Die Batteriemetalle stecken in Gesteinen in der Größe einer Kartoffel: Die norwegische Regierung will ein Gebiet von der Größe Deutschlands für den Tiefseebergbau freigeben. Allein 38 Mio. t Kupfer werden hier vermutet. Doch es gibt noch Hürden.
Die norwegische Regierung will Batteriemetalle auf dem Meeresboden gewinnen. Dazu wird ein Meeresgebiet annähernd von der Größe der Bundesrepublik für den Tiefseebergbau erschlossen.
Auf dem Meeresboden finden sich sogenannte polymetallische Knollen – kartoffelgroße Gesteine, die reich an Rohstoffen wie Kobalt, Nickel und weiteren Metallen sind und den etwa 4-6 km Tiefe liegen.
Fristablauf: Ab 09. Juli sind Anträge auf Tiefseebergbau möglich
Im Frühjahr hatte die Internationale Meeresbodenbehörde angekündigt, ab dem 09. Juli Genehmigungsanträge von Unternehmen für den Tiefseebergbau entgegenzunehmen. Die Behörde kontrolliert die Meeresböden außerhalb der ausschließlichen Wirtschaftszonen ihrer 167 Mitgliedsstaaten.
Das norwegische Energieministerium will innerhalb der nächsten zwei Wochen einen Vorschlag gegenüber dem Parlament erarbeiten. Der Gesetzentwurf soll die Exploration und Förderung in der Nähe von Spitzbergen, dem norwegischen Archipel in der Arktis, ermöglichen. Im Herbst könnte dann eine parlamentarische Abstimmung stattfinden.
Bis wirklich Rohstoffe auf den Markt kommen, wird es jedoch nicht nur wegen der technischen Vorlaufzeit noch dauern. Bevor Norwegen den Tiefseebergbau starten kann, sind einige Hürden aus dem Weg zu räumen. Dazu gehört zunächst die Verständigung mit anderen Ländern über die Schürfrechte.
Spitzbergen-Vertrag und Umweltbedenken
So gewährt der Spitzbergen Vertrag neben Norwegen auch Dänemark, Frankreich, Irland, Italien, Japan, den Niederlanden, Schweden, Russland, dem Vereinigten Königreich und den USA Bergbaurechte. Norwegen jedoch verweist auf exklusive Schürfrechte für ein Gebiet, das größer sei als es Russland, die EU und das Vereinigte Königreich darstellten.
Das anvisierte Gebiet umfasst große Mengen vulkanischen Gesteins und soll Schätzungen zufolge 38 Millionen t Kupfer enthalten. Das ist deutlich mehr als weltweit in einem ganzen Jahr produziert wird.
Eine weitere Hürde stellt der Umweltschutz dar. Zwar vertritt der norwegische Premierminister Jonas Gahr Støre den Standpunkt, dass Tiefseebergbau auch ohne Schäden am Leben im Meer möglich sei. Dies bekräftigte der Premier zuletzt gegenüber der überregionalen Zeitung Bergens Tidende. Doch viele Umweltschützer und Wissenschaftler zweifeln daran.
Nachrichtenagenturen zitieren etwa Muriel Rabone, Biologin und Datenanalystin am Natural History Museum in London, die an einer Studie im Bereich der Clarion-Clipperton-Zone (CCZ) im Pazifischen Ozean beteiligt war. Auf diesem Gebiet wird Tiefseebergbau angestrebt.
Die Forscher entdecken mehr als 5000 Arten – die große Mehrheit davon bislang vollkommen unbekannt. Mindestens 30-40 % der Arten leben Rabona zufolge auf den polymetallischen Knollen. Diese Arten seien besonders anfällig für den Bergbau unter Wasser.
ISA konnte sich nicht auf Regeln für Tiefseebergbau verständigen
Die 36 Ratsmitglied-Staaten der Internationalen Meeresbodenbehörde hatten zuletzt Ende März über ein Regelwerk für den kommerziellen Bergbau auf dem Meeresboden verhandelt. Zu einer Einigung kam es jedoch nicht. Die nächste Sitzung findet erst am 10. Juli statt –einen Tag nach dem Ablaufen einer Frist. Nach dem Ablaufen der Frist muss die Behörde Anträge zu Genehmigung kommerzieller Bergbauprojekte in internationalen Gewässern bearbeiten.
2021 hatte der Inselstaat Nauru einen Antrag auf Tiefseebergbau angekündigt. Gemäß einer Klausel des UN-Seerechtsübereinkommens wurde dadurch die zweijährige Frist zur Verabschiedung von Regularien ausgelöst. Bei dem Nauru Antrag geht es um jene Clarion-Clipperton-Zone im Pazifik zwischen Mexiko und Hawaii, die auch Gegenstand der Umweltstudie war.