Beobachtern zufolge dürften die bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen für noch mehr wirtschaftliche Unsicherheit und Spaltung in den gesamten Vereinigten Staaten sorgen. Investiere in Aktien oder warte die Wahl ab? In diesem Artikel wird untersucht, wie eine knappe Wahl zu Volatilität an der Wall Street führen und ob sich diese Unsicherheit auch auf Europa auswirken könnte.
(Abbildung: Tagesschau)
Das US-Wahlsystem: ein Kurzüberblick
Bevor wir uns der aktuellen US-Wahl 2024 widmen, geben wir unseren Lesern einen kurzen Überblick über das amerikanische Wahlsystem.
In den USA herrscht ein Zwei-Parteien-System, das von den Republikanern und den Demokraten dominiert wird. Hierbei werden der Präsident und der Kongress unabhängig voneinander gewählt. Die Amtszeiten des US-Präsidenten und des Kongresses sind festgelegt (vier Jahre für den Präsidenten, zwei Jahre für das Repräsentantenhaus sowie sechs Jahre für den Senat).
Während Deutschland ein Verhältniswahlrecht hat, verwenden die USA das Wahlmännerkollegium (Englisch: Electoral College), wodurch der Präsident indirekt durch Wahlmänner gewählt wird. Es gibt 538 Wahlstimmen, und ein Kandidat benötigt mindestens 270, um die Präsidentschaft zu gewinnen.
Die US-Wahl 2024: eine vorläufige Prognose
Auf der demokratischen Seite hat Amtsinhaber Joe Biden durch seine Entscheidung für eine erneute Kandidatur bereits frühzeitig klargestellt, dass es keine bedeutenden Herausforderer aus seiner Partei gibt, die sich den Vorwahlen gegen ihn stellen würden. Dementsprechend geht Joe Biden gegen seine wenigen Mitbewerber bereits jetzt als Favorit ins Rennen.
Bei den Republikanern war dagegen der Wettbewerb größer. Über mehrere Monate hinweg bildete sich eine umfangreiche Gruppe von Bewerbern, die jedoch aufgrund der deutlichen Umfragewerte zugunsten von Donald Trump bereits vor Beginn der Vorwahlen mehrheitlich aufgab. Nach der ersten Vorwahl im Bundesstaat Iowa schieden weitere Kandidaten aus.
Der erste Caucus fand am 15. Januar in Iowa statt. Trump gewann über 51 % der Stimmen und hatte damit den größten Vorsprung in der Geschichte der republikanischen Fraktionen in Iowa. Ron DeSantis, der Gouverneur von Florida, sicherte sich mit 21 % der Stimmen einen entfernten zweiten Platz, während Nikki Haley, eine ehemalige Gouverneurin von South Carolina und UN-Botschafterin, mit 19 % den dritten Platz belegte. Generelle Umfragen sehen zum jetzigen Zeitpunkt Trump leicht vor Biden.
(Abbildung: Süddeutsche Zeitung)
Unsicherheit führt zu kurzfristiger Volatilität
Der Ausgang der Wahl und die politische Ausrichtung des gewählten Präsidenten können Auswirkungen auf die Wirtschafts- und Finanzpolitik haben.
Shanna Strauss-Frank, Network Development Manager bei Freedom Finance Deutschland, sagt hierzu Folgendes: „Die Unsicherheit im Zusammenhang mit den Wahlen könnte zu Marktvolatilität führen. Darüber hinaus besteht aufgrund der Umkehrung der Zinsstrukturkurve immer noch das Risiko einer Rezession, auch wenn ihre Wahrscheinlichkeit aufgrund neuer makroökonomischer Daten allmählich abnimmt.”
Neben der Unsicherheit des Wahlausgangs stehen sowohl Biden als auch Trump persönlich in der Kritik. Trumps Kampagne hat sich bereits zu deinem Dauerkampf gegen die Justiz entwickelt aufgrund von zwei Strafverfahren wegen mutmaßlicher Schweigegeldzahlungen sowie der Verschleppung geheimer Regierungsdokumente. Weitere Verfahren können folgen.
Aber auch Bidens Kandidatur birgt Grund zur Sorge. In einer CNN-Umfrage im September gaben 73 % der Amerikaner an, sie seien ernsthaft besorgt, dass Bidens Alter seine körperliche und geistige Leistungsfähigkeit negativ beeinflussen könnte.
Diese Faktoren und Unsicherheit des Wahlausgangs haben sicherlich einen Einfluss auf den Aktienmarkt, jedoch ist dieser nicht so groß, wie viele Anleger glauben.
Darum sollten Anleger hierzulande durchatmen
Ganz gleich, wie sich der Verlauf der US-Wahlen 2024 entwickelt, Anleger in US-Aktien können vorerst aufatmen. Investmentstrategen der US-Bank analysierten Marktdaten im Verhältnis zum Wahlausgang bis ins Jahr 1948.
Die Ergebnisse der Analyse zeigen, dass es seit dem Jahr 1948 keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Kontrolle des Weißen Hauses und des Kongresses durch eine einzelne Partei und der Marktleistung gab.
Obwohl kurzfristige Volatilität vor Wahlen üblich ist, sind die langfristigen Auswirkungen von politischen Entscheidungen auf den Aktienmarkt häufig komplexer. Einige politische Maßnahmen können langfristig positive oder negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Dementsprechend sollten Anleger keine kurzfristigen Entscheidungen aufgrund der Wahlen treffen, auch mit Hinblick auf die europäischen Märkte.
Die anhaltende Inflation, sowohl hierzulande als auch in den USA, sind dagegen wichtigere Faktoren für eine Erholung der Wirtschaft. Laut Deutscher Bundesbank wird sich die Inflation hierzulande mehr als halbieren – die besten Voraussetzungen für einen starken deutschen Aktienmarkt im Jahr 2024 und Grund genug für Anleger, in vielversprechende Aktien und ETFs zu investieren.
(Abbildung: US Bank)
Fazit: eine langfristige Anlagestrategie ist der beste Schutz Ihres Privatvermögens
Die Grundvoraussetzungen für ein gutes Aktienjahr sind gegeben, da die Inflationszahlen weitestgehend rückläufig sind. Ein langfristiger Anlagehorizont ist daher der beste Schutz für Ihr Privatvermögen. Kurzfristige Marktvolatilität, insbesondere in Zeiten politischer Unsicherheit wie während einer US-Wahl, kann zu kurzfristigen Schwankungen führen.
Langfristige Anleger profitieren jedoch von der Fähigkeit der Märkte, sich langfristig zu stabilisieren und von zukünftigen Wachstumstrends zu profitieren. Durch eine breite Diversifikation des Portfolios über verschiedene Anlageklassen hinweg und das Festhalten an einer gut durchdachten Anlagestrategie können Anleger Schwankungen besser bewältigen und ihre Chancen auf nachhaltiges Vermögenswachstum erhöhen. Eine ruhige Hand und das Vermeiden von impulsiven Entscheidungen sind demnach Schlüsselfaktoren für Ihren langfristigen Anlageerfolg.