Es sieht ganz danach aus, als könnten die US-Aktien ein weiteres Mal den globalen Märkten davonziehen – und zwar mit großem Abstand. Basierend auf den Kursabschlüssen vom Freitag (20. Dezember) und den entsprechenden ETFs deutet alles darauf hin, dass amerikanische Aktien 2024 erneut eine beeindruckende Performance hinlegen. Ähnlich wie schon 2023 dürften sie zum zweiten Mal in Folge als klare Gewinner aus dem Börsenjahr hervorgehen.
Da das Börsenjahr nur noch wenige Tage hat, verbuchen US-Aktien laut VTI-ETF (VTI) für 2024 bereits eine Gesamtrendite von 24,9 %. Damit liegen sie klar vorne, während Rohstoffe (GCC) an zweiter Stelle folgen und ein Plus von 14,6 % erreichen. Dieser deutliche Vorsprung erinnert stark an das Vorjahr, als amerikanische Titel ebenfalls den Rest der Welt in den Schatten stellten. Diese Tendenz verwundert inzwischen kaum noch.
Zu den Verlierern gehören in diesem Jahr hauptsächlich internationale Anleihen. Am stärksten erwischt hat es inflationsgeschützte Staatsanleihen außerhalb der USA (WIP), die bisher ein Minus von 8,2 % aufweisen.
Der Global Market Index (GMI) baut derweil seine starke Entwicklung aus dem Vorjahr weiter aus und liegt 2024 bereits bei einem Zuwachs von 17,5 %. Damit setzt er fast nahtlos an die hohe Rendite aus 2023 an. GMI ist ein unverwalteter Index (gepflegt von CapitalSpectator.com), der ohne Bargeldanteil sämtliche großen Anlageklassen in marktkapitalisierungsgewichteter Form abbildet und ein beliebter Maßstab für viele Multi-Asset-Portfolios ist.
Dass US-Aktien in diesem Jahr wieder so weit vorne liegen, unterstreicht einmal mehr, wie sehr die Wahl der richtigen Vermögensaufteilung über Erfolg oder Misserfolg entscheiden kann. Ob passiv oder aktiv: Wer 2024 zu wenig amerikanische Titel im Depot hatte, blieb klar hinter der Marktentwicklung zurück. Die Parallelen zum Vorjahr sind offensichtlich, als US-Werte ebenfalls uneinholbar voranpreschten. Eine umfassende Diversifikation ist also essenziell.
Nach diesen beiden beeindruckenden Jahren mit massiver US-Outperformance stellt sich nun die Frage, ob 2025 wieder so ein Ausnahmejahr wird. Genau diese Entscheidung, ob man den USA weiterhin das größte Stück vom Kuchen zuschiebt oder lieber auf eine Korrektur setzt, könnte ein weiteres Mal den Unterschied zwischen einer starken oder enttäuschenden Rendite ausmachen. Die Unsicherheit bleibt groß. Dabei bleibt Geduld oft ein Schlüssel.
Kein Wunder also, dass es unzählige Stimmen gibt, die vor einer Blase an der Wall Street warnen. Die Bewertungskennzahlen sind tatsächlich hoch: Das Shiller-KGV (CAPE) liegt nahe 38 und damit nur knapp unter seinem Rekord. In einer solchen Lage erwarten viele Analysten im besten Fall magere Renditen und im schlimmsten Fall nachhaltige Verluste, sollte der Markt irgendwann kippen.
Dennoch gibt es auch erfahrene Marktbeobachter, die von einer erneuten US-Dominanz ausgehen. "Wir rechnen damit, dass die globale Hausse 2025 weitergeht und die USA erneut alle anderen Regionen abhängen werden", sagt beispielsweise Arun Bharath, Chief Investment Officer bei Bel Air Investment Advisors in Los Angeles. Vor allem Amerikas Technologiekonzerne und die immer noch robuste Konjunktur könnten laut diesen Experten weiteres Wachstum befeuern.
Ed Yardeni, Präsident von Yardeni Research und ehemaliger Chefstratege für US-Aktien bei der Deutschen Bank (ETR:DBKGn), schlägt allerdings vorsichtigere Töne an. Er hält eine Zunahme der Marktvolatilität für sehr wahrscheinlich und rät Anlegern, sich auf stärkere Schwankungen einzustellen. Gleichzeitig betont Yardeni, dass die US-Wirtschaft solide dasteht. Seiner Ansicht nach bleibt das ein entscheidendes Argument dafür, dass die Kurse weiter klettern könnten.
Einige Investoren bevorzugen hingegen einen Blick auf den Kursverlauf, um Markttrends abzulesen. Selbst nach den jüngsten Rücksetzern ist noch nicht klar ersichtlich, dass sich der Aufwärtstrend im S&P 500 erledigt hat. Klar, alles kann sich plötzlich drehen, doch solange kein stabiler Abwärtstrend entsteht, erscheint der Weg nach oben weiterhin offen.
Das bleibt insbesondere spannend vor dem Hintergrund der nächsten politischen Weichenstellungen unter „Trump 2.0“.
Natürlich kann niemand den idealen Aus- oder Einstiegszeitpunkt vorab bestimmen. Daher müssen sich Anleger für 2025 entscheiden, ob sie frühzeitig abspringen und eventuell weitere Gewinne verpassen oder lieber bleiben und das Risiko einer abrupteren Korrektur in Kauf nehmen. Beide Wege bergen Chancen und Gefahren. Letztlich kommt es auf die persönliche Risikotoleranz an – und darauf, wie viel Vertrauen man in den aktuellen Bullenmarkt hat. Kein Ansatz verschafft absolute Gewissheit dabei.
Der Markt selbst signalisiert momentan, dass der Aufwärtstrend weiterläuft. Trotzdem bleibt abzuwarten, wie robust diese Einschätzung ist, besonders da die politische Großwetterlage im kommenden Jahr neue Akzente setzen wird. Die entscheidende Frage lautet: Kommt es zu einem Umbruch, der den S&P 500 nach unten zieht, oder setzt sich die Rally unvermindert fort? Klar ist: An der Börse kann sich die Stimmung rasch drehen.