von Robert Zach
Investing.com - Im Tech-Index Nasdaq, der eine V-förmige Erholungsrallye von seinem Corona-Tief vollzog, jagte zuletzt ein Rekordhoch das nächste. Auch Dow Jones sowie S&P 500 haben mehr als drei Viertel der Verluste des Covid-19-Crashs von Februar bis März bereits wieder aufgeholt, erreichten aber zuletzt wichtige Widerstandsmarken. In dieser Zeit legte auch der Goldpreis kräftig zu. Das gelbe Metall markierte gestern sogar den höchsten Stand seit 2012 und das, obwohl sich Gold meist invers zum Aktienmarkt bewegt.
Chris Weston, Chefanalyst beim australischen Broker Pepperstone, sagte im Gespräch mit MarketWatch, dass ein und derselbe Grund die beiden Märkte derzeit antreibt - der US-amerikanische Anleihenmarkt.
Während sich die 10-jährige US-Rendite in den letzten Tagen kaum von der Stelle bewegt hat, geht es für die Rendite der inflationsgeschützte US-Anleihen, die auch Treasury Inflation Protected Securities (Tips) genannt werden, immer tiefer in den negativen Bereich.
Der iShares TIPS Bond ETF (NYSE:TIP), der die Entwicklung der inflationsgeschützten US-Staatsanleihen abbildet, befindet sich seit November 2018 in einem fast schon vertikalen Aufwärtstrend, was bedeutet, dass die Anleger im großen Stil in inflationsgeschützte Anleihen investieren. Das drückt die Rendite der TIPS immer weiter in den Keller. Mit -0,66 Prozent liegen die Realzinsen in den USA derzeit auf dem tiefsten Stand seit April 2013.
Gold sei wie eine Nullkupon-Anleihe, so Weston. Die Attraktivität von Gold nehme zu, sobald die inflationsbereinigten Treasury-Renditen fallen, fügte er hinzu.
Über einen Zeitraum von zwei Jahren lassen sich 90 Prozent der Goldpreis-Entwicklung durch die Richtung der inflationsbereinigten US-Staatsanleihe erklären, betonte er.
Gleichzeitig sei das spekulative Interesse an Gold nach aktuellen Angaben der Commodity Futures Trading Commission leicht unter dem Durchschnitt. Gleichwohl gab es im Mai erneut historisch hohe Zuflüsse in goldgedeckte ETFs.
Alles in allem bleibt Weston bullisch gegenüber Gold. Sein nächstes Kursziel liegt bei 1.796 Dollar. Daneben benennt Weston aber auch zwei Risikofaktoren, die für die Rallye im laufenden Jahr 2020 ein schnelles Ende bedeuten könnten: 1) höhere Realzinsen, also nach Abzug der Inflationserwartungen, sowie 2) ein erneuter Ausverkauf an den Aktienmärkten, der eine breit angelegte Dollar-Stärke lostreten könnte.
Ein stärkerer Greenback belastet in der Regel den Goldpreis, da das gelbe Metall außerhalb des Dollar-Raums teurer wird.
Solange dies jedoch nicht der Fall ist, zeigt "der Weg des geringsten Widerstands weiter nach oben", so Weston.
Der an der COMEX-Sparte der New Yorker Handelsbörse Nymex gehandelte Gold-Future für die August-Lieferung erhöhte sich am Donnerstag um 0,10 Prozent oder 1,75 Dollar auf 1.777 Dollar je Feinunze. Der Spot-Goldpreis gewann 0,31 Prozent oder 5,51 Dollar auf 1.766,06 Dollar je Feinunze.
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