China reagiert auf die Handelszölle von US-Präsident Trump und setzt damit nicht nur die USA unter Druck. Auch die Rohstoffmärkte reagieren und lassen zum Teil ordentlich Federn. Brent und WTI weisen starke Preisrückgänge auf und durch die Zölle auf US-Rohöl, könnte die Nordseesorte Brent auf lange Sicht gegenüber WTI im Vorteil sein. Wer der Einschätzung der Commerzbank-Experten zustimmt, setzt auf die Turbo-Bear-Scheine VL6U6T oder VL6U72. Bei Brent sind die Inliner SC8R7R und SC96VS interessant.
Wer in diesen Tagen auf Gold als sicherer Hafen gesetzt hat, wurde eher enttäuscht. Trotz der Krisenstimmung in der Welt, wertet das Edelmetall ab. Wir blicken auf die ausführliche Einschätzung der Commerzbank-Experten:
Energie
Die Ölpreise gerieten am Freitag im Zuge eines allgemeinen Ausverkaufs an den Rohstoffmärkten unter Abgabedruck. Brent fiel um mehr als 3 Prozent und handelt am Morgen bei 73 US-Dollar je Barrel. WTI verlor am Freitag etwas weniger deutlich, holt die Verluste heute aber nach und fällt auf 64 US-Dollar je Barrel. Auslöser für den Preisrückgang war die Ankündigung von US-Strafzöllen auf die Importe von Gütern aus China, was zu einem kräftigen Anstieg der Risikoaversion führte.
China erwägt als Reaktion offenbar auch Einfuhrzölle auf US-Rohöl. Zwei wichtige Öllieferanten Chinas (Venezuela, Iran) stehen momentan unter Druck. Die Ölexporte Venezuelas nach China könnten im Juli gut informierten Quellen zufolge auf das niedrigste Niveau seit fast acht Jahren fallen. Die iranischen Ölexporte dürften wegen der drohenden US-Sanktionen demnächst ebenfalls sinken. Die USA hätten ein alternativer Anbieter sein können. Mit dem angedachten Strafzoll von 25 Prozent ist US-Rohöl trotz des aktuellen Preisabschlags keine kostengünstige Alternative mehr.
Die Nachfrage Chinas dürfte daher auf andere Anbieter umgeleitet werden, mit entsprechenden Auswirkungen auf die relativen Preise. Entsprechend sollte Brent gegenüber WTI im Vorteil bleiben, zumal die US-Ölproduktion weiter kräftig sprudelt. Die Commerzbank-Experten rechnen daher mit einer anhaltend hohen Preisdifferenz zwischen Brent und WTI in den Sommermonaten. In dieser Woche richtet sich der Fokus der Marktteilnehmer vor allem auf die erweiterte OPEC-Sitzung am Freitag. Eine Produktionsanhebung im zweiten Halbjahr gilt als ausgemacht. Offen ist nur noch das Ausmaß.
Edelmetalle
Der eskalierende Handelsstreit zwischen den USA und China hält zwar die Rohstoffmärkte in Atem. Dass aber auch Gold hiervon negativ betroffen ist, ist für die Experten nicht nachvollziehbar. Eigentlich hätte Gold als sicherer Hafen und Krisenwährung glänzen müssen. Stattdessen gab es am Freitagnachmittag einen Abverkauf, im Zuge dessen Gold um fast 2 Prozent bzw. 25 US-Dollar auf unter 1.280 US-Dollar je Feinunze abgesackt ist. Gold hat damit zugleich den tiefsten Stand seit fast sechs Monaten erreicht.
Auch heute Morgen handelt es noch auf diesem Niveau. Gold in Euro gerechnet hat am Freitag sämtliche Gewinne des Vortages wieder abgegeben und ist auf gut 1.100 Euro je Feinunze zurückgefallen. Der Markt ignoriert auch die politischen Risiken in Deutschland. Denn Unstimmigkeiten in der Regierung über die Flüchtlingspolitik könnten sogar zu einem Bruch der Regierung führen. Die Nachrichtenagentur Reuters führt als Begründung für den Preisrückgang an, dass Gold in den letzten Wochen die Marke von 1.300 US-Dollar nicht nachhaltig überwinden konnte und daher die spekulativen Finanzinvestoren Gold verkauft hätten.
Dies allein kann nach Erachten der Commerzbank-Experten aber solch einen starken Preisrutsch nicht auslösen. Silber kam am Freitag deutlich stärker als Gold unter die Räder und verlor zum Handelsende 3,5 Prozent. Es hat damit fast alle Gewinne seit Monatsbeginn wieder abgegeben. Da der Preisanstieg zuvor stark spekulativ getrieben war – die spekulativen Netto-Long-Positionen wurden innerhalb einer Woche auf knapp 41 Tsd. Kontrakte verneunfacht –, bestand hier großes Rückschlagpotenzial.
Industriemetalle
Wie erwartet hat die chinesische Regierung auf die US-Strafzölle auf chinesische Produkte reagiert und ihrerseits Zölle auf US-Produkte im gleichen Umfang angekündigt. Die Ergebnisse vorheriger Verhandlungen zwischen den USA und China sind laut Aussagen des chinesischen Handelsministeriums nichtig. US-Präsident Donald Trump hat bereits mit weiteren Zöllen gegen China gedroht. Dadurch ist die Gefahr massiv gestiegen, dass sich der Handelsstreit zwischen den beiden Ländern zu einem Handelskrieg ausweitet.
Dies drückt auf die Stimmung der Marktteilnehmer. Entsprechend stark standen die Metallpreise schon am Freitag unter Druck – der LME-Industriemetallindex verlor gut 2 Prozent. Zum Wochenauftakt reagieren sie mit weiteren Abschlägen. In Abwesenheit der chinesischen Händler – in China sind die Märkte heute wegen des Drachenbootfestivals geschlossen – rutscht Kupfer unter die Marke von 7.000 US-Dollar je Tonne. Aluminium kostet rund 2.200 US-Dollar je Tonne und Nickel wird mit gut 15.000 US-Dollar je Tonne gehandelt. Die Metallpreise dürften im Wochenverlauf weiter stark stimmungsgetrieben sein. Die zahlreichen Daten zu den Metallmärkten – die verschiedenen Branchenverbände veröffentlichen ihre Monatsberichte – werden daher wohl kaum Auswirkungen auf die Preise haben. Zumal die Verbände erst Ende April neue Schätzungen zu Angebot und Nachfrage präsentiert hatten.
Quelle: Commerzbank (DE:CBKG), eigene Recherche