Der Auftakt in den Börsenmonat Mai begann mit Verlusten an den Devisen- und Aktienmärkten. Der Dow Jones Industrial Average fiel um mehr als 600 Punkte, während der australische und neuseeländische Dollar um etwa 1% nachgaben. Diese Verluste waren auf die schwächer als erwartet ausgefallene Produktionstätigkeit in Australien und auf Berichte zurückzuführen, dass die USA nach Möglichkeiten suchen, China wegen des Coronavirus-Ausbruchs zu bestrafen. Die Investoren ignorierten die weniger starke Verschlechterung des ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe und den Anstieg der Bauausgaben. Am Donnerstag drohte US-Präsident Donald Trump damit, China mit neuen Zöllen zu bestrafen, die das mühsam erkämpfte Handelsabkommen vom letzten Jahr gefährden könnten. Investoren sind nicht glücklich über die mögliche Rückkehr eines Handelskrieges in einer für die globale Wirtschaft und Gesellschaft so fragilen Zeit. Dennoch will das Weiße Haus mit dem Finger auf China zeigen, und wenn es mit der Bestrafung Chinas fortfährt, könnte dies auf Kosten der Aktienmärkte gehen.
Einer der gebräuchlichsten Phrasen bei Investments lautet "Sell in May and go away". Dies bezieht sich auf die Strategie, im Mai Aktien zu veräußern und im November wieder zu investieren. In diesem Jahr gibt es sehr gute Gründe, im Mai zu verkaufen, doch könnte es zu spät sein, erst im November wieder zurückzukehren. Jeder erwartet, dass die Daten für diesen Monat, d.h. für den Monat April, schwach ausfallen werden, und die Möglichkeit beunruhigend schwacher Daten könnte zu einer breit angelegten Schwäche bei Aktien und Währungen führen.
Apropos Daten, wir stehen vor einer weiteren geschäftigen Woche. Die Arbeitsmarktzahlen werden aus den USA, Kanada und Neuseeland erwartet. Die Bank of England und die Reserve Bank of Australia legen politische Ankündigungen vor, und aus vielen Ländern werden PMI/ISM-Berichte vorgelegt. Australien meldet seine Einzelhandelsumsätze, während China seine neuesten Handelsdaten veröffentlicht. Von all diesen Berichten werden die Arbeitsmarktzahlen den Markt am stärksten bewegen, insbesondere die Zahlen aus den USA, da die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft voraussichtlich um mehr als 2 Millionen sinken wird, aber das Ergebnis könnte noch schlechter ausfallen.
Die Aussicht auf bedeutende Arbeitsplatzverluste in den USA und Kanada dürfte den US-amerikanischen und kanadischen Dollar weiter unter Druck halten. Insbesondere der USD/JPY und der CAD/JPY sind anfällig für Verluste. USD/CAD sprang am Freitag hoch, nachdem die Bank of Canada Tiff Macklem zum neuen Gouverneur ernannt hatte. Carolyn Wilkins, die derzeitige Stellvertreterin des Gouverneurs, war die Spitzenkandidatin und es wurde allgemein erwartet, dass sie die Nachfolge von Stephen Poloz antreten wird. Die Bank entschied sich jedoch für Macklem, der den gleichen Posten wie Wilkins unter Mark Carney innehatte. Die neuseeländischen Arbeitsmarktzahlen sind vielleicht nicht ganz so verheerend, denn denken Sie daran, die Daten beziehen sich auf das erste Quartal, und der Lockdown begann am 25. März, der allerletzten Woche des ersten Quartals. Die Wirtschaft öffnet sich ebenfalls wieder, so dass Investoren über die Schwäche hinweg sehen könnten. Der Neuseeland-Dollar dürfte sich weiterhin besser entwickeln als der Greenback, der Loonie und Aussie. Auch wenn die Reserve Bank of Australia vielleicht nicht darauf erpicht ist, ihre Geldpolitik weiter zu lockern, wird der allgemeine Ausblick verhalten ausfallen, da der Einkaufsmanagerindex Dienstleistungen und die Einzelhandelsumsätze wahrscheinlich schwach bleiben werden.
Der EUR/USD hat sich am Freitag über 1,10 Dollar erholt - seine Stärke ist bemerkenswert angesichts des negativen Ausblicks der Europäischen Zentralbank (EZB) und der zusätzlichen Impulse, die sie in der vergangenen Woche gegeben hat. Wie mein Kollege Boris Schlossberg bemerkte, ist der vielleicht einfachste Grund jedoch die Divergenz in der Geld- und Fiskalpolitik zwischen der Eurozone und den USA. Obwohl beide Regionen eine expansive Politik anstreben, sind die massiven geld- und fiskalpolitischen Ausgaben in den USA weitaus größer und fangen vielleicht an, den US-Dollar zu belasten.
Im Gegensatz zum Euro notierte das Sterling trotz eines unerwarteten Anstiegs der Hauspreise und der Hypothekengenehmigungen tiefer. Dieser Rückgang könnte teilweise auf die Abwärtsrevision des Einkaufsmanagerindex im verarbeitenden Gewerbe zurückzuführen sein, könnte aber auch mehr mit den Aussichten der Bank of England zu tun haben. Wir wissen, dass die Notenbanker dovish sind, nachdem sie letzte Woche vor dem "schnellsten und tiefsten Einbruch seit möglicherweise mehreren Jahrhunderten" gewarnt hatten. Es ist nicht klar, ob die BoE ihre Geldpolitik weiter lockern wird, aber die Wirtschaftsprognosen werden aktualisiert, und diese dürften düster ausfallen.