Von Kathy Lien, Geschäftsführerin Devisenstrategie bei BK Asset Management
Unbeachtlich davon wie der US-Dollar auf das geldpolitische Statement der Federal Reserve reagierte, die Hauptbotschaft ist, dass uns tiefere Zinsen ins Haus stehen. Am Markt wird nicht mehr bezweifelt ob es Zinssenkungen geben wird, sondern es wird nur noch über das Tempo spekuliert. Noch im März favorisierten zwei Mitglieder der US-Zentralbank eine Zinserhöhung in 2019 und 11 hielten keine Veränderung für wahrscheinlich. Jetzt sieht nur noch ein Mitglied die Notwendigkeit einer Zinserhöhung, während 8 das Absenken der Zinssätze befürworten. Am schwerwiegendsten für den Dollar ist, dass 7 dieser 8 Mitglieder zwei mal die Zinsen verringern wollen. Der St Louis Fed Präsident James Bullard wollte die Zinsen schon am Mittwoch um 25 Basispunkte absenken.
Wir mussten noch nicht einmal dem Zentralbankvorsitzenden Powell zuhören, um zu verstehen, wie pessimistisch die Bank über die vergangenen drei Monate geworden ist, da der Dot-Plot allein Bände spricht, wie dramatisch sich die Stimmung innerhalb der Fed gewandelt hat. Die Inflation lässt nach und die Unsicherheit steigt, während die Unternehmensinvestitionen zurückgehen. Obwohl die Fed ihren Ausblick für das BIP in 2019 aktualisiert und ihre Vorhersagen für die Arbeitslosigkeit gesenkt hat, dürfte ihr nächster Schritt eine Zinssenkung und keine Erhöhung sein. Die Fed hat auch das Wort “geduldig” aus dem FOMC-Statement gestrichen, von dem ursprünglich eine harte Linie erwartet wurde, das jetzt aber als Zeichen angesehen wird, dass wir nicht mehr lange auf eine Lockerung der Geldpolitik warten müssen. Und doch gab sich der Federal Reserve Vorsitzende Powell tapfer und beschrieb den Arbeitsmarkt als stark und die neuen Konjunkturdaten als gut, besonders die vom Verbraucherverhalten. Allerdings wird nicht viel nötig sein, um die Bankmitglieder zu einer Meinungsänderung zu bewegen, da sie Powell zufolge “in nächster Zeit viel mehr über die Risiken lernen” werden und wenn die Daten oder die Risikoeinschätzung schlechter wird, dann gibt es genügend Unterstützung in der Bank für ein rasches Aufdrehen des Geldhahns.
In aller Kürze, 6 Dinge, die man über die Fed-Sitzung am Mittwoch wissen sollte:
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Die Fed lässt die Zinssätze unverändert und streicht das Wort “geduldig” aus dem geldpolitischen Statement
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Der Dot-Plot signalisiert das erste Mal eine Zinssenkung – 8 von 17 Bankmitgliedern sehen in diesem Jahr eine Zinssenkung (7 von diesen favorisieren 2 Absenkungen)
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Die Fed sorgt sich, dass die Inflation, die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe, der Außenhandel und die Unternehmensinvestitionen weiter fallen werden.
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Geringere Inflationsvorhersagen, aktualisierte Prognosen für BIP und Arbeitslosenquote
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Jobwachstum und Verbraucherausgaben werden nicht ausreichen, um die Risiken zu kompensieren
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Aber die Fed will klarer sehen und erwartet in nächster Zeit viel von den neuen Daten zu lernen
Der US-Dollar fiel nach Erscheinen des FOMC-Statement und des Dot-Plots auf breiter Flur, aber sackte auf Powells Aussagen nicht weiter ab, da der Fed-Chef die Dringlichkeit einer geldpolitischen Lockerung herunterspielte. Er machte klar, dass die Bank weiter in einer Wartestellung ist, aber letztlich waren alle Änderungen im FOMC-Statement negativ für den Dollarkurs. Die Fed mag auf neue Daten warten, bevor sie eine Absenkung der Zinsen entscheidet, aber es wird nicht viel brauchen, um sie zum Handeln zu bewegen – ein oder zwei Monate mit Enttäuschungen bei der Verbraucherpreisinflation oder den Arbeitsmarktzahlen dürfte genügen. Wir glauben, dass der Dollar gegenüber JPY, CHF und CAD fallen sollte, aber seine Verluste gegenüber EUR, AUD und NZD dürften begrenzt ausfallen, da auch diese Zentralbanken dovish geworden sind.
Die Zentralbanken gegen den Investoren keine Pause, als heute die Bank von England zur Geldpolitik entscheidet. Anders als die EZB oder andere große Zentralbanken können die jüngsten Kommentare von Vertretern der Notenbank nicht als taubenhaft beschrieben werden. Sie alle sind besorgt über einen 'no-deal' Brexit, aber eine Reihe von Bankern, zu denen auch der stellvertretende Gouverneur Broadbent und Bankmitglied Saunders zählen, glauben, dass die Zinsen vielleicht schneller steigen müssen, als dies vom Markt erwartet wird. Diese Ansicht wurde in der Vergangenheit auch von Bankchef Carney geteilt, da die Zentralbank (wie wir auch) weiter von einem reibungslosen Brexit ausgeht. Sollte die Betonung auf Zinserhöhungen liegen, dann könnte das Pfund gegenüber dem Dollar auf 1,28 steigen und 0,88 Cent gegenüber dem Euro. Sollte die Bank allerdings in den Fußstapfen der Fed folgen und die Möglichkeit einer Lockerung der Geldpolitik betonen, dann sollte das Pfund gegenüber beiden Währungen auf ein neues Jahrestief fallen.