Vor dem Hintergrund der ersten geldpolitischen Sitzung der Federal Reserve (Fed) in diesem Jahr wäre es ein Leichtes, die gestrige Rallye des US-Dollars auf die Kommentare der Zentralbank zu schieben.
Doch nichts auf der Pressekonferenz des Fed-Chefs Jerome Powell rechtfertigte den gestrigen Anstieg des Dollars und die Verluste an den Aktienmärkten. Eine Rallye, wie wir sie heute beim Greenback gesehen haben, würde normalerweise durch falkenhafte Äußerungen ausgelöst werden.
Stattdessen waren die Änderungen im FOMC-Statement sogar etwas dovish: Die Zentralbank räumte ein, dass sich die Aktivität und die Beschäftigung in den von der Pandemie am stärksten betroffenen Regionen abschwächen und sagte für dieses Jahr eine moderate Inflation voraus. Dieser vorsichtige Ausblick erklärt, warum Powell der Meinung ist, dass es "zu früh ist, sich auf einen Termin für ein Tapering zu konzentrieren." Er sagte, dass sie immer noch weit davon entfernt sind, die Inflations- und Beschäftigungsziele zu erreichen. Sobald es also an der Zeit ist, die lockere Geldpolitik "allmählich" zurückzufahren, werden sie es uns lange im Voraus wissen lassen. Da Powell auf die Festlegung eines konkreten Zeitraumes für das Tapering komplett verzichtete, hätten die gestrigen Kommentare den Dollar eher nach unten, als nach oben treiben müssen.
Warum also ist der Greenback so kräftig gestiegen? Die Antwort lautet: wegen dem Aktienmarkt.
Der Dow Jones Industrial Average fiel um mehr als 2 % auf ein Dreimonatstief. Auslöser waren Bedenken, dass Spekulationsgeschäfte durch die Aufsichtsbehörden stärker reguliert werden könnten. Zwar war gestern FOMC-Tag, aber niemand konnte aufhören, über GameStop (NYSE:GME) und den von WallStreetBets angeheizten Short-Squeeze zu sprechen. Einige Investoren sind darüber besorgt, dass die enormen Verluste der Hedgefonds zur Auflösung von anderen Beteiligungen zwingen könnten.
In der Tat ist die Glattstellung riskanter Wetten einer der Hauptgründe, warum der US-Dollar gestern in die Höhe geschossen ist. Wenn der heutige Bericht zum US-Bruttoinlandsprodukt für das vierte Quartal die Erwartungen verfehlt, könnte sich der Abwärtstrend schnell wieder beschleunigen. In Zeiten wie diesen ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass Korrekturen immer schneller und aggressiver sind als Rallyes. Da die Einzelhandelsumsätze im vierten Quartal jeden Monat zurückgegangen sind, ist das Risiko für den heutigen Bericht eher nach unten gerichtet. Der USD/JPY ist anfällig für eine Korrektur, aber eine Rallye des US-Dollars wird sich am stärksten gegen Währungen mit hohem Beta bemerkbar machen. Und in diesem Fall sehen wir das größte Risiko für Folgeverluste beim EUR/USD, AUD/USD und USD/NZD.
Stärker als erwartet ausgefallene australische Inflationsdaten und chinesische Industriegewinne konnten weder dem AUD noch dem NZD auf die Sprünge helfen. Obwohl die Fundamentaldaten beider Länder robust und die Virusfälle gering sind, verzeichneten diese beiden Währungen im Jahr 2020 hohe Kursgewinne und sind daher am anfälligsten für eine deutliche Korrektur.
Auch die deutschen Inflationsdaten stehen heute auf der Agenda. Obwohl Volkswirte mit steigenden Preisen rechnen, ist die Inflation so niedrig, dass jeder Anstieg ignoriert werden dürfte. Der EUR/USD rutschte vor dem FOMC-Entscheid auf 1,21 Dollar ab, aber angesichts der Sorgen der EZB-Vertreter über die jüngste Aufwertung der Gemeinschaftswährung und dem Appetit des Marktes auf US-Dollar drohen dem Währungspaar wohl weitere Kursverluste in Richtung 1,20 Dollar.