Kohle soll nach Jahren der Schrumpfung ein Comeback erleben: Der Rohstoff wird als kritisches Mineral eingestuft, Umweltvorschriften werden gekippt, Darlehensprogramme aufgelegt. Das Ziel: Mehr Energie für die Nutzung im Inland und für Exporte.
"Wir werden die Bergleute wieder in Arbeit bringen": Trump unterzeichnete am Dienstag eine Executive Order zur "Wiederbelebung der schönen sauberen Kohleindustrie Amerikas", wie es wörtlich heißt.
"Um Amerikas wirtschaftlichen Wohlstand und seine nationale Sicherheit zu sichern, die Lebenshaltungskosten zu senken und den steigenden Strombedarf durch neue Technologien zu decken, müssen wir die inländische Energieproduktion, einschließlich Kohle, steigern", begründet das Weiße Haus den Vorstoß.
Kohlekraftwerke werden wiedereröffnet oder neu gebaut
Die Order weist Bundesbehörden an, die aus der Obama-Ära stammenden Beschränkungen die Kohlenutzung aufzuheben. Trump weist mit der Verordnung zudem das Innenministerium an, Kohlevorkommen auf Bundesland zu lokalisieren, Hindernisse für den Bergbau abzubauen und Verpachtungsverfahren zu beschleunigen.
"Alle geschlossenen Anlagen werden wiedereröffnet, sofern sie modern genug sind. Oder sie werden abgerissen und durch brandneue ersetzt", kündigte der Präsident bei der Bekanntgabe der Order im Weißen Haus an. Kohle erfährt eine signifikante Aufwertung: Der neu geschaffene Nationale Energierat soll den Rohstoff als kritisches Mineral einstufen.
Die Regierung verweist auf den durch KI und Elektrofahrzeuge steigenden Strombedarf. Kohle sei für den Antrieb dieser Technologien und die Unterstützung von Industrien wie der Stahlindustrie unerlässlich. Aufgrund des Wachstums stromhungriger Rechenzentren für KI, EVs und Kryptowährungen steigt der Strombedarf in den USA erstmals seit zwei Jahrzehnten.
Energieversorger warnen, dass eine zu schnelle Stilllegung von Kohlekraftwerken das Netz belasten könnte, insbesondere bei einer Häufung extremer Wetterereignisse. Umweltverbände argumentieren anders und verweisen darauf, dass 93 % des in diesem Jahr in den USA neu eingespeisten Stroms laut Prognosen der Regierung aus Solar- und Windenergie sowie Batterien stamme.
Kohle ist in den USA seit Jahrzehnten auf dem Rückzug
Die Kohleproduktion des Landes war in den vergangenen Jahren sichtbar auf dem Rückzug: Deutlich billigeres Erdgas, aber auch ein Zuwachs bei erneuerbaren Energien haben den Bedarf reduziert.
2023 besaßen Kohleunternehmen lediglich 279 Bundespachtverträge mit einer Fläche von fast 422.000 Acres – nach 489 Pachtverträgen 1990 mit etwa 730.000 Acres. Nach Angaben der US Energy Information Administration (EIA) trägt Kohle heute nur noch 15 Prozent zur Stromerzeugung in den USA bei. Im Jahr 2000 lag der Anteil noch bei über der Hälfte. Die Zahl der Kohlebergleute sank in den letzten zehn Jahren von 70.000 auf 40.000.
Trumps Aussagen zufolge sollen Energieministerium und andere Behörden prüfen, ob weitere Kohlekraftwerke am Netz bleiben oder reaktiviert werden können. Die Umweltschutzbehörde arbeitet Medienberichten zufolge bereits an einer Lockerung der Umweltschutzbestimmungen für Kohlekraftwerke. So sollen bestimmte Anlagen von den Luftqualitätsvorschriften ausgenommen werden.
Kohle sei reichlich vorhanden, kostengünstig und könne bei jedem Wetter genutzt werden, heißt es in der Verordnung. "Amerikas Kohlevorkommen sind riesig und werden derzeit auf Billionen von Dollar geschätzt. Sie können mehr als ausreichend zur Energieunabhängigkeit Amerikas beitragen, mit Überschüssen, die exportiert werden können, um Verbündete und unsere wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zu unterstützen."
Nachdem Trump die Anordnungen unterzeichnet hatte, stellte das Energieministerium Finanzmittel für Darlehensprogramme in Höhe von 200 Mrd. USD zur Verfügung, unter anderem für neue Kohletechnologien. Diese könnten etwa zur CO2-Abscheidung (Carbon (ETR:SGCG) Capture) verwendet werden.
An der Börse reagierten Aktien der Kohleproduzenten Peabody (ISIN: US7045511000, WKN: A2DPT7) und Core Natural Resources (ISIN: US2189371006, WKN: A40ZGW) mit deutlichen Aufschlägen.