Die Anleger werden in dieser Woche genau beobachten, ob und inwieweit die Federal Reserve und der Anleihemarkt auf Donald Trumps jüngste Forderungen nach Zinssenkungen reagieren.
Obwohl es äußerst unwahrscheinlich ist, dass die Zentralbank ihre Entscheidungen von Anweisungen des Weißen Hauses leiten lässt, wird die politische Agenda von Trump 2.0 unweigerlich eine Rolle spielen – direkt oder indirekt.
Am Donnerstag vergangener Woche machte Trump unmissverständlich klar, dass er eine Zinssenkung „fordern“ werde. Auch wenn er keinen direkten Einfluss auf die Entscheidungen der Fed hat, bleibt sein politischer Druck nicht ohne Auswirkungen – zumindest nicht auf die Märkte. Ob sich dieser Einfluss jedoch mit Trumps Vorstellungen deckt, ist eine andere Frage.
„Ich werde Saudi-Arabien und die OPEC auffordern, die Kosten für Öl zu senken“, erklärte Trump in einer virtuellen Ansprache auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Und weiter: „Wenn die Ölpreise sinken, werde ich verlangen, dass auch die Zinsen sofort gesenkt werden.“
Wie stehen die Chancen auf eine Zinssenkung?
Laut den Fed-Funds-Futures ist davon auszugehen, dass die Fed ihren Leitzins bei der Sitzung am Mittwoch (29. Januar) in der Spanne von 4,25 % bis 4,50 % belässt. Der Fokus der Anleger könnte sich stattdessen auf die Sitzung am 19. März richten – ein Termin, der mehr Potenzial für Veränderungen birgt. Allerdings schätzen die Futures die Wahrscheinlichkeit aktuell auf 58 %, dass die Fed auch dann die Zinsen unverändert lässt. Das entspricht fast einem Münzwurf und liefert den Märkten kaum eine klare Richtung.
Der Markt für US-Staatsanleihen scheint derzeit eine eher neutrale Haltung in Bezug auf mögliche Zinsänderungen der Fed einzunehmen. Das zeigt der Spread zwischen der 2-Jahres-Rendite und der effektiven Fed Funds Rate (EFF), der zuletzt nahe null lag. Am Freitag (24. Januar) lag die 2-Jahres-Rendite mit 4,27 % nur knapp unter der EFF.
Früher deutete ein deutlich negativer Spread oft auf bevorstehende Zinssenkungen hin – wenn die 2-Jahres-Rendite weit unter der EFF notierte. Der aktuelle Spread deutet jedoch auf eine weniger klare Markterwartung hin.
Einige Analysten rechnen mit Zinssenkungen im März und Juni, doch die Politik der Trump-Regierung sorgt weiterhin für Unsicherheit.
Auch nach der ersten Woche seiner Präsidentschaft bleibt vieles unklar: Trumps Pläne zu höheren Zöllen, Steuersenkungen und Einwanderungsreformen werfen Fragen auf. Diese Faktoren werden sich direkt auf die Wirtschaftstätigkeit und die Inflation auswirken – und somit auch auf die Entscheidungen der Fed.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist das wachsende Haushaltsdefizit. Gleichzeitig gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass die Inflation hartnäckiger ist, als zunächst angenommen. Solange keine Klarheit über den Kurs der Wirtschafts- und Finanzpolitik herrscht, dürfte sich die Fed mit weiteren Zinssenkungen zurückhalten.
Der Harvard-Ökonom Ken Rogoff erklärte: „Ich denke, die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung ist genauso hoch wie die einer Senkung.“
Bradley Saunders, Economist for North America bei Capital Economics, sieht die Lage ähnlich: „Wir erwarten von der Trump-Regierung eine stagflationäre Mischung aus Wirtschaftspolitik.“ In einer Mitteilung an Anleger betonte er, dass das Risiko je nach Zeitpunkt und Umsetzung von Trumps Maßnahmen weniger Spielraum für Zinssenkungen lasse.
Obwohl die Fed keine politischen Entscheidungen direkt auf Anweisungen des Präsidenten stützen dürfte, scheint die Geldpolitik derzeit stark von Trumps Plänen und ihrem Timing beeinflusst zu sein.