- Der Quartalsbericht von Uber zeigt weitere Fortschritte in Richtung Profitabilität
- Die Wirtschaftlichkeit des Plattformmodells bietet Raum für ein erhebliches Gewinnwachstum
- Die Anleger zahlen immer noch viel Geld - zu viel Geld - für ein Unternehmen, bei dem noch viel zu tun ist
Uber (NYSE:UBER) scheint endlich auf dem richtigen Weg zu sein. Das Unternehmen ist seit Jahren von einer gewissen Negativität umgeben. Der umstrittene Gründer Travis Kalanick trat 2017 im Zuge einer umfassenden internen Untersuchung zurück. Der Fahrdienst bereitete dann in den nächsten Jahren seinen Börsengang vor - der prompt floppte. Die Aktie wurde am ersten Tag mit einem Abschlag gehandelt und schloss das Jahr 2019 mit einem Rückgang von 34 % gegenüber dem Ausgabepreis ab.
Es folgte die Coronavirus-Pandemie, die die Nachfrage im Fahrgeschäft beeinträchtigte. Uber hat in den Jahren 2020 und 2021 8 Mrd. USD an Barmitteln verbrannt. Eine kurze Rückkehr über den IPO-Preis wurde dann wieder rückgängig gemacht, als der Markt quasi alle Wachstumswerte auf Talfahrt schickte.
Quelle: Investing.com
Nach dieser schwierigen Phase scheint Uber jedoch endlich auf Kurs zu sein. In der Tat ist es schwer, nicht zumindest ein wenig von dem Bericht zum 3. Quartal beeindruckt zu sein, den das Unternehmen letzte Woche vorgelegt hat. Denn das Unternehmen, das trotz all seiner Schwächen immer ein enormes Potenzial bot, scheint endlich zumindest einen Teil dieses Potenzials auszuschöpfen.
Für das bereinigte EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) werden schwarze Zahlen geschrieben. Das Liefergeschäft läuft gut. Und es sieht ganz so aus, als würde Uber Marktanteile bei den Mitfahrgelegenheiten hinzugewinnen.
Das ist eine wirklich gute Nachricht. Besorgniserregend ist jedoch, wie viel gute Nachrichten noch im Kurs eingepreist sind.
Das Geschäft läuft allmählich rund
Im Jahr 2019 wurde Uber bei seinem Börsengang mit 82,4 Mrd. USD bewertet. Das war eine unglaubliche Zahl für ein Unternehmen, das selbst auf stark bereinigter Basis nicht annähernd profitabel war.
Drei Jahre später ist Uber jedoch tatsächlich profitabel, zumindest nach der Definition eines Investors. Das bereinigte EBITDA lag im 3. Quartal bei 516 Millionen USD - im Vergleich zu nur 8 Mio. USD im Vorjahr. Uber rechnet mit einem Umsatz von 600 bis 630 Mio. USD im 4. Quartal, was etwa dem Siebenfachen des Vorjahresergebnisses entspricht.
Skeptiker werden zu Recht darauf hinweisen, dass das bereinigte EBITDA das Unternehmen im bestmöglichen Licht erscheinen lässt. Darin sind nämlich insbesondere die aktienbasierten Vergütungen nicht enthalten, die immerhin insgesamt 432 Mio. USD ausmachten. Der freie Cashflow von Uber belief sich in diesem Quartal auf 358 Mio. USD; dieser Cashflow stammte zum Teil aus der Ausgabe von Aktien an Mitarbeiter.
Das alles ist ein echter Fortschritt. Das bereinigte EBITDA von Uber belief sich im vierten Quartal 2019 auf einen Verlust von 615 Mio. USD. Die Prognosen implizieren also einen Umschwung über rund 1,2 Mrd. USD in nur drei Jahren.
Dieses Geld stammt nicht nur aus dem Fahrgeschäft. Das Liefergeschäft hat die massiven Anfangsverluste in die Gewinnzone gebracht (wiederum auf bereinigter Basis). Das Frachtgeschäft steigerte seinen Umsatz im 3. Quartal um mehr als 300 %.
Gründe für Optimismus
Was UBER hier interessant macht, ist, dass dieser Trend die positive Ökonomie eines Plattformgeschäfts hervorhebt. Jede zusätzliche Fahrt, Lieferung oder Frachtbuchung, die Uber generiert, sollte theoretisch außerordentlich profitabel sein. Wenn das System erst einmal eingerichtet ist, sind die Grenzkosten für eine weitere Fahrt beispielsweise vernachlässigbar. Natürlich müssen die Fahrer bezahlt werden, und es fallen weitere Kosten an, aber die Gewinnspannen von Uber sollten theoretisch mit steigenden Umsätzen schnell mitziehen.
Und im Großen und Ganzen ist es das, was wir sehen. Das Liefergeschäft hat im 3. Quartal 2019 50 Cent pro Dollar Umsatz verloren, während es drei Jahre später im selben Quartal mehr als sechs Cent verdient hat.
Dieser Trend dürfte sich im Lieferbereich fortsetzen; die Gewinnspannen des Fahrdienstgeschäfts können sich ausweiten, insbesondere wenn Uber dem Konkurrenten Lyft (NASDAQ:LYFT) mehr Marktanteile abnimmt. Bei einem Jahresumsatz von einigen Milliarden und einem kontinuierlichen Wachstum von mehr als 20 % sollte das EBITDA von Uber im Laufe der Zeit nicht mehr nur die aktienbasierte Vergütung abdecken, sondern echten Wert für die Aktionäre schaffen.
Geduld spielt hier für den Investor
Das Problem mit der UBER-Aktie ist, dass all diese Fakten allgemein bekannt sind. Der Markt preist ein beträchtliches Gewinnwachstum ein.
Wird sprechen von einem Unternehmen mit eine Marktkapitalisierung von 49 Mrd. USD. Die Prognose für das 4. Quartal deutet darauf hin, dass der freie Cashflow unter Berücksichtigung der aktienbasierten Vergütung gerade eben positiv sein könnte.
Und es ist auch erwähnenswert, dass das makroökonomische Umfeld wahrscheinlich zumindest in einem gewissen Umfang hilfreich ist. Trotz der Inflation geben die Verbraucher Geld aus. Dara Khosrowshahi, CEO von Uber, sagte in der Telefonkonferenz zum 3. Quartal sogar: "... wir sehen offen gesagt keine Anzeichen für eine Verbraucherschwäche."
Das kann sich ändern. Wie der CEO des Konkurrenten Lyft sagte, kann sich die Lieferung eines Salats für 30 Dollar in einem inflationären Umfeld nicht ewig halten. Auch der Reiseboom steht vor einem Höchstpunkt.
Zugegebenermaßen können Investoren hier einen Wert sehen. Es ist möglich, ein mehrjähriges Wachstum des freien Cashflows im Bereich von mehreren Milliarden US-Dollar zu modellieren - mehr als genug, um ein solides Aufwärtspotenzial gegenüber dem aktuellen Kurs zu suggerieren.
Das makroökonomische Risiko von Uber bedeutet jedoch, dass das Wachstum nicht unbedingt geradlinig verlaufen wird. Und es ist nicht garantiert, dass es schnell genug geht, um die Aktie bei 27 USD zu einem Schnäppchen zu machen. Uber hat in diesem Jahr bisher gute Arbeit geleistet, aber die Investoren sollten sich noch etwas gedulden.
Offenlegung: Vince Martin ist derzeit in keinen der hier besprochenen Wertpapiere investiert.