(neu: aktualisierte Kurse)
Frankfurt, 23. Okt (Reuters) - Eine Gewinnwarnung von
Daimler hat die Stimmung am deutschen Aktienmarkt am
Donnerstag weiter in den Keller getrieben. Der Dax<.GDAXI>
rutschte bis zum Nachmittag um 3,3 Prozent auf 4420 Zähler ab.
"Jetzt haben die Leute es schwarz auf weiß, dass es schlimm
aussieht, und deshalb wird alles an Aktien rausgeworfen", sagte
ein Aktienhändler. "Wenn das so weitergeht, bekommen wir keine
Rezession, sondern eine Depression", sagte ein anderer
Marktteilnehmer.
Für einen zusätzlichen Dämpfer sorgte auch der Blick über
den Atlantik: An den US-Börsen zeichneten sich erneute
Kursverluste ab, nachdem der Dow-Jones-Index am Mittwoch bereits
auf den tiefsten Stand seit fünf Jahren gefallen war. "Wenn es
dort noch einmal knallt, könnten wir hier ein neues Jahrestief
im Dax sehen", sagte ein Händler. Der bisherige Tiefststand
liegt bei 4308 Punkten.
KEIN AKTIENRÜCKKAUF MEHR BEI DAIMLER
Der Autobauer Daimler senkte zum zweiten Mal in
diesem Jahr seine Gewinnprognose. Zudem soll das
Aktienrückkaufprogramm ausgesetzt werden. "Nicht einmal das
passiert!", seufzte ein Händler. Die Aktien von
Daimler legten eine Achterbahnfahrt hin und lagen am
Nachmittag rund sieben Prozent im Minus.
Auch Rheinmetall musste wegen der schwächelnden
Automobilzuliefer-Sparte seine Jahresprognose senken. Die Aktien
stürzten um zwölf Prozent ab. "Es hagelt hier Gewinnwarnungen,
die Leute sind deshalb extrem nervös", sagte ein Börsianer.
Das bekam auch die Metro-Aktie zu spüren. Sie fiel
um mehr als 14 Prozent auf 22,39 Euro und war damit größter
Verlierer im Dax. "Die Aussichten für das Osteuropa-Geschäft
scheinen sich zu verschlechtern, dabei war das immer der
Fantasieträger", sagte ein Händler. Auch Analysten äußerten sich
kritisch: "Die Zahlen zum dritten Quartal könnten den Markt
enttäuschen", warnten die Experten von Unicredit. Der
Handelskonzern legt am kommenden Donnerstag Zahlen vor.
Dagegen konnte Praktiker punkten. Die im
MDax<.MDAXI> notierte Aktie schoss zeitweise um 18 Prozent nach
oben, nachdem die Baumarktkette mit ihren Quartalszahlen die
Erwartungen erfüllt sowie die Prognosen für 2008 bekräftigt
hatte.
BAYER UND LINDE STÜTZEN DAX - SIEMENS BRICHT WEG
Als Stütze für den Dax erwiesen sich Bayer und
Linde. Die Aktie des Leverkusener Pharmakonzerns stieg
um bis zu 4,4 Prozent, nachdem Übernahmegerüchte die Runde
machten. Der US-Konzern Pfizer zeige angeblich Interesse,
sagten Händler. Zudem gab es positive Nachrichten aus der
Forschung: Ein gegen Leukämie entwickeltes Medikament des
Konzerns scheint die Krankheit Multiple Sklerose (MS) in einem
frühen Stadium stoppen zu können. Bayer verteidigte gegen den
schwachen Gesamtmarkt ein Plus von 1,3 Prozent.
Linde zogen um 1,7 Prozent an. Börsianer verwiesen
auf gute Nachrichten von der Konkurrenz: "Die Zahlen von Air
Liquide waren ganz ordentlich, und vor allem hat der
Konzern seine Prognosen bestätigt, das sind gute Nachrichten",
sagte ein Händler. Air Liquide stiegen um 2,3 Prozent und waren
einer der Spitzenreiter im EuroStoxx50<.STOXX50E>.
Siemens-Aktien gaben mehr als acht Prozent nach,
nachdem der Schweizer Elektrotechnikkonzern und Konkurrent
ABB mitgeteilt hatte, dass die Finanzkrise das
Auftragswachstum stoppt. Nach Angaben des Unternehmens haben
Kunden Mühe, Bankfinanzierungen für neue Großprojekte zu finden
und schieben deshalb Investitionen hinaus. Die ABB-Aktien
brachen in Zürich um mehr als 17 Prozent ein.
(Reporterin: Anika Lehmann; redigiert von Georg Merziger)