Zweimal habe ich in der vergangenen Woche berichtet, dass die Kurse an den Aktienmärkten zunächst auf Talfahrt gegangen sind, weil die Zinssenkungsspekulationen der Anleger einen Dämpfer erhielten, es in beiden Fällen aber zu schnellen Erholungen kam, da sich die Anleger auf die Stärke der US-Wirtschaft konzentrieren. Beim ersten Mal war die US-Notenbank (Fed) der Grund für dieses Hin und Her (siehe „Die überraschend klare Absage der Fed wurde schnell verdaut“), beim zweiten Mal der monatliche US-Arbeitsmarktbericht (siehe „Der Markt steuert in eine KI-Blase!“).
ISM-Index: Heizt das hohe Wachstum die Inflation wieder an?
Vorgestern hat es nun das dritte Mal ein solches Kurs- und Marktverhalten gegeben. Dieses Mal war es der Einkaufsmanagerindex vom Institute for Supply Management (ISM) für das Dienstleistungsgewerbe der USA, der zu einem Auf und Ab (bzw. Ab und Auf) am Aktienmarkt führte. Denn insbesondere die Preiskomponente dieses Frühindikators war ein erneuter Dämpfer für die Zinssenkungsspekulationen der Anleger. Der entsprechende Index sprang für Januar auf 64,0 Punkte, von 57,4 im Vormonat, und erreichte damit das höchste Niveau seit 10 Monaten.
Die moderate Abwärtstendenz der 3 Vormonate ist damit gebrochen. Und wenn es sich manifestieren sollte, dass die Preise im Dienstleistungsbereich nun wieder deutlich anziehen, haben sich Zinssenkungen der Fed vorerst erledigt. Dann ist nicht nur der März-Termin ausgeschlossen, sondern in diesem Fall wird wohl auch der Mai keine Leitzinssenkung mit sich bringen.
Dafür spricht auch, dass der Index für die Beschäftigung einen deutlichen Satz nach oben machte. Im Dezember wies ein Wert von nur 43,8 Punkten auf eine deutliche Abkühlung am Arbeitsmarkt hin, da erst Werte oberhalb von 50 Punkten Wachstum signalisieren. Doch mit 50,5 Punkten für Januar wurde die Wachstumsschwelle nach nur einem Monat bereits wieder überschritten, was zu dem starken Arbeitsmarktbericht vom Freitag passt (siehe oben).
Und so bestätigt sich, dass die Inflation auch durch steigende Löhne wieder angeheizt werden könnte.
Aber was stören hohe Leitzinsen, wenn sie die Wirtschaft nicht abbremsen, scheinen sich viele Anleger auch vorgestern wieder gedacht zu haben. Zumal das Gegenteil der Fall zu sein scheint. Denn der ISM-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungsbereich legte für Januar auf 53,4 Punkte zu, von 50,5 im Vormonat. Und er deutet damit auf ein wieder zunehmendes Tempo beim Wirtschaftswachstum.
Die Abwärtstendenz, die sich hier seit August beobachten ließ, ist ebenfalls gebrochen. Und da auch der Index für den Auftragseingang zulegen konnte – von 52,8 auf 55,0 – ist in Zukunft mit einer weiterhin positiven Stimmung der Einkaufsmanager und somit hohem Wachstum der US-Wirtschaft zu rechnen.
Stellt sich nun nur die Frage, wie die US-Notenbank damit umgeht, wenn das hohe Wachstum die Inflation wieder anheizt. Dann könnten sogar wieder Zinsanhebungen ein Thema werden. Und wenn das der Fall ist, stellt sich die Frage, wie der Aktienmarkt darauf reagiert. Bleibt dann die Freude über das anhaltende Wirtschaftswachstum erhalten oder kommen wieder Sorgen auf, dass die Geldpolitik eine Rezession verursachen muss, um der zu hohen Inflation endgültig Herr zu werden?
Erst in einigen Monaten lassen sich die Fragen beantworten
Noch muss man diese Fragen nur im Hinterkopf behalten. Denn ob die Inflation tatsächlich wieder anzieht, wird man erst in einigen Monaten wissen. Das gilt allerdings auch für die Fed. Und daher werden die Währungshüter wahrscheinlich noch eine Weile nicht davon ausgehen, „dass eine Reduzierung des Zielbands angemessen sein wird, solange keine größere Zuversicht besteht, dass sich die Inflation nachhaltig in Richtung 2 % bewegt“, wie es im Statement zum jüngsten Zinsentscheid heißt.
Ich bin daher sehr gespannt, wie sich die Aktienmärkte weiterentwickeln werden. Wobei ich glaube, dass die Rally in den USA bald enden wird. Denn dort sind die Kurse längst schneller gestiegen als das Bruttoinlandsprodukt und die Gewinne der Unternehmen. Daher ist selbst das zukünftige Wachstum bereits eingepreist. Die Kurse sollten daher eigentlich nicht mehr viel Aufwärtspotential haben. Stattdessen wäre eine längere bzw. größere Konsolidierung nötig, um die überkaufte Lage etwas zu entspannen.
Bullishe Seitwärtskonsolidierung des DAX
Der DAX macht es vor. Bernd Raschkowski hat den Lesern des Börsenbriefs „Allstar-Trader“ gestern geschrieben, dass der deutsche Leitindex im Bereich von 16.900 Punkten notiert und er sich seit mittlerweile schon zwei Wochen in dieser Kurszone befindet. Passend dazu habe ich den Lesern des Börsenbriefs „Target-Trend-Spezial“ gestern früh folgenden DAX-Chart gesendet:
Zu sehen ist hier, dass die Marke von 16.900 Punkten bereits am 24. Januar erreicht wurde. Seitdem tendieren die Kurse seitwärts. Allerdings zeigt der DAX dabei keinerlei Schwäche. Stattdessen greift er immer wieder das Rekordhoch bei 17.003,28 Punkten an, welches am 14. Dezember markiert wurde und das am Freitag bereits mit 17.004,55 Zählern minimal überschritten wurde.
Auch gestern lief der Index diese Marke wieder an – und er konnte sie dieses Mal sogar deutlicher überschreiten. Das Chartbild ist daher klar bullish.
Man kann die zweiwöchige Seitwärtskonsolidierung dahingehend werten, dass die Bullen Kraft für den Ausbruch gesammelt haben. Schließlich hatten sie den DAX mit einer dynamischen Aufwärtsbewegung aus dem Abwärtstrendkanal (rot) herausgetrieben. Das war ein erster Kraftakt. Und es ist nicht ungewöhnlich, dass den Bullen danach die Puste fehlt, um einen horizontalen Widerstand, wie das Rekordhoch vom Dezember, bereits im ersten Anlauf zu überwinden. Bleiben die Bullen nun am Ball, könnte der Ausbruch im aktuellen Anlauf gelingen und die Kursrally wieder aufgenommen und fortgesetzt werden.
Die Rechteckgrenzen bei 16.825 (5-Minutenkerzen-Chart) bzw. 16.850 (Tageskerzen-Chart) Punkten dienen dabei als Unterstützung. Erst wenn diese unterschritten werden, muss man skeptischer werden.
Und man sollte auch die US-Indizes im Auge behalten. Denn wenn diese in eine Korrektur gehen, ist nicht zu erwarten, dass der DAX davon unbeeindruckt seine Kursrally fortsetzen kann.
Wenn Sie also mit Long-Positionen auf einen erfolgreichen Ausbruch des DAX und eine Fortsetzung der Rally bauen, was sich derzeit durchaus anbietet, sollten Sie und Ihre Positionen entsprechend managen.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus