Die US-Notenbank Fed hat am vergangenen Mittwoch um 20:00 Uhr deutscher Zeit eine Epoche der US-Geldpolitik zu Ende gehen lassen. Sie erhöhte die Leitzinsen zum ersten Mal seit mehr als neun Jahren und leitete damit das Ende der Ära des billigen Geldes ein. Das sogenannte Zielband für den Leitzins steigt von 0,0% bis 0,25% auf 0,25% bis 0,5%. Die Erwartungen der Märkte (und auch unsere) wurden dabei voll erfüllt.
Fed-Strategie für die nächsten Zinsschritte unverändert
Vielmehr müssen wir über den Zinsentscheid der Fed gar nicht schreiben. Einerseits waren die Medien bereits voll mit diesem Thema, andererseits hatten wir Ihnen im Vorfeld dazu längst alles Wichtige berichtet. Auch was die zukünftige geldpolitische Strategie angeht, wiederholte Fed-Chefin Janet Yellen auf der Pressekonferenz zum Zinsentscheid nur das, was sie den Märkten im laufenden Jahr schon so oft mitgeteilt hat. So werden die nächsten Zinsschritte in Abhängigkeit von den wirtschaftlichen Daten erfolgen. Das war aber schon immer so und wird wohl auch immer so bleiben. Es scheint aber dennoch offenbar immer wieder erwähnenswert zu sein – weil es die Märkte beruhigt. Es sei zudem wichtig, die Bedeutung der ersten Zinserhöhung nicht zu dramatisieren, da auch nach dieser Zinserhöhung die Geldpolitik stimulierend für die US-Wirtschaft bleibe, sagte Yellen – ebenfalls nicht zum ersten Mal.
Wie oft werden die Zinsen in 2016 angehoben?
Und daher kann man den Zinsschritt schon abhaken. Die Märkte wurden monatelang darauf vorbereitet, hatten ihn daher zuletzt zu weit mehr als 80% erwartet und entsprechend bereits eingepreist. Nun stellt sich vielmehr die Frage, wie viele Zinsanhebungen es in 2016 geben wird. Die aktuellen Schätzungen reichen von zwei bis vier. Die Augen und Ohren sind daher bereits auf die nächste Fed-Sitzung gerichtet, weil man sich dann Antworten auf diese Frage erhofft.
Die Zinsen können auch wieder gesenkt werden
Andererseits stellt man sich an der Börse schon seit längerem die Frage, ob die US-Notenbank möglicherweise nicht zu spät gehandelt hat. Vielleicht erinnern Sie sich, dass wir schon vor Monaten für den Sommer eine erste Zinsanhebung befürwortet hatten (siehe zum Beispiel Analyse vom 14. Juni: „Geldpolitik der Fed – Die Märkte sollten eine frühe Zinsanhebung fürchten!“). Denn die nächste Abschwächung der US-Wirtschaftsleistung könnte bereits vor der Tür stehen. So ist die US-Industrieproduktion im November saisonbereinigt um 0,6% zum Vormonat gefallen. Und weil der November bereits der neunte Monat (!) mit rückläufigen Industrieproduktionszahlen im Jahr 2015 ist, wurde nun auch der Vorjahresvergleich zum ersten Mal seit Dezember 2009 negativ.
Und daher lautete am vergangenen Mittwoch (siehe „So wird das Börsenjahr 2016“) eine unserer Thesen für die Zukunft: „Vielleicht wird Janet Yellen die Zinserhöhung am 16. Dezember benötigen, damit sie den Leitzins dann später wieder senken kann.“
Sie wollen zukünftig derartige Analysen direkt in Ihr E-Mail-Postfach bekommen? Dann melden Sie sich zu unserem kostenlosen Börsennewsletter „Geldanlage-Brief“ an auf www.geldanlage-brief.de
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Geldanlage
Sven Weisenhaus
(Quelle: Geldanlage-Brief vom 20.12.2015)