Die US-Erdgaspreise liegen 20% unter ihrem Niveau von vor einem Jahr und das Wetter scheint dem Markt in nächster Zeit keine Pause einzuräumen—ein besorgniserregendes Phänomen für Gasbullen, als die Wetten auf steigende Gasvorräte aufgrund geringer Nachfrage durch Klimaanlagen in der letzten Woche hochschossen sind.
Die US-Versorgungsunternehmen haben den Schätzungen von Analysten nach letzte Woche 109 Mrd Kubikfuß (billion cubic feet, bcf) an Erdgas in die Lager eingespeist, als die Erdgasförderung in den USA weiter in der Nähe von Rekordniveaus liegt, zeigte eine Befragung von Reuters am Mittwoch.,
In jeder der letzten vier Wochen war die Nettoeinspeisung in die Gaskavernen dreistellig, als mildes Wetter all diejenigen mit Longpositionen im Markt zur Verzweiflung trieb.
Kurzfristige Wettervorhersagen treiben Bullen zur Weißglut
Dominick Chirichella, Direktor für Risikomanagement und Handel am Energy Manufacturing Institute aus New York, fasste es knapp zusammen:
“Die Wetterprognosen für die nächste Zeit kooperieren nicht mit den Bullen, als für den Großteil des Landes mit Ausnahme des Westens und der Golfküste in den kommenden Wochen normale bzw. unterdurchschnittliche Temperaturen vorhergesagt werden.”
“Ausgehend von der robusten Produktion und milden Temperaturen dürften die wöchentlichen Einspeisungen wahrscheinlich bis Ende Juni über den Durchschnittswerten liegen.”
Wie die Befragung durch Reuters zeigte, gab es letzte Woche 57 Kühltaggrade (cooling degree days, CDDs), verglichen mit 61 in der gleichen Kalenderwoche vor einem Jahr und einem 30-Jahresdurchschnitt von 50 CDDs in dem Zeitraum. DDDs messen die Anzahl der Grad Fahrenheit an einem Tag über 65 Grad Fahrenheit (18 Grad Celsius) und werden zur Abschätzung des Kühlbedarfs in Wohn- und Geschäftshäusern genutzt.
Der Gaskontrakt zum Frontmonat Juli mit Lieferung am Henry Hub beendete den Handel am Mittwoch an der New York Mercantile Exchange zu 2,386 USD per million metric British thermal units.
Henry Hub Gasfutures haben gegenüber dem gleichen Zeitpunkt im Vorjahr ein Fünftel ihres Wertes eingebüßt, da hohe Lagerbestände und mildes Wetter den Markt belasten.
Gaspreise 36% unter 2019er Jahreshoch
Die Verluste sind sogar noch höher, legt man das Jahreshoch von 3,722 USD per mmBtu vom 15. Januar zugrunde. Nur sechs Monate später haben die Henry Hub Futures 36% gegenüber diesen Höchstständen verloren. In der Tat befindet sich der Markt schon seit Dezember in einer Abwärtsbewegung, als der Gaspreis trotz des Hochs vom 15. Januar in jedem Monat in diesem Jahr gefallen ist.
Investing.coms technischer Tagesausblick hat eine “Stark Verkaufen” Bewertung zu US-Erdgas und sieht Unterstützung bei möglicherweise erst 2,324 USD per mmBtu. Ausgehend vom Referenzpreis am Mittwoch von 2,386 USD per mmBtu bedeutet dies weiteres Verlustpotential von etwa 3%.
Kent Bayazitoglu, Gasanalyst bei Gelber & Associates aus Houston, rechnet mit Gaspreisen zwischen 2,30 und 2,40 USD per mmBtu bis am Donnerstag um 16:30 MEZ die neuen US-Vorratsdaten erscheinen werden.
Und weiter:
“Die Wetterprognosen müssten erhebliche Hitze zeigen, um die Preise zurück auf 2,50 USD zu bringen.”
Scott Shelton, ein Broker von Energiefutures bei ICAP) aus Durham in North Carolina, sagte, dass abgesehen von der mangelnden Unterstützung durch das Wetter die meisten Gasbullen nicht engagiert seien, da sie die Vorratserhöhungen der letzten Wochen nur schwer erklären können.
Shelton weiter:
“Ich bin allerdings bullisch ... Ein Wert unter 100 bcf für diese Woche ist eine Vorbedingung für eine Rallye und ich habe wenig Vertrauen in die Fähigkeit des Marktes, die Vorräte derzeit vorherzusagen."
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