Der Iran meldet den Fund von 8,5 Millionen t Lithium. Damit wäre das Land auf einen Schlag Herr über die zweitgrößten Lithiumreserven der Welt.
Mohammad Hadi Ahmadi, ein Beamter des iranischen Ministeriums für Industrie, Bergbau und Handel, berichtete gegenüber dem iranischen Staatsfernsehen vor wenigen Tage über die Entdeckung einer Lithiumreserve. Der Fund ereignete sich demnach in der im Westen des Landes gelegenen Bergprovinz Hamedan Das Ministerium taxiert die Lagerstätte auf 8,5 Millionen t Lithium.
Träfe dies zu, wäre Iran fortan das Land mit den zweitgrößten Lithiumreserven der Welt. Auf Platz eins liegt bislang Chile mit 9,2 Millionen bekannten Reserven. Die globalen Lithiumreserven werden auf 89 Millionen t geschätzt. Knapp ein Zehntel dieses weltweiten Angebots entfiele damit fortan auf den Iran.
Noch sind viele weitere Fragen offen. So gibt es etwa keine belastbaren Informationen zur Qualität der Lagerstätte. Auch inwieweit der Iran über Fähigkeiten zum Abbau des Batteriemetalls verfügt, ist derzeit kaum abzuschätzen.
Lithiumpreise vor Korrektur?
Der Preis für Lithium ist in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen. An dem knappen Angebot wird die Lagerstätte im Iran kurz- und mittelfristig nichts ändern. Bis tatsächlich Material gefördert wird, können leicht zehn Jahre vergehen.
Dennoch könnte der Lithiumpreis vor einer Korrektur stehen. Dies meinen jedenfalls Analysten von Goldman Sachs (NYSE:GS) und Bank of America (NYSE:BAC). Die Investmentbanken gehen von Preisrückgängen im ersten Quartal aus. Auch in den nächsten 9-12 Monaten sollen die Preise für Lithium – und ebenso bei Kobalt und Nickel – tendenziell fallen. Davon geht Goldman Sachs im Commodities Research Desk von Ende Februar aus.
Fund im Iran lässt sich nicht verifizieren: Irans Wirtschaft steht unter Druck
Ob die Nachrichten aus dem Iran zutreffen, lässt sich schwer überprüfen. Klar ist: Die Wirtschaft des Landes ist durch Sanktionen stark angeschlagen. Sanktionen betreffen etwa den Handel aber auch den Zugang zum weltweiten Finanzsystem. Die Bevölkerung leidet unter einer hohen Inflation und hoher Arbeitslosigkeit. Die Währung des Landes markierte Ende Februar ein Tief gegenüber dem US-Dollar.
Der Export von Lithium könnte dem Land neue Perspektiven eröffnen – wenngleich die Sanktionen die Zahl der potentiellen Handelspartner begrenzen. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die USA und Europa. Die EU hatte die Sanktionen gegen das Land nach einer Hinrichtungswelle im Januar abermals verschärft.
China unterstützt Iran – und könnte Großabnehmer für Lithium werden
China dagegen forderte im Februar die Aufhebung von Sanktionen. Bei einem Besuch des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi bei seinem Amtskollegen Xi Jinping in China forderten beide Staatschefs, "alle einschlägigen Sanktionen in überprüfbare Weise vollständig aufzuheben".
Aufgrund der prognostizierten Angebotsdefizite bei Lithium in den kommenden Jahren und Jahrzehnten wäre im Hinblick auf den behaupteten iranischen Fund allerdings denkbar, dass Handelspartner wie China die Exportkapazitäten des Landes vollständig ausschöpfen könnten.
Die westlichen Sanktionen wären dadurch absehbar weniger wirksam als etwa im Fall von Öl und Gas. Bei diesen Rohstoffen gehört der Iran grundsätzlich zu einem der weltweit führenden Produzenten – kann jedoch aufgrund der Sanktionen nur eingeschränkt exportieren und Einnahmen erzielen.
Es war nicht der letzte große Fund von Lithium
Sollte sich der Fund als wahr herausstellen, dürfte China dem Iran noch stärker den Rücken stärken als bisher und sich über einen willigen Lieferanten freuen. Russische Medien mutmaßen bereits, die westlichen Sanktionen gegen den Iran seien angesichts der Entdeckung des Lithiums nun "wertlos".
Westliche Lieferanten dagegen setzen auf Lithiumproduzenten aus anderen Weltregionen – bevorzugt politisch stabile und befreundete Länder wie Australien und Kanada. Beide Länder gelten als Hotspots – wobei Kanada derzeit dynamischer zu wachsen scheint.
Alle Überlegungen im Hinblick auf den Anteil möglicher iranischer Lithiumreserven am weltweiten Angebot sind derzeit vorläufig. Der Grund: In immer kürzeren Abständen werden neue Vorkommen entdeckt. Vor wenigen Wochen erst meldete Indien die Entdeckung von 5,9 Millionen t. In Peru waren vor einigen Jahren 2,5 Millionen t entdeckt worden.