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Ein Finanzinvestor investiert 1,3 Mrd. USD in UBS (SIX:UBSG) Aktien und hält eine Verdopplung des Kurswertes für angemessen. Die Schweizer wollen am bewährten Fokus auf Vermögensverwaltung festhalten und zusätzlich mit dezidiert kontrollierter Offensive ins US-Investmentbanking vorstoßen.
Die UBS Aktie (VALOR: 24476758, ISIN: CH0244767585) machte in dieser Woche einen deutlichen Sprung. Der Grund: Der Einstieg des Investors Cevian Capital. Dieser hatte den Kauf eines Anteils im Wert von 1,3 Mrd. USD an der Bank bekannt gegeben.
Der Markt wertete dies als Bestätigung der Strategie der Schweizer, die auf Vermögensverwaltung ausgerichtet ist. Außerdem plant die UBS offenbar in die USA zu expandieren – allerdings maßvoll und ohne abenteuerliches Risiko. Dies kommt offensichtlich gut an.
Expansion im US-Investmentbanking mit Augenmaß
Es ist nicht der erste Sprung der UBS über den großen Teich. Schon vor mehr als zehn Jahren wollten die Schweizer im US-Investmentbanking expandieren, gaben diese Pläne aber wieder auf. Doch nach der Übernahme der Credit Suisse (SIX:CSGN) sieht der Vorstand hier offenbar wieder Potenzial.
Das Ungewöhnliche an dem Plan ist seine Bescheidenheit. Rob Karofsky, den die UBS für den Plan anheuerte, sagte gegenüber dem Wall Street Journal kürzlich, das Ziele der Bank sei, im Investmentbanking die Nummer 6 in den USA zu werden. Aktuell stehen die Schweizer laut einem umsatzbasierten Ranking von Dealogic auf dem 25. Platz. 2008 reichte es für den siebten Platz in den USA und den vierten Platz im Investmentbanking weltweit.
Das ist möglicherweise realistischer als die vielen mittlerweile begrabenen Pläne anderer Banken zur Expansion im US-Investmentbanking. Dieser Markt wird durch einige Institute wie Goldman Sachs (NYSE:GS), J.P. Morgan Chase und Bank of America (NYSE:BAC) dominiert. Neu hinzutretende Konkurrenz hat es schwer. Neben dem früheren Versuch der UBS gelten auch die Ambitionen der Deutschen Bank (ETR:DBKGn) und der britischen HSBC (LON:HSBA) als gescheitert.
Karofsky: Plathirsche nicht auf Heimatmarkt schlagen
Die UBS will nun laut Karofsky nicht versuchen, die Platzhirsche auf ihrem Heimatmarkt zu schlagen. Stattdessen wollen die Schweizer das „Beste vom Rest der Welt“ sein. Dies kommt auch in der Schweizer Politik, bei den Regulatoren und den Anteilseignern besser an. Im Zuge der Finanzkrise – die UBS hatte gerade einen teuren Expansionsversuch in den USA hinter sich – war eine staatliche Rettung aufgrund hoher Verluste erforderlich geworden. Die Bank wurde daraufhin verkleinert.
Doch auch der aktuelle Plan muss zunächst umgesetzt werden. Die Unternehmensstrategie begrenzt den Anteil der Assets im Investmentbanking auf 25 %. Reicht dies, um Kredite für große Geschäfte zu vergeben? Die UBS jedenfalls will eine kontrollierte Offensive im Investmentbanking mit der auf Vermögensverwaltung ausgerichteten Strategie – die den Großteil des Kapitals bindet – kombinieren. Die Personalie Karofsky ist kein Zufall: Ebendiese Strategie hat bei seinem früheren Arbeitgeber Morgan Stanley (NYSE:MS) gut funktioniert.
Die Übernahme der Credit Suisse im Frühjahr bildet die Basis für den neuen Anlauf der UBS in den USA. Mit der Übernahme verfügt das Institut über ein schlagkräftiges Fusions- und Übernahmegeschäft.
Investor Cevian hält Verdopplung der UBS Aktie für möglich
Was bedeutet der Plan für die UBS Aktie? Cevian jedenfalls geht von einer Unterbewertung aus. Der als aktivistisch geltende Investor hat fast 10 % seines Portfolios in die UBS investiert. Cevian-Mitbegründer Lars Förberg sieht die UBS wie eine durchschnittliche europäische Bank bewertet, nicht aber wie einen global führenden Vermögensverwalter.
Förberg rechnet vor, dass die Aktie bei einer Bewertung vergleichbar mit der US Bank Morgan Stanley rund doppelt so teuer sein müsste wie heute. Morgan Stanley ist im US-Investmentbanking stark, hat in den letzten Jahren jedoch vor allem auf Wachstum im Bereich Vermögensverwaltung gesetzt.
Nicht wenige Analysten sind ebenfalls überzeugt von der UBS Aktie. Aktuell gibt es laut Wall Street Journal zehn Kaufempfehlungen bei lediglich drei Verkaufsempfehlungen. Allerdings liegt der Median der Kursziele mit 31,56 USD nur knapp über dem aktuellen Kursniveau.
Unser Fazit: Die UBS Aktie hat seit der Übernahme der Credit Suisse im Frühjahr bereits um 50 % zugelegt. Einige Investoren sehen offenbar noch sehr viel mehr Potenzial. Ob die Orientierung an der Bewertung von US Banken sinnvoll ist, bleibt abzuwarten. Im Hinblick auf die Gewinne in den Geschäftsjahren 2024 und 2025 bestehen noch erhebliche Unsicherheiten. Es gibt deshalb auch Rückschlagspotenzial.