Die Investoren haben den US-Dollar auf neue Tiefststände getrieben, nachdem die US-Notenbank Fed deutlich gemacht hatte, dass die Nullzinsen zumindest für die nächsten anderthalb Jahre bestehen bleiben werden. Laut dem aktuellen Dot-Plot per Juni sehen die geldpolitischen Entscheidungsträger in den USA nicht vor Ende 2022 eine Zinserhöhung. Sie waren auch der Meinung, dass weitere Käufe von Treasury-Anleihen und hypothekenbesicherten Wertpapieren (MBS) "mindestens auf dem gegenwärtigen Niveau" erforderlich sind, so dass die Tür für zusätzliche Anleihekäufe offen bleibt.
Die Aussicht auf billiges und schnelles Geld für die nächsten 18 Monate ist für den US-Dollar negativ, da dadurch jegliche Hoffnung auf eine signifikante Steigerung der Renditen ausgeschaltet und eine nachhaltige Flucht in sichere Anlagen ausgeschlossen wurde. Dass eine Zentralbank vor Zinserhöhungen zurückschreckt, belastet den Markt in einem Umfeld eines sich abschwächenden Wachstums, doch wenn sich die Märkte und Volkswirtschaften wie jetzt im Erholungsmodus befinden, fördert das Festhalten an niedrigen Zinssätzen zur Unterstützung einer stärkeren Konjunkturerholung die Risikobereitschaft. Aus all diesen Gründen kletterten der Euro, das Sterling, der australische, der kanadische und der neuseeländische Dollar gegenüber dem Greenback auf neue Mehrmonatshochs. Der größte Nutznießer war der australische Dollar, der um mehr als 1% auf den höchsten Stand seit Juli 2019 kletterte. Der EUR/USD durchbrach die Marke von 1,14 Dollar und markierte ein Dreimonatshoch.
Die Notwendigkeit einer akkommodierenden Geldpolitik zeigte sich in der Einschätzung der Fed, dass das Virus erhebliche Risiken birgt, und laut den gestrigen Worten des Fed-Chefs Jerome Powell denkt die Zentralbank wohl nicht einmal daran, die Zinsen zu erhöhen. Der Arbeitsmarktbericht per Berichtsmonat Mai war gut, aber die BLS-Arbeitslosenquote dürfte die Arbeitslosigkeit zu niedrig angesetzt haben, und es sei unklar, ob der Arbeitsmarkt im Mai die Talsohle durchschritten habe, so Powell. Nichtsdestotrotz sieht er eine Erholung in der zweiten Jahreshälfte, die durch die Nullzinspolitik unterstützt werde. Eine vollständige Erholung sei jedoch "unwahrscheinlich, solange sich die Menschen nicht sicher fühlen". Folglich werden sie auch weiterhin konsequent Gebrauch von der Möglichkeit der Notfallkreditvergabe machen und die Anleihekäufe nach Bedarf anpassen. Die Fed muss weiterhin Anleihen kaufen und die Zinssätze auf Null halten, denn es gibt noch viel "zu tun", um 22 bis 24 Millionen Amerikaner wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren, und Millionen könnten für einige Zeit arbeitslos bleiben. Die nächsten Monate werden "für die Beurteilung der tatsächlichen Situation von großer Bedeutung" sein, aber aus den Wirtschaftsprognosen der Fed und Powells behutsam optimistischem Tonfall geht klar hervor, dass die Zentralbank durch ihr Handeln nicht nur eine Depression verhindern, sondern auch eine Erholung ermöglichen konnte, was wiederum eine gute Nachricht für die US-Wirtschaft ist.
Das sind die wichtigsten Eckpunkte der Fed-Ankündigung:
- Kauf von Anleihen "mindestens im aktuellen Tempo".
- Bis 2022 bleiben die Zinsen nahe Null.
- Keine negativen Zinsen.
- Arbeitslosenquote bis Ende 2020 voraussichtlich bei 9,3%, Ende 2021 voraussichtlich bei 6,5%
- BIP schrumpft um 6,5% im Jahr 2020, steigt um 5% im Jahr 2021
Der USD/JPY zog sich nach der FOMC-Entscheidung zurück, aber da mit einer Konjunkturbelebung in den nächsten Monaten zu rechnen ist, sollten sich die Verluste in Grenzen halten.
Bleibt uns die hohe Risikobereitschaft erhalten? Nach der heutigen FOMC-Sitzung lautet die Antwort definitiv ja, aber die teils extremen Kurssprünge bei Devisenpaaren wie EUR/USD, AUD/USD, NZD/USD und USD/CAD erfordern jedoch eine Korrektur. In den letzten Wochen haben Anleger Devisen und Aktien unter der Prämisse nach oben getrieben, dass das Schlimmste vorbei sei, und die Aussagen von Powell zusammen mit den FOMC-Prognosen legen nahe, dass die Zentralbank diese Ansichten teilt.