In Zeiten erhöhter Unsicherheit über die weitere Inflationsentwicklung könnten die aktuell hohen realen Renditen inflationsgeschützter Staatsanleihen (TIPS) für besorgte Anleger eine attraktive Absicherung darstellen.
Betrachtet man die Renditen der 5- und 10-jährigen TIPS als Näherungswerte, zeigt sich, dass der Markt reale Auszahlungsraten bietet, die sich den höchsten Niveaus der vergangenen 16 Jahre annähern. Doch ist dieses Angebot zu gut, um es auszuschlagen? Die Antwort hängt allein von den individuellen Erwartungen und Zielen ab.
Als Ausgangspunkt für die Entscheidung, ob es sinnvoll ist, die derzeitigen Realrenditen zu sichern, gilt eine einfache Erkenntnis: Der Markt bietet nach wie vor eine vergleichsweise attraktive Gelegenheit.
Auch wenn die Renditen zuletzt etwas nachgegeben haben, liegen sie weiterhin deutlich über den Niveaus, die in den vergangenen 15 Jahren überwiegend erzielt wurden.
Laut Treasury.gov liegt die reale Rendite der 10-jährigen inflationsgeschützten Staatsanleihen (TIPS) derzeit (21. Februar) bei 2,05 % und damit etwas höher als die der 5-jährigen TIPS mit 1,68 %. Wer TIPS zu den aktuellen Kursen kauft und bis zur Fälligkeit hält, sichert sich diese Renditen unabhängig von der künftigen Inflationsentwicklung. Das bedeutet: Wer heute 10-jährige TIPS erwirbt und bis zur Endfälligkeit behält, erhält in den nächsten zehn Jahren eine reale Rendite von 2,05 %.
Die entscheidende Frage ist nun: Sind diese aktuellen Realrenditen attraktiv genug? Der erste Schritt zur Beantwortung dieser Frage ist der Vergleich mit nominalen Renditen. Standard-Staatsanleihen mit 5- und 10-jähriger Laufzeit rentieren aktuell mit 4,34 % bzw. 4,50 %. Die zentrale Überlegung für Anleger lautet also: Ist es sinnvoller, sich eine höhere Nominalrendite zu sichern oder doch auf die reale Rendite zu setzen?
Die ehrliche Antwort? Niemand kann das mit absoluter Sicherheit sagen. Renditen und Inflation schwanken, und es ist unmöglich, ihre genaue Entwicklung vorherzusagen. Aber indem wir verschiedene Szenarien durchdenken, können wir eine fundiertere Entscheidung darüber treffen, welche Option derzeit attraktiver erscheint.
Nehmen wir als Beispiel die 10-jährigen Laufzeiten:
- Wer eine nominale 10-jährige Anleihe kauft und hält, erhält eine feste Rendite von 4,50 %.
- Diese ist aktuell um 2,45 Prozentpunkte höher als die Rendite einer 10-jährigen TIPS.
Ist die höhere Nominalrendite also das bessere Geschäft? Das hängt maßgeblich von der Inflationsentwicklung ab.
Liegt die Inflation in den nächsten zehn Jahren im Schnitt bei 2,45 %, dann würden Nominal- und Realrendite letztlich identische Ergebnisse liefern. (Zur Veranschaulichung verwende ich hier eine vereinfachte Berechnung.) Interessant dabei: Diese 2,45 % entsprechen genau der aktuellen Differenz zwischen der nominalen und der realen Rendite – sie kann daher als implizite Inflationsprognose des Marktes angesehen werden.
Die Frage ist nun: Glauben Sie, dass die Inflation in den kommenden Jahren höher, niedriger oder ungefähr auf diesem Niveau liegen wird? Ihre Einschätzung dazu ist ein wesentlicher Faktor bei der Entscheidung zwischen Nominal- und Realrenditen.
Ein weiterer Aspekt bei der Wahl zwischen TIPS und herkömmlichen Staatsanleihen liegt in der unterschiedlichen Art der Absicherung:
- Mit nominalen Staatsanleihen sichern Sie sich eine feste Nominalrendite – die reale Rendite schwankt jedoch je nach Inflationsentwicklung.
- Mit TIPS sichern Sie sich eine feste reale Rendite – während die Nominalrendite über die Jahre variieren kann.
Mit anderen Worten: TIPS und Standard-Staatsanleihen sind gewissermaßen gegenseitige Absicherungen, da sich bei der einen Variante die reale, bei der anderen die nominale Rendite verändern kann.
Das bringt eine zusätzliche Dimension in die Überlegung: Welche Erwartungen haben Sie an die zukünftige Entwicklung von nominalen und realen Renditen?
Wenn Sie sich heute für TIPS entscheiden und diese bis zur Fälligkeit halten, sichern Sie sich eine feste reale Rendite. Gleichzeitig wird die Nominalrendite während der Laufzeit schwanken – und möglicherweise nicht so attraktiv ausfallen, wie es heute erscheint. Das führt zu einem Wahrnehmungsrisiko: Auch wenn Ihnen die heutige reale Rendite als gute Entscheidung erscheint, könnte die künftige Nominalrendite aus heutiger Sicht enttäuschend wirken.
Die wichtigste Erkenntnis: Hohe Realrenditen sind kein risikoloses Geschenk. Sie bieten eine Absicherung gegen die Inflation, aber der langfristige Erfolg dieser Entscheidung hängt davon ab, wie sich die Inflation tatsächlich entwickelt.
Da die Zukunft immer ungewiss ist, können wir letztlich nur Annahmen treffen, um uns in der Gegenwart bestmöglich zu orientieren. Ein Fakt bleibt jedoch: Die aktuellen Realrenditen sind im historischen Vergleich hoch. Das spricht für eine Absicherung der aktuellen Werte – aber es ist nur ein erster Schritt in einem individuell zu treffenden Entscheidungsprozess.