Wie reagiert die EZB auf jüngste Entwicklungen beim Öl und aus China

Veröffentlicht am 09.03.2016, 09:08
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Nachdem der DAX in den vergangenen vier Handelstagen in relativ engen Bahnen seitwärts tendierte (blaues Rechteck im Chart) und damit die vorangegangenen Kursgewinne konsolidierte, kam es gestern früh zu einem deutlichen Kursrücksetzer. Dieser zeigte sich in Form einer großen Abwärtslücke, die den Index zunächst aus dieser Seitwärtsrange herausführte (roter Pfeil im Chart).

China bricht der Außenhandel weg
Der Grund für die schwache Handelseröffnung: Chinas Exporte sind (auf Dollarbasis gerechnet) im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat um stolze 25,4 Prozent eingebrochen und damit rund doppelt so stark, wie von Experten im Vorfeld erwartet. Zudem war dies der stärkste Rückgang seit der globalen Finanzkrise 2009. Zeitgleich gingen die Importe um 13,8 Prozent und damit ebenfalls stärker als die im Durchschnitt vorhergesagten 10,0 Prozent zurück.
Bei den dramatischen Rückgängen handelt es sich um eine deutliche Verschärfung der bereits seit längerem anhaltenden Entwicklung. Schon im Januar waren die Exporte um 11 Prozent zurückgegangen. Und bereits seit gut einem Jahr sind Importe und Exporte der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt kontinuierlich stark rückläufig.

DAX-Anleger zeigen sich nur kurz schockiert
Doch wie sich im DAX-Chart oben bereits zeigt, wurden die anfänglichen Verluste recht schnell wieder aufgeholt. Es blieb lediglich ein kurzzeitiger Fehlausbruch aus der Seitwärtsrange übrig. Möglicherweise setzen die Anleger darauf, dass die EZB in den Daten aus China eine Gefahr für das zarte Wachstumspflänzchen der Eurozone sieht und am Donnerstag die Geldschleusen entsprechend weiter öffnet.

Ölpreise erholen sich deutlich
Ein anderer Grund für die anhaltende Stärke der Aktienmärkte könnten die Ölpreise sein. Der Preis für ein Barrel der Ölsorte Brent kletterte vorgestern erstmals seit Januar über die Marke von 40 US-Dollar. Und trotz der schwachen Zahlen aus China konnten die Gewinne gestern noch ausgebaut werden. Der Preis befindet sich damit auf dem Weg zur oberen Begrenzung seines Abwärtstrendkanals (siehe auch Börse-Intern vom 18.02.2016).

Hoher Ölpreis könnte Inflationssorgen dämpfen
Doch genau dies könnte sich zum Nachteil der Anleger entwickeln. Denn ein steigender Ölpreis wirkt sich positiv auf die aus Sicht der EZB zu niedrige Inflation aus, womit der Druck auf die Währungshüter abnimmt, die Geldpolitik weiter zu lockern. Die EZB könnte somit bei der für Donnerstag angesetzten Zinsentscheidung die aktuell recht hohen Markterwartungen enttäuschen.

Fazit
In „normalen“ Zeiten wären schwache Konjunkturdaten aus China Gift für die Märkte. Doch so kurz vor der EZB-Sitzung, von der sich die Anleger ein deutliches Mehr an Liquidität erhoffen, steigert eine Schwäche im chinesischen Außenhandel die Erwartung an die Notwendigkeit neuer geldpolitischer Maßnahmen.
Ebenso galt früher ein steigender Ölpreis als schädlich für die Wirtschaft. Doch in der aktuellen Situation wirkt eine Preiserholung nach dem rasanten Absturz zuvor wie Balsam. Da bleibt aus Sicht der Bullen nur zu hoffen, dass die EZB die kurzfristige Ölpreiserholung geringer gewichtet als die Risiken, die China in einer globalisierten Welt bis nach Europa tragen könnte. Denn nur dann dürfte Mario Draghi am Donnerstag die Geldschleusen in dem Maße öffnen, wie es sich die Märkte erhoffen.
Aktuell sind die bullishen Szenarien für den DAX jedenfalls noch intakt, weil die am Freitag genannten „Make-or-break“-Marken (9.576,88 bzw. 9.581,45 Punkte) bislang nicht unterschritten wurden. Und im Ölpreis der Sorte Brent verläuft die obere Trendkanallinie aktuell bei 44,50 US-Dollar. In beiden Märkten kann man also noch auf weiter steigende Kurse setzen. Spätestens am Donnerstag sollte man seine Positionen aber enger absichern, weil es im direkten zeitlichen Umfeld der Zinsentscheidung definitiv turbulent zugehen wird.

Viele Grüße aus Köln
Jochen Steffens

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