In den Medien war zu lesen, dass die Börsen sich vor der Antrittsrede von Janet Yellen optimistisch zeigen. So zumindest wurde der Kursanstieg im frühen Handel erklärt. Für mich ist das etwas unverständlich, denn nach allen Informationen, die wir bisher über und von Janet Yellen gehört haben, war doch klar, dass die neue US-Notenbankchefin die bisherige Geldpolitik von Ben Bernanke fortführen wird. Alles andere hätte die Märkte zurzeit sicherlich stark verunsichert.
Um 14:30 Uhr MEZ wurde dann das Redemanuskript veröffentlicht: Die Kurse zuckten ein wenig hin und her, anschließend wurde ein Teil der Kursgewinne wieder abgebaut – also vielleicht doch enttäuschte Erwartungen? Aus dem Manuskript geht eben genau das oben Gesagte hervor. Es sind keine Veränderungen zum vorherigen geldpolitischen Kurs zu erkennen. Mich wundert nur, dass hier der Markt etwas anderes erwarten haben soll oder sogar tatsächlich erwartet hat. Aber geschenkt, blicken wir nach vorne – und zwar zum DAX: Die Analyse der Gegenbewegung
Mein Kollege Torsten Ewert hatte gestern hier im Steffens Daily bereits darauf hingewiesen, dass wir die Marktsituation in einer Konsolidierung an der Stärke der Gegenbewegung, die einem Kursrückgang folgt, analysieren. Dazu noch einmal vertiefend der aktuelle DAX:
Wir hatten einen Kursrückgang zu verzeichnen, der mit 7,38 Prozent vom Hoch aus gerechnet, signifikant war und somit eine Konsolidierung darstellt. Die wichtige Frage ist, ob noch eine weitere Abwärtsbewegung folgt. Und wie Sie vielleicht bereits wissen, untersuchen wir die Stärke des Marktes an der Gegenbewegung, die auf eine Konsolidierung folgt.
Fibonacci-Niveaus geben gute Hinweise
Um hier eine Unterteilung zu finden, die eine vergleichbar hohe Relevanz hat, greifen wir auf die Fibonacci-Niveaus zurück. Hier gilt: Je stärker die Gegenbewegung, desto weniger bearish ist die Situation. Ich habe das hier mit den Farben rot bis grün verdeutlicht.
Wenn lediglich 23,6 Prozent der vorherigen Abwärtsbewegung in einer Gegenbewegung wieder gutgemacht werden, ist das sehr bearish zu werten. Auf diese kraftlose Reaktion der Bullen folgen zumeist schnell neue Tiefs.
Bei 38,2 Prozent ist das Bild nicht viel anders. Hier steigt dann aber zumindest die Wahrscheinlichkeit für eine Seitwärtsbewegung an.
Die entscheidende Marke liegt aber im Bereich des 50-Prozent-Retracement. So lange die Kurse nicht über diese 50-Prozent-Marke steigen, ist die Wahrscheinlichkeit für eine Fortsetzung der Abwärtsbewegung und damit für neue Tiefs immer noch größer als für ein neues Hoch! Eine 50-prozentige Gegenbewegung kann somit einen ganz normalen Abwärtstrendkanal einleiten.
Erst wenn dieser Marke überwunden wird, wäre das ein Zeichen dafür, dass die Bullen noch genügend Kraft haben. In diesem Fall sinkt also die Wahrscheinlichkeit für neue Tiefs deutlich.
Wirklich bullish wird es erst mit neuen Hochs
Wirklich bullisher wird es aber natürlich erst, wenn ein neues Hoch ausgebildet wird. Das ist das verlässlichste Zeichen für das Ende einer Konsolidierung. Und selbst dann gibt es noch die Möglichkeit, dass es sich nur um eine Fehlsignal handelt oder aber dass die Kurse nach kurzer Zeit wieder zusammenbrechen. Alles ist immer möglich, das dürfen Sie nie vergessen.
Doch wir arbeiten mit Wahrscheinlichkeiten und dementsprechend reagieren wir auf die Entwicklungen. Der DAX ist heute an die 50-Prozent-Marke gestiegen. Nun müssen wir abwarten, ob diese Marke nachhaltig überwunden wird, oder nicht. Hier fällt die erste Entscheidung.
Relevanz der Marken
In diesem Fall ist übrigens auch schön zu erkennen, dass die Fibonacci-Zahlen tatsächlich eine hohe Relevanz haben, denn sowohl das 50er als auch das 76,4er-Niveau liegen genau auf wichtigen Widerständen (schwarzer und blauer Pfeil) nach klassischer Charttechnik, die man natürlich auch als Signalgeber nutzen kann.
Viele Grüße
Ihr
Jochen Steffens