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Chance genutzt: Kaffeepreis reißt das Ruder rum - und jetzt?

Veröffentlicht am 13.03.2019, 20:57
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Investing.com - Gestern waren die Preise für Kaffee aufgrund der Sorge vor einem Überangebot an Kaffee auf dem Weltmarkt noch auf den tiefsten Stand seit 2006 gefallen. Am Mittwoch gelang der Bohne jedoch ein sensationelles Comeback. Vor allem mit Beginn der US-Sitzung kam gute Stimmung bei den Anlegern und Spekulanten auf als der US-Dollar auf breiter Front Federn lassen musste. Auch die gestrige Volumenspitze beim iPath Bloomberg Coffee Subindex Total (PA:TOTF) Return ETN (NYSE:JO) ließ das Anlegerherz höher schlagen. Schließlich gelten neue Tiefs mit ausgeprägtem Volumen und einem anschließend starken bullischen Druck als gutes Anzeichen dafür, dass der vorangegangene Trend erschöpft ist.

Und genau das war gestern der Fall. Zwar rutschte der Kaffeepreis mit 94,80 US-Cents auf neue Kontrakttiefs. Der Kurs erholte sich aber im Anschluss über die Marke von 96,00 US-Cents zurück. Heute gelang dem Kaffeepreis dann sogar die Rückkehr über das gestrige Ausbruchsniveau bei 97,20 US-Cents und das, obwohl CeCafe am Mittwoch meldete, dass die brasilianischen Exporte für Rohkaffee im Februar auf das Jahr hochgerechnet um 40,5 Prozent auf 3,1 Millionen Sack gestiegen seien.

Auf die Stimmung hatte zuletzt auch die Meldung der ICE vom letzten Freitag gedrückt, wonach die börsennotierten Kaffeevorräte mit 2,491 Millionen Sack auf ein neues Viereinhalbjahreshoch stiegen.

Der Preis für US-Kaffee (Coffee C) zur Lieferung im Mai 2019 schloss auf 97,50 US-Cents je Pfund und damit 1,56 Prozent im Plus.

Der Kaffeepreis für die Sorte Arabica zur Lieferung im März verlor um 2,03 Prozent und notierte zu Handelsschluss auf 110,40 US-Cents je Pfund.

Der jüngste Preissturz bei Kaffee sorgte dafür, dass viele Kaffeebauern in Brasilien zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder Verluste für den Verkauf eines 60kg-Sacks Kaffee einfahren. So schrieb gestern die Confederation of Agriculture and Livestock of Brazil in einer Pressemitteilung, dass die Kosten steigen, während die Gewinnmargen bereits negativ seien. Laut einer jüngsten Umfrage erleiden die Kaffeebauern einen Verlust von 30 Real oder 7,85 Dollar je 60kg-Sack Kaffee.

"Die Situation ist gefährlich und wir stehen bereits in Kontakt mit der Regierung, um die Probleme des Kaffeesektors zu lösen", sagte Silva, technischer Berater der National Coffee Commission of CNA.

Für etwas Optimismus am Kaffeemarkt dürften auch die Aussagen von Olam International Ltd., gesorgt haben. Der zweitgrößte Rohstoffhändler auf der ganzen Welt sagte Ende Februar, dass das Schlimmste bald vorbei sein könnte. Schließlich sei das Wetter für Kaffeebauern in den wichtigsten Anbaugebieten wie Süd- und Mittelamerika nicht ideal gewesen, so dass der Überschuss, der zuletzt auf die Preise drückte, geringer ausfallen könnte als erwartet.

Preisunterstützend waren außerdem Meldungen, wonach in Vietnam, dem weltweit größten Produzenten von der Sorte Robusta, die Exporte in den ersten zwei Monaten des laufenden Jahres um 10,1 Prozent auf 317.148 Tonnen Kaffee im Jahresvergleich gesunken seien. Das teilte die vietnamesische Zollbehörde am letzten Freitag mit.

Gleichzeitig sieht die Intimex Group die vietnamesischen Ausfuhren von März bis April stark fallen, weil sich die Kaffeebauern wegen der sinkenden Preise auf dem Weltmarkt weigern, Kaffee an Exporteure zu verkaufen.

Vietnams National Center for Hydro-Meteorological Forecasting erwartet außerdem eine Dürre in dem zentralvietnamesischen Hochland, Vietnams größtes Kaffeeanbaugebiet. Die Dürre dürfte wesentlich stärker ausfallen als der historische Durchschnitt, mit heißen und trockenen Bedingungen bis Ende März, heißt es. Eine anhaltende Dürre im wichtigsten Anbauland für die Sorte Robusta könnte die Kaffeepreise in den kommenden Tagen stützen. Schließlich steigen die Preise, sobald die Ertragsaussichten sinken. Nur leichter Regen könnte die Sorgen milden.

Während der offiziellen Handelszeit gab der brasilianische Real zwar nach, aber der US-Dollar präsentierte sich gegenüber anderen Währungen sehr schwach. Im späten New Yorker Geschäft wertete der Greenback dann auch zum brasilianischen Real (USD/BRL) ab, was den Preis für Kaffee auch am Donnerstag unterstützen dürfte.

Ein starker brasilianischer Real belastet in der Regel das Exportwachstum. Sobald weniger Angebot auf den Markt gelangt, steigen die Preise für Kaffee an und umgekehrt.

Das sagt die Charttechnik

Durch die charttechnische Brille betrachtet hat der US-Kaffeepreis den Grundstein für eine mittelfristige Bodenbildung gelegt. Um diese zum Abschluss zu bringen, bedarf es jedoch noch eines Spurts über den kurzfristigen Schlüsselwiderstand aus der Glättung der letzten 90 Stunden und einer langfristigen Abwärtstrendlinie bei 97,9 bis 98,10 US-Cents. Erst darüber entscheidet sich, ob die Erholung von Dauer ist. Im positiven Fall startet die Bohne in den nächsten Tagen in Richtung der psychologisch wichtigen Marke von 100,00 US-Cents durch, wo auch die 38-Tage-Linie liegt.

Die quantitativen Indikatoren auf stündlicher Basis präsentieren sich freundlich. Der trendfolgende MACD erzeugte ein Ausstiegssignal aus Shortpositionen, während der RSI seinen mittelfristigen Abwärtstrend übersprungen hat.

Zu beachten gilt: der Spurt über die o.g. Hürden sollte rasch erfolgen, um die vielversprechende Ausgangslage nicht zu verspielen, da ansonsten ein Wiedersehen mit den jüngsten Verlaufstiefs bei 94,80 US-Cents droht.

PS: Schauen Sie doch auch einmal in unserem Kaffee-Forum vorbei. Hier werden regelmäßig Trade Setups von der Investing.com Community besprochen. Zum Forum gehts hier: https://de.investing.com/commodities/us-coffee-c-commentary

von Robert Zach

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