2012/2013 gegenübergestellt sind.
An der Veränderung des Vermögens sieht man, dass einige Aktivitäten eingestellt wurden. Das Vermögen ist gesunken, vermutlich durch Verkäufe. Denn es wurde gleichzeitig ein positiver CashFlow generiert, der die liquiden Mittel deutlich erhöht und die Verbindlichkeiten reduziert hat.
Die Konsolidierung der Geschäftsaktivitäten hat auch zu einem geringeren Auftragseingang geführt, was auf weiter sinkende Umsätze hindeutet. Dies spiegelt sich auch bereits in der Umsatzentwicklung wider: der Umsatz der ersten 9 Monate ist um 16 Prozent gesunken und der Umsatz des Gesamtjahres soll nach bisherigen unternehmenseigenen Angaben unter dem Umsatz des Vorjahres von 40 Mrd. Euro liegen.
Auch der Unternehmensgewinn ist noch belastet. Das EBIT ist um 28 Prozent gesunken, ist aber zumindest noch positiv, nach Steuern fiel aber ein Verlust an. ABER: im 3. Quartal ist das EBIT bereits wieder um 38 Prozent auf 332 Mio. EUR angestiegen im Vergleich zum Vorjahresquartal und das Ergebnis nach Steuern lag mit 403 Mio. Euro wieder deutlich im positiven Bereich.
Geschäftsausblick
Für das Geschäftsjahr 2012/13 erwartete ThyssenKrupp, dass der Konzernumsatz im 4. Quartal gegenüber dem 3. Quartal zulegen, jedoch im Gesamtjahr unter dem Niveau des Vorjahres (Umsatz 2011/2012: 40,1 Mrd. EUR) bleiben wird. Das bereinigte EBIT aus fortgeführten Aktivitäten des Konzerns sollte nach bisherigen Unternehmensangaben 2012/2013 bei rund 1 Mrd. EUR liegen.
In der Ihnen hiermit vorliegenden Analyse sind die Geschäftszahlen, welche heute frisch veröffentlicht wurden, noch nicht mit einbezogen. In Kürze werden Sie dazu in dem kostenlosen Börsennewsletter „Geldanlage-Brief“ weitere Informationen erhalten.
Fazit
Das operative Ergebnis und der Free Cash Flow im laufenden Geschäftsjahr zeigen eine deutlich positive Entwicklung.
Die Eigenkapitalquote ist zwar mit nur 8 Prozent sehr gering, doch mit flüssigen Mitteln und freien, zugesagten Kreditlinien in Höhe von insgesamt 7,2 Mrd. Euro zum 30. Juni 2013 ist ThyssenKrupp solide finanziert. Die angekündigte Kapitalerhöhung hat zwar den Aktienkurs erneut belastet, wird aber langfristig positiv für das Unternehmen sein. Die liquiden Mittel machten schon vor der Kapitalerhöhung alleine schon 38,5% der Marktkapitalisierung aus.
Der Verkauf der Stahlwerke in den USA hat die Bilanz und die Finanzierung des Konzerns noch einmal deutlich verbessert.
ThyssenKrupp wurde in der jüngeren Vergangenheit viel kritisiert. Abschreiben sollte man das Unternehmen und die Aktie aber nicht. Letztlich sehen das wohl auch einige Anleger ganz ähnlich, denn die Aktie befindet sich seit Mai in einem Aufwärtstrend.
Mit dem aktuellen Kursrutsch, der hier im Chart noch nicht zu sehen ist, hat die Aktie nun wieder das untere Ende dieses Trendkanals angesteuert. Der Rat von Sven Weisenhaus in dem DAF-Interview (siehe oben) lautete: „Aber grundsätzlich würde ich hier versuchen … bei fallenden Kursen immer wieder Aktien einzusammeln und im Bereich der oberen Begrenzung dieser Range beim aktuellen Kursniveau eher zu verkaufen.“