Bei der jüngsten Rekordrally am Aktienmarkt standen zuletzt die europäischen Aktienmärkte im Vordergrund. Der DAX hat die US-Indizes seit Jahresanfang deutlich outperformt, die dennoch knapp unter ihren Rekordständen notieren. Weniger Beachtung fand hingegen der seit Anfang 2024 andauernde Aufschwung am chinesischen Aktienmarkt, der durch die Wiederwahl Trumps nochmal an Fahrt zugelegt hat. Ohne eine Eskalation des Handelsstreits zwischen China und den USA scheinen chinesische Aktien noch weiteres Aufholpotenzial zu haben.
Anleger feiern zurzeit die Aktienmärkte weltweit. Risikofaktoren wie etwa die Sorge vor steigenden Zinsen lassen die Börsianer kalt. Auch der chinesische Aktienmarkt profitiert von der guten Stimmung und so konnte der Hang Seng Index seit Jahresbeginn rund 20 % zulegen. Dabei ist das gleiche Phänomen wie in Europa zu beobachten: Trotz der Konjunkturschwäche beziehungsweise eines drohenden Handelskonflikts mit den USA steigen die Aktienmärkte.
Anleger erwarten - wie zuvor in Europa - Stützungsmaßnahmen durch den Staat oder die Notenbanken, was die konjunkturelle Schwäche überlagert. Daneben gibt es noch weitere Gründe, die für einen Aufschwung in China sorgen könnten. Das Land ist heute besser auf einen Handelskrieg mit den USA vorbereitet als noch zu Zeiten von Trumps erster Präsidentschaft. Die eigenen Handelsaktivitäten wurden mit dem Seidenstraßenprojekt ausgebaut und um etliche Länder erweitert, um die Abhängigkeit von den USA zu reduzieren und weniger anfällig zu sein.
China mit starker Performance
In diesem Umfeld ist der MSCI China allein seit Trumps Amtsantritt auf Dollar-Basis um mehr als 10 % gestiegen, im Vergleich zu knapp 3 % im US-Tech-Index Nasdaq oder im marktbreiten S&P 500, der rund 2 % zulegen konnte. Und China hat noch mehr Möglichkeiten auf einen Handelskrieg mit den USA zu reagieren.
Die chinesische Notenbank kann zum Beispiel den Yuan abwerten, sollte die heimische Wirtschaft durch einen Handelsstreit Probleme bekommen. Die dann billigeren chinesischen Produkte dürften stärker nachgefragt werden. Außerdem hält China noch immer US-Staatsanleihen im Wert von mehr als 800 Mrd. USD und könnte durch einen Verkauf den amerikanischen Anleihemarkt erheblich belasten. Die US-Kapitalmarktrenditen dürften kräftig ansteigen, was die US-Wirtschaft erheblich belasten würde.
Trump ist vorsichtig
Das weiß auch Donald Trump, weshalb er auch die angedrohten Zölle von 60 % auf chinesische Importe bislang nicht implementiert hat, sondern nur 10 %. Eine starke Anhebung der Importzölle würde nämlich die Verbraucherpreise in den USA anheizen, was er sicherlich verhindern möchte.
Gegenüber seinen Wahlkampfankündigungen ist Trump zunächst also zurückgerudert. Im Vergleich zu den angedrohten Zöllen von 60 % auf chinesische Importe wirkt die bislang umgesetzte Anhebung der Zölle um 10 % relativ moderat. Trumps ungewöhnliche Zurückhaltung dürfte in der Sorge vor Preiserhöhungen für US-Verbraucher begründet sein. Sowohl Importzölle auf chinesische Produkte als auch Vergeltungsmaßnahmen von chinesischer Seite können preistreibend wirken, wie etwa chinesische Ausfuhrbeschränkungen für Seltene Erden.
China steuert gegen
Doch auch China braucht keine weiteren wirtschaftlichen Probleme. Das Land steckt bereits in der Krise wie der Verfall der Immobilienpreise von 30 % seit 2021 zeigt. Da fast 70 % des Vermögens privater Haushalte in Immobilien gebunden sind, trifft er die Bevölkerung hart und entsprechend leidet der Konsum. Hinzu kommt, eine Jugendarbeitslosigkeit von knapp 20 %, die das Konsumklima ebenfalls enorm belastet.
Eine Verschlimmerung der Wirtschaftskrise konnte durch verschiedene Maßnahmen der chinesischen Administration bis jetzt verhindert werden. So ist es beispielsweise gelungen, den Immobilienmarkt durch eine Umstrukturierung der Schulden zu stützen. Gleichzeitig soll damit die Binnenkonjunktur angekurbelt werden. Eine Eskalation des Handelskonflikts ist bislang ausgeblieben, aber große Fortschritte wurden bisher auch nicht erzielt. Aufgrund der Nachteile, die sich für beide Seiten aus solch einem Konflikt ergeben würden, erwarten wir keinen ausgewachsenen Handelskrieg.
Auf den chinesischen Aktienmarkt dürfte das ebenfalls stabilisierend wirken, insbesondere auf die Tech-Titel. Die Nachrichten rund um DeepSeek haben gezeigt, zu was chinesische Tech-Unternehmen in der Lage sein können, obwohl sie nicht die neuesten KI-Chips einsetzen konnten. Auch Alibaba (NYSE:BABA) hat sein neuestes KI-Modell Qwen2.5 Max zuletzt verbessert und fordert damit die großen US-Tech-Firmen heraus. Zwar ist der Titel seit Jahresbeginn bereits rund 80 % gelaufen, doch Analysten prognostizieren Alibaba auf Sicht der nächsten Jahre weiterhin starkes Wachstum und von den einstigen Rekordkursen ist die Aktie noch weit entfernt.
Investmentidee(n) auf chinesische Tech-Unternehmen
Neben einem Direktinvestment in Alibaba können Anleger mit einem Index-Zertifikat auf die 7 größten chinesischen Aktien-Schwergewichte (ISIN: DE000SY59KE4) auf eine positive Kursentwicklung in China setzen. Das Papier geht 1:1 abzüglich der jährlichen Managementgebühr von 0,75 % mit dem Index mit. Die Einzelwerte im gleichgewichteten Index sind: Alibaba, Baidu (NASDAQ:BIDU), BYD (F:1211), JD.com (NASDAQ:JD), Meituan, Tencent (HK:0700) und Xiaomi (HK:1810).