Zoll-Schock: Harmloser Rücksetzer nach starken Kurserholungen

Veröffentlicht am 22.01.2025, 12:09
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Am Tag der Amtseinführung von Donald Trump als Präsident der USA kletterte der DAX auf ein weiteres Rekordhoch. Getrieben wurde der deutsche Leitindex auf neue Höhen, weil sich Marktteilnehmer erleichtert darüber zeigten, dass nicht schon am Tag der Vereidigung die angedrohten Zölle verhängt wurden.

Plötzlich droht Trump doch wieder mit Zöllen

Doch in der vorgestrigen Nacht (MEZ) gab es dann diesbezüglich einen herben Dämpfer. Während der Unterzeichnung zahlreicher Erlasse im Weißen Haus nannte Trump den 1. Februar als möglichen Zeitpunkt für die Einführung von Strafzöllen auf Waren aus Mexiko und Kanada in Höhe von 25 %. Das ließ die Aktienkurse einknicken.

Der Dow Jones verlor zum Beispiel (im fast durchgängigen CFD-Handel) mehr als 400 Punkte bzw. etwas mehr als 1 % (siehe rote Ellipse im folgenden Chart).

Beim Nasdaq 100 waren es zeitgleich mehr als 300 Punkte bzw. 1,5 %.

Und unser heimischer DAX rutschte um ca. 170 Punkte bzw. relativ moderate 0,8 % ab.

Die ING (AS:INGA) berichtet gestern dazu, dass im Jahr 2023 mehr als 15 % aller US-Importe aus Mexiko und 13,7 % aus Kanada kamen. Somit wäre etwa ein Drittel aller US-Importe von den neuen Zöllen betroffen. Insofern ist die Marktreaktion durchaus verständlich. Zumal Trump zudem das hohe Handelsdefizit mit der EU kritisierte und als Lösung auch hier mögliche Zölle nannte.

Die Zölle sind noch nicht beschlossen

Doch alle Indizes konnten sich von dem anfänglichen Schock und ihren Kursverlusten erholen. Ein Grund dafür dürfte sein, dass es sich lediglich um Zollandrohungen handelte. Sollten Mexico und Kanada die Grenzen besser schützen und illegale Einwanderung in die USA, die Trump immer wieder kritisiert und als Grund für die aktuellen Zolldrohungen genannt hatte, stärker bekämpfen, könnte der US-Präsident von den Zöllen absehen.

Die ING erinnert daran, dass Trump auch schon am 31. Mai 2019 ankündigte, er werde ab dem 10. Juni einen Zoll von 5 % auf alle mexikanischen Importe erheben und diesen schrittweise auf 25 % erhöhen, bis die illegale Einwanderung gestoppt ist. Am 7. Juni 2019 sagte er diese Pläne jedoch ab und erklärte, die USA und Mexiko hätten eine Einigung erzielt.

Und wenn die EU, wie von Trump gefordert, mehr US-Öl und -Gas importiert, um das Handelsdefizit zu reduzieren, wären auch hier Zölle womöglich vom Tisch. Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.

Weitere Kursausschläge jederzeit möglich

Die schnelle Rückkehr der Kauffreude am Aktienmarkt ist jedenfalls bullish zu werten. Bleibt zu hoffen, dass sich solche Kurskapriolen in den nächsten 4 Jahren der Amtszeit von Donald Trump nicht wieder häufen. Aber vorerst muss man wohl mit weiteren Kursausschlägen rechnen, wenn Trump erneut Drohungen ausspricht.

Harmlose Rücksetzer nach starken Kurserholungen

Auf die Charttechnik hatten die aktuellen Kursrücksetzer keine Auswirkungen. Denn die Aktienindizes waren zuvor so stark angestiegen, dass die nächtlichen Ereignisse als harmlose Gegenbewegungen betrachtet werden können.

Das gilt auch für den Dow Jones, der bei der Abwärtsbewegung von Anfang Dezember bis Mitte Januar 7,68 % verloren hatte, seitdem aber schon wieder um 5 % zulegen konnte.

Und mit dem neuen Bewegungshoch, welches nach dem nächtlichen Rücksetzer (siehe dunkelgrüner Pfeil im Chart) bereits erreicht wurde, hat der Index nun schon etwas mehr als 61,80 % der Abwärtsbewegung aufgeholt, was aus Sicht der Fibonacci-Marken (graue Linien) eine interessante Entwicklung ist. Der Dow Jones zeigt damit bereits wieder klare Stärke.

Der Nasdaq 100 hatte mit einer Erholung um 5,42 % sogar schon im vorgestrigen CFD-Handel sein 61,80%-Fibonacci-Retracement leicht übertroffen.

Und wenn ihm nun auch noch ein Anstieg über das Hoch der Welle D gelingt, kann man zunehmend davon ausgehen, dass die ABCDE-Korrektur beendet ist und sich die Kurse bereits wieder auf Rekordjagd befinden.

Setzt sich die Übertreibung schon wieder fort?

Ich persönlich sehe in dieser Kursentwicklung eine anhaltende Übertreibung. Denn die US-Indizes sind aufgrund der Kursanstiege der vergangenen beiden Jahre charttechnisch nach wie vor massiv überkauft. Und die bisherigen Rücksetzer reichen bei weitem nicht aus, vor allem nicht in ihrer Dauer, um diesen überkauften Zustand abzubauen. Ich kann daher nur schwer glauben, dass in Kürze schon wieder neuer Rekordhochs erreicht werden. Stattdessen erwarte ich eine zweite Korrekturwelle.

Aber danach sieht es aktuell nicht aus. Insofern gilt es vorerst, sich an die neuen bullishen Signale zu halten, bis sich wieder klare Zeichen einer neuerlichen Schwäche beobachten lassen.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus

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