Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1398 (06:30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1325 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107,26. In der Folge notiert EUR-JPY bei 122,26. EUR-CHF oszilliert bei 1,07187.
Die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung ermittelte Geschäftssituation für Unternehmen in Deutschland fiel überraschend schlecht aus. Die Analysten erwarteten einen Anstieg von -83,1 Punkten auf -65 Punkte, als Ergebnis folgte ein Anstieg von 2,2 Punkten auf -80,9 Punkte. Die Erwartungskomponente ging etwas von 63,4 Punkte auf 59,3 zurück.
Die mit den Kursanstiegen entstandene Euphorie der Finanzmarktexperten geht somit etwas zurück. Es besteht Konsens darüber, dass sich die Situation bessert, man muss aber auch zur Kenntnis nehmen, dass die Realwirtschaft je nach Branche länger benötigt als gedacht.
Insbesondere dreht sich die Stimmung bereits wieder für den Banken- und Versicherungssektor weiter in den negativen Bereich. Die neuesten Schätzungen zu Belastungen in den Kreditportfolien lassen aufhorchen und werden die Bilanzen belasten.
Stimmungs- und Börsengewinner bleiben die Technologieunternehmen. Sie sind wenig von der Pandemie betroffen und können oft mit ihren Geschäftsmodellen von der Digitalisierung profitieren.
Wie bei den gestern an dieser Stelle betrachten Branchendaten stellen wir auch hier fest, dass sich bisher keine Anzeichen für eine Branchenrotation ergeben. Ewig fortschreiben wird sich diese Lage nicht. Bisher muss der Markt aber völlig berechtigt auch eine zweite Corona-Welle im Herbst einpreisen. Die durch Missmanagement und Regierungsversagen begünstigte zweite Welle in Israel ist ein warnendes Beispiel für eine solche Entwicklung.
Die Aufholbewegung der Verliererbranchen wird kommen, aber erst wenn ein Ende der Pandemie ernsthaft abschätzbar ist.
Unterdessen dreht sich die Eskalationsspirale zwischen den USA und China weiter. Mit der Unterschrift Trumps unter das US-Sanktionsgesetz hat der Kongress ein scharfes Schwert geschmiedet. Für das Handeln der US-Seite gilt die Filmregel Hollywoods: zieht ein Protagonist eine Waffe, wird sie auch eingesetzt.
Das Sanktionieren von einzelnen Personen gleicht einem Schlag mit der stumpfen Seite. Die Schärfe des Sicherheitsgesetzes liegt im Druck auf den chinesischen Finanzsektor. Dieser ist vor die Wahl gestellt, hochrangigen Politikern der Kommunistischen Partei Chinas die Konten zu kündigen oder seine Refinanzierung in USD zu gefährden. Wie würden Sie entscheiden?
Ich erlaube mir, von meiner eigenen Annahme und einem gefährdeten Kreditgeschäft in US-Dollar auszugehen. Wir warten gespannt auf die konkrete chinesische Antwort, Gegensanktionen wurden bereits angekündigt
Kompromissbereitschaft besteht seitens Chinas in vielen Punkten, nicht aber über die Einheit des Landes. Die Hong Kong und Taiwan Frage sind für die Kommunistische Partei nicht verhandelbar. Die Antwort aus Peking könnte schärfer ausfallen, als vom Markt antizipiert.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0850 70 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!