Seit Beginn der Corona-Pandemie im März diesen Jahres sind die Kurse zu fast allen Assets dramatisch eingebrochen. Dies führte zu einer Verkettung unglücklicher Umstände, bei denen es -bisher- nur wenige Gewinner gab.
Die Lockdowns im Frühjahr (sowie der aktuelle) sowie Homeoffice-Regelungen der Arbeitgeber, Kontaktbeschränkungen, Einstellung von Schiffs- und Flugverkehr führten zu einem harten Einbruch der Kurse im Rohölsegment. Allen voran BRENT und WTI waren betroffen und wurden teils im negativen Kursbereich gehandelt, was es so in der Historie noch nie gegeben hat.
Nun beobachten wir eine Situation, die mehr als nachdenklich stimmen sollte. Bei allem Verständndis für die Bevölkerung, wieder zur Normalität wie vor Corona zurückkehren zu wollen, klammern sich derzeit alle an dem Strohhalm, den die Pharmakonzerne Moderna (NASDAQ:MRNA), Pfizer (NYSE:PFE) sowie Biontech (NASDAQ:BNTX) bieten. Die Medien tun ihr Übriges und setzen damit einen gefährlichen Hype in den Umlauf, der so nicht gerechtfertigt scheint.
Verständlicherweise sind die News gut, sofern die Vaccine ebenfalls "gut" sind. Hier sollte sich jeder die Frage stellen, wer und wann welche Impfstoffe überhaupt erhält, welche tatsächliche Wirksamkeit gegeben ist und welche Langzeit-/ (Neben-)Wirkungen die Vaccine für jeden einzelnen haben.
Bei CoVid19 wird es sich genau wie bei der herkömmlichen Grippe verhalten: die Forscher werden den Mutationen immer nur hinterherlaufen, anstatt den Virus von vorne eliminieren zu können.
Die derzeitige Euphorie ist nicht daher nicht nur überzogen, vielmehr sollte eine gewisse Hysterie vorherrschen, da es sonst im Regelfalls bis zu 10 Jahren dauert, bis ein Medikament marktreif und zugelassen ist. Die neuen Vaccine wurden in etwa 8 Monaten (!) entwickelt; die Zulassung ist aktuell noch nicht erteilt.
Ebenso ist es fragwürdig, welche Dosen weltweit benötigt werden und in welcher Zeit diese zur Verfügung gestellt werden können. Die logistische Herausforderung ist ebenfalls immens, da die Vaccine bei -70°C transportiert und gelagert werden müssen.
Zu allen Fakten kommen noch die Lagerdaten via API. Diese sind relativ ungenau, da eine Anbindung der Lagerstättenbetreiber kostenpflichtig ist und Daten daher lediglich freiwillig gemeldet werden. Völlig anders verhält es sich bei der EIA, die wesentlich konkretere Daten liefert.
Jedoch sollte man folgenden Faktor mit berücksichtigen: mehrere Million Barrel lagern immer noch auf Tankern vor den Küsten, die nicht mit in die Bewertung einfließen.
Trader sollten Entscheidungen daher genau überdenken und unötige Euphorie unterlassen, um Fakten den nötigen Raum zu geben.
Joachim Messing -17.11.2020