Vor der mit Spannung erwarteten Entscheidung der US-Notenbank Fed über die künftige geldpolitische Marschrichtung am Mittwoch haben sich die Devisen- und Aktienmärkte konsolidiert. Es handelt sich dabei um das wohl marktbewegenste Ereignis in dieser Woche und den größten Katalysator für nachhaltige Breakouts in die ein oder andere Richtung. Im Vorfeld des FOMC-Entscheids stehen noch die US-Einzelhandelsumsätze auf der Agenda, deren Zahlen sich auf die Positionierung vor der Zinsentscheidung auswirken dürften.
Die Verbraucherausgaben spielen eine extrem wichtige Rolle in der Fed-Geldpolitik, und eine Abnahme der Konsumfreude vor dem Hintergrund der Omikron-Angst könnte die Erwartungen für eine schnellere Straffung im nächsten Jahr dämpfen. Als der Fed-Chef Jerome Powell in der ersten Dezemberwoche sagte, es sei an der Zeit, das Wort "transitory" in Rente zu schicken und besser zu erklären, was die Notenbank mit vorübergehend meine, gab er den Anlegern ausreichend Zeit, ein früheres Ende der quantitativen Lockerung im nächsten Jahr einzupreisen.
Derzeit sind die Anleger auf der Suche nach Antworten auf drei Fragen, die sich aus der Dezember-Zinsentscheidung ergeben:
- Um wie viel mehr wird die Fed pro Monat tapern?
- Wie viele Zinserhöhungen gibt es im nächsten Jahr?
- Wie sehen die Wachstums- und Inflationsprognosen aus?
Aktuell reduziert die Fed ihre Wertpapierkäufe um 15 Milliarden Dollar monatlich. Wir gehen davon aus, dass die Federal Reserve diesen Betrag auf 25 bis 30 Milliarden Dollar verdoppeln wird. Alles, was unter diesem Wert liegt, könnte den US-Dollar auf Talfahrt schicken. Je umfangreicher das monatliche Tapering, desto besser für den US-Dollar und desto schlechter für die Aktienmärkte.
Der letzte Dot-Plot ist vom September. Zu dieser Zeit war nur eine Zinserhöhung für das nächste Jahr vorgesehen. Neun von 18 Mitgliedern sagten eine Anhebung der Leitzinsen im Jahr 2022 voraus. Angesichts der Inflation, die sich nahe dem höchsten Stand seit vier Jahrzehnten befindet, dürfte mehr als die Hälfte der US-Notenbanker für eine Zinserhöhung im nächsten Jahr plädieren, wobei immer mehr Mitglieder eine Straffung um 50 Basispunkte fordern. Der US-Dollar könnte steil nach oben klettern, sofern mehr als die Hälfte der Fed-Mitglieder zwei Zinserhöhungen im nächsten Jahr erwartet.
Während die Inflationsprognose nach oben korrigiert werden könnte, besteht die Gefahr, dass die BIP-Prognosen angesichts der Tatsache, dass das Wachstum bereits vor dem Auftreten von Omikron seinen Höhepunkt erreicht, nach unten korrigiert werden, was sich negativ auf den US-Dollar auswirken würde.
Gespannt blicken wir auch darauf, wie die Fed die Inflationsentwicklung künftig beschreiben wird, wo sie doch das Wort "transitory" aus der FOMC-Erklärung streichen will. Die Zinsentscheidung des FOMC, der Dot-Plot und die Wirtschaftsprojektionen werden allesamt um 20.00 Uhr MEZ veröffentlicht, gefolgt von Powells Pressekonferenz um 20.30 Uhr.
Für Trader, die den Fed-Zinsentscheid handeln wollen, gibt es drei mögliche Ansätze.
Der erste - und wahrscheinlich risikoreichste - besteht darin, sich für eine aggressivere Straffung durch die Fed im nächsten Jahr zu positionieren und vor der Bekanntgabe eine Position einzugehen - und kurz danach wieder auszusteigen. Der anfängliche Kursanstieg ist meistens nicht von Dauer, schließlich realisieren Händler, die sich vor der Zinsentscheidung positioniert haben, nach der Bekanntgabe der Entscheidung meistens schnell ihre angehäuften Gewinne.
Alternativ kann man auch 30 bis 45 Minuten nach Powells Rede abwarten, die endgültige Einschätzung des Marktes beobachten und bei Erreichen des Höchst- oder Tiefststandes nach der Reaktion kaufen oder verkaufen.
Die dritte Möglichkeit besteht darin, sich einfach zurückzuhalten und abzuwarten, bis sich der ganze Staub gelegt hat, um dann zur Eröffnung in Asien entsprechend des Richtungsimpulses zu handeln.