Uber (NYSE:UBER) soll an diesem Montag den US-amerikanischen S&P 500 als neues Indexmitglied bereichern. Was kann das für den Aktienkurs bedeuten?
Nach mehreren Monaten der Achterbahnfahrt an der Börse sind die Aktien von Uber in diesem Jahr um fast 150% gestiegen, was ihre Rendite mit Bitcoin vergleichbar macht. Jetzt steht Uber an einem Wendepunkt. Zum einen gelang es dem Unternehmen kürzlich, profitabel zu werden, zum anderen steht es vor einer großen Chance: An diesem Montag wird Uber der elitären Gruppe von Unternehmen beitreten, die im größten US-Index, dem S&P 500, gelistet sind, und dort Sealed Air Corp (NYSE:SEE). ersetzen.
Die letzten Unternehmen, die dem Index beigetreten sind, waren Epam Systems im Jahr 2021 und Tesla (NASDAQ:TSLA) im Jahr 2020. Dieses Mal ist das Ereignis auch aufgrund der Marktkapitalisierung von Uber von 130 Milliarden US-Dollar signifikant, die fast das Vierfache des durchschnittlichen Börsenwerts eines S&P 500-Unternehmens von etwa 31 Milliarden US-Dollar beträgt. Aber bedeutet das Eintreten in die Ränge der 500 größten US-gelisteten Unternehmen und das Erfüllen aller Anforderungen wirklich den Beginn eines ganz neuen Kapitels für das Unternehmen?
Was ist vom „S&P 500-Phänomen“ zu erwarten? An der Wall Street ist es seit Jahren bekannt. Im Wesentlichen besteht es in der positiven Auswirkung des Indexbeitritts auf den Aktienkurs. Dies resultiert nicht nur aus dem gesteigerten Vertrauen in ein Unternehmen und aus dessen Prestige, sondern auch aus dem institutionellen Interesse: ETFs auf den S&P 500 beeinflussen die Bewertungen dieser Unternehmen, da sie gezwungen sind, sofort zu kaufen, wenn ein Unternehmen in den Index aufgenommen wird – es ist an dieser Stelle erwähnenswert, dass ETFs auf den S&P 500-Index die größten Fonds ihrer Art weltweit sind.
Anfang 2023 hatten US-Fonds (einschließlich ETFs), die dem S&P 500 folgen, ein Gesamtvermögen von 5,7 Billionen US-Dollar. Seitdem sind sie wahrscheinlich im zweistelligen Bereich gewachsen, mit der laufenden Rally an der Wall Street und einem Anstieg des Indexes um 18%. Ihre Bewertung macht nun etwa ⅛ des Gesamtwerts des gesamten Aktienmarktes aus, und die drei größten ETFs, die dem S&P 500 folgen, haben einen kombinierten Wert von etwa 1,2 Billionen US-Dollar. Dies zeigt, dass Uber – vorbehaltlich einer weiteren Verbesserung der Börsenstimmung – langfristig gesehen auf beträchtliche Zuwächse zählen kann.
Historisch gesehen hat die Aufnahme in den S&P 500-Index die Stimmung vorübergehend unterstützt, aber dies allein bestimmt nicht den Erfolg eines Unternehmens an der Börse. So legte zwar Tesla seit seinem Debüt fast 19% zu. Das Debüt von Epam Systems im Jahr 2021 erwies sich dagegen allerdings als außergewöhnlich schwach; kurz nach der anfänglichen Rally wurde ein Verkaufsdruck ausgelöst, der die Aktie bis heute dominiert.
Bedenken hinsichtlich des „S&P 500-Phänomens“
Natürlich ist der Eintritt in den Index von Bedeutung – insbesondere zu einer Zeit, in der die Indizes steigen und Fonds gezwungen sind, Aktien zu kaufen –, es ist jedoch auch zu bedenken, dass sie genauso gut gezwungen sein könnten, sie zu verkaufen. Aber Uber ist ein mächtiges Unternehmen mit einer erheblichen Marktkapitalisierung, und der Beitritt zum S&P 500 wird dazu beitragen, mehr Aufmerksamkeit von Investoren zu erlangen.
Es scheint eher naiv zu sein, zu denken, dass der Aktienkurs von Uber steigen wird, nur weil das Unternehmen dem S&P 500 beigetreten ist, obwohl Analysten von Oppenheimer sagen, dass dies die allgemeinen Bedingungen für einen Anstieg seiner Aktien beschleunigen und verbessern werde, unter anderem durch ein Aktienrückkaufprogramm, um das Anlegervertrauen in die kontinuierliche Schaffung von Aktionärswert zu verbessern. Es gibt allerdings auch abseits des Ereignisses, das das Unternehmen am Montag erwartet, zahlreiche Gründe für einen Börsenerfolg von Uber: von einem kompetenten Vorstand bis zu verbesserten Margen.
Ein Schlüssel? Nettomargen und höhere freie Cashflows
Angesichts dessen, dass das Unternehmen immer noch in einem Geschäft mit niedrigen Margen tätig ist, sind entscheidende Aspekte für das Unternehmen das anhaltende Wachstum und die Expansion. Aber der eigentliche Hebel für Renditen der Aktionäre sind Margen. Bisher entwickelt das Management das Unternehmen hervorragend, und Uber ist nicht mehr dasselbe Unternehmen, das 2019 Cash verbrannt hat – was damals Bedenken hinsichtlich seiner Rentabilität bei galoppierenden Kosten und steigender Konkurrenz aufkommen ließ. Interessanterweise wurde das Geschäft von Uber Eats seit der Covid-19-Pandemie zu einer wichtigen Einnahmequelle und hat das Transportgeschäft „entthront“. Das hätte kaum jemand voraussehen können.
Hätte das Unternehmen den Eats-Dienst nicht eingeführt und es geschafft, auf seiner vorhandenen Struktur ein völlig neues Geschäft aufzubauen, hätte es wahrscheinlich angesichts der Pandemie ein wenig inspirierendes Schicksal erlitten und könnte heute nur davon träumen, dem S&P 500 beizutreten. Das Management zeigte aber Kompetenz und Entschlossenheit – heute ernten Uber und seine Aktionäre gemeinsam die Früchte. In den vergangenen vier Quartalen hat das Unternehmen 1 Milliarde US-Dollar Gewinn erwirtschaftet, und im 3. Quartal wurden 221 Millionen US-Dollar bei einem Umsatz von 9,29 Milliarden US-Dollar gemeldet. Um dies zu erreichen, musste es unter anderem fast 3.500 Mitarbeiter entlassen.
Niedrigere Lieferkosten haben die Margen verbessert. Das Unternehmen hat hohe Ziele und vergleicht sich mit großen Technologieunternehmen wie Google (NASDAQ:GOOGL) und Microsoft (NASDAQ:MSFT). Ziel ist es, den Markt für Transport und Lieferungen zu dominieren. Ein Schlüssel für sein weiteres Wachstum an der Börse wird die weitere schrittweise Verbesserung der Margen sein.
In kurzfristiger Hinsicht ist der Einfluss des Beitritts von Uber zum S&P 500-Index auf den Aktienkurs nicht klar, viel wird auch vom allgemeinen Marktsentiment abhängen. Wenn sich dies eher schlechter entwickelt, könnte der Beitritt zum S&P 500 dem Markt ein Argument liefern, Gewinne mitzunehmen – ein Szenario des „Sell the news“. Andererseits ist der Beitritt zum S&P 500 langfristig sowohl mittel- als auch langfristig vorteilhaft für das Unternehmen.
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