(DailyFX.de) Seitdem sich der Konflikt um die Schwarzmeer-Halbinsel Krim zumindest vorerst entspannt hat, geht es an den Börsen wieder aufwärts. Während der S&P500 in dieser Woche neue Allzeithochs markierte, hat der DAX zwar bis dahin noch ein paar Punkte Luft, aber mit ein wenig geldpolitischer Fantasie ging es gestern kurzzeitig über die Marke von 9.700 Punkten. Seit zwei Wochen zeigen sie sich auch die professionellen Marktteilnehmer wieder optimistischer. Mitte März noch setzten Fonds, Vermögensverwalter und Banken wegen der Krim-Krise und geopolitischen Risiken mehrheitlich auf eine einsetzende Schwäche im S&P500 am US-Terminmarkt. Spannend wird es heute um 14.30 Uhr, wenn die neuesten Zahlen zum US-Arbeitsmarkt veröffentlicht werden.
Optimistische 200.000 neue Stellen werden erwartet
In den ersten Monaten des Jahres haben diese Zahlen reihenweise enttäuscht. Sie lagen auch weit unter dem Durchschnitt aus dem Jahr 2013 mit einem monatlichen Anstieg von rund 194.000 neu geschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft. Schon im Dezember setzte die gedrosselte Entwicklung ein. In den vergangenen drei Monaten fanden durchschnittlich nur noch 129.000 Menschen einen neuen Arbeitsplatz. So klingen die Prognose von 200.000 Stellen für den Monat März und ein weiterer Rückgang der Arbeitslosenquote auf 6,6 Prozent auf den ersten Blick sehr optimistisch. Auch die neue Chefin der US-Notenbank zeigte sich bei der letzten geldpolitischen Lagebeurteilung zuversichtlich und nannte die extreme Kältefront als ausschlaggebend für den schwachen Jahresstart, welche zahlreiche Projekte maßgeblich vorerst lahmlegte.
Erwacht der Arbeitsmarkt aus seinem Winterschlaf?
So ganz unrealistisch erscheint die hohe Erwartung allerdings nicht, wirft man einen Blick auf den am Mittwoch veröffentlichten Bericht der privaten Arbeitsagentur ADP, der als gute Indikation für die heute anstehende Veröffentlichung herangezogen werden kann. In der Privatwirtschaft wurden immerhin im März 191.000 Stellen neu geschaffen.
Der stotternde Wirtschaftsmotor könnte wieder zum Laufen kommen, wenn die eingefrorene Batterie ihren Frostschaden gut überstanden hat. Der überraschende Zinsausblick, den die Fed-Chefin Yellen in der vergangenen Woche gab, das bereits im zweiten Quartal 2015 an der Zinsschraube gedreht werden könnte, wird maßgeblich beeinflusst von der Entwicklung am Arbeitsmarkt. Schlechte Zahlen könnten somit heute auch positiv wirken, da dann die Zinswende noch etwas nach hinten verschoben würde.
Allerdings erhöhten die institutionellen Anleger auch und gerade in Erwartung einer anziehenden Konjunktur und einer Abkühlung der geopolitischen Risiken ihre Positionen im US-Aktienmarkt (im S&P500) wieder. Diese würden bei einer erneuten Enttäuschung ihre Meinung ganz schnell wieder ändern. Somit gilt wohl eher, mit überzeugenden Zahlen könnten auch die Aktienmärkte zu einer Frühjahrsrally ansetzen und neue Rekorde in Angriff nehmen.
Analyse geschrieben von Niall Delventhal, Marktanalyst von DailyFX.de