- Die Dollar-Aufwertung um mehr als 25% schlägt hohe Wellen in zahlreichen Fachzeitschriften
- Einige Chartisten sprechen von einem möglichen Stimmungshoch und einer bärischen Kursumkehr
- Der Trend im DXY zeigt weiter nach oben und die Fed konzentriert sich vermutlich auf die Auswirkungen des USD auf die globalen Märkte
Haben Sie das vergangene Wochenende genossen? Vielleicht haben Sie sich mit einer heißen Tasse Kaffee, einem feinen Kürbis-Donut und Ihrer Sonntagsausgabe von Barron's entspannt.
Wenn ja, wurden Sie mit einem machohaften George Washington auf der Titelseite begrüßt. 'The Powerful Greenback' lautete der Titel der Reportage, in der noch einmal unterstrichen wurde, dass der US-Dollar-Index im letzten Jahr "stark wie ein Bulle“ war.
Dollar-Stärke: Hochtrabende Schlagzeilen und Zeitschriftenartikel
Quelle: Barron's
In den letzten 17 Monaten ist der USD sogar um atemberaubende 26 % gestiegen, wie der Invesco DB USD Bull ETF (UUP) zeigt. Dieser Bull-Run hat die globalen Finanzmärkte erschüttert - die Aktienmärkte sind auf Talfahrt gegangen, die Anleiherenditen haben in vielen Fällen 15-Jahres-Höchststände erreicht, während die ausländischen Märkte mit historisch einzigartigen Währungsschwankungen innerhalb ihrer Volkswirtschaften zu kämpfen haben.
UUP ETF: +26 % seit Mai 2021
Quelle: Stockcharts.com
Auch für amerikanische Unternehmen erweist sich die Dollar-Stärke als problematisch. Zu Beginn der wichtigen Berichtssaison für das 3. Quartal bedeutet der Anstieg des Dollars im Vergleich zum Vorjahr, dass die Gewinne multinationaler Unternehmen, die in erheblichem Maße im Ausland operieren, stark beeinträchtigt werden. Bank of America Global Research geht davon aus, dass die negativen Währungseffekte auf die aggregierten Umsatzerlöse der Unternehmen drei Prozentpunkte betragen werden. Das ist die größte Auswirkung des Wechselkurses auf das Umsatzwachstum seit Anfang 2015.
Die Wechselkurse belasten die Gewinne in dieser Bilanzsaison erheblich
Quelle: Bank of America Global Research
Der Dollar hat es nicht nur auf die Titelseite von Barron's geschafft. Auch Bloomberg Businessweek besprach den Greenback im Leitartikel. Ist der "Long-Dollar"-Trade jetzt schon die Konsensmeinung? Sollten Anleger erwägen, sich auf die andere Seite dieses Trades zu schlagen? Das ist sicher eine Möglichkeit, aber man muss nicht unbedingt über den UUP Short-Positionen eingehen oder einzelne Währungen kaufen, um auf eine Umkehr zu wetten.
Wette auf ein Dollar-Top
Der reine Besitz von Aktien, insbesondere nicht-amerikanischer Aktien, dient wahrscheinlich dem Zweck, eine Short-Dollar-Position zu halten. Bisher hat ein Spike im USD in diesem Jahr in der Regel nichts Gutes für die meisten Risikoanlagen bedeutet. Ein starker Anstieg des USD im bisherigen Jahresverlauf ging daher mit einer schlechten Rendite für den S&P 500 und einer noch schlechteren Performance für dollarabhängige Regionen wie die Schwellenländer einher. Eine einfache Long-Positionierung in einem dieser Bereiche würde also ein umfangreiches effektives inverses Dollar-Engagement ermöglichen.
Trau, schau, wem!
Ich habe mich in letzter Zeit gefragt, wie sehr die Stärke des Dollars die Gedanken der Mitglieder des Fed-Boards belastet. Ich behaupte jetzt mal, wenn es etwas gibt, das einen weiteren Bruch auf den globalen Finanzmärkten auslöst, dann wird es mit den Wechselkursen zu tun haben. Sehen Sie sich nur die Turbulenzen im Britischen Pfund Ende September an.
Als die neue britische Premierministerin Liz Truss eine fiskalisch stimulierende Steuersenkung ankündigte, sank der GBP/USD auf ein Allzeittief. Dies stand im völligen Widerspruch zu der bis zu diesem Zeitpunkt von der Bank of England verfolgten restriktiven Geldpolitik. Wenn die Zentralbanken und andere Regierungsbeamte nicht am selben Strang ziehen, wird dadurch das Ziel der Fed sabotiert, die finanziellen Bedingungen zu straffen.
Steigende Tendenz - bis zum Beweis des Gegenteils
Im Moment zeigt sich die starke Dynamik des USD jedoch bei jeder kleinen Kursdelle, die Käufer kommen einfach immer wieder. Ich denke, der USD wird so lange stark bleiben, bis die Fed andeutet, dass sie den Fuß vom Gaspedal nehmen wird. Bislang gibt es dafür keinerlei Anzeichen. Sollte es zu einem Rückgang des Greenback kommen, ist eine langfristige Unterstützung in der Nähe der 104er-Marke des DXY zu erwarten.
US Dollar Index: Breakout über 104, fast 10% über dem gleitenden 200-Tage-Durchschnitt
Quelle: Stockcharts.com
Fazit
In zwei führenden Investmentmagazinen war der US-Dollar in letzter Zeit das wichtigste Thema. Das ist ein häufiges Zeichen für übertriebenen Optimismus und dafür, dass eine Trendwende bevorstehen könnte. Der USD wird in dieser Gewinnsaison zweifellos im Mittelpunkt stehen und ist de facto ein Instrument, auf das sich die Fed stets verlassen hat, um die globalen Märkte unter Druck zu setzen. Die Anleger müssen sich im Klaren darüber sein, dass Stimmungsindikatoren zwar wichtig sind, die Kurstrends aber in der Regel gewinnen.
Offenlegung: Mike Zaccardi ist derzeit in keinen der hier genannten Instrumenten/Wertpapieren investiert.