Investing.com - Der Goldpreis blickt auf ein ereignisreiches Jahr zurück: Im März kletterte er im Zuge der Eskalation des Russland-Ukraine-Konflikts auf über 2.000 Dollar, rutschte dann bis November auf rund 1.615 Dollar ab. Der Grund: die aggressivste geldpolitische Straffung der Fed seit 1980, die den Realzins in einigen Teilen der Welt wieder in den positiven Bereich brachte. Die Aussicht, dass die Leitzinsen im Jahr 2023 nicht mehr ganz so drastisch steigen werden, sorgte in den letzten sechs Wochen für eine kräftige Erholung des Goldpreises. Vom Novembertief kletterte er um mehr als 13 % auf aktuell 1.820 Dollar.
Wohin die Reise beim Goldpreis im neuen Jahr gehen wird, ist noch unklar. Einige Händler glauben jedoch, dass ein neuer Gold-Bullenmarkt gerade erst begonnen hat.
So zum Beispiel Juerg Kiener, Managing Director und Chief Investment Officer bei Swiss Asia Capital, der am Mittwoch auf CNBC sagte, dass der Preis für das Edelmetall im Jahr 2023 auf 2.500 bis 4.000 Dollar steigen könnte.
Es bestünde eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Goldpreis eine größere Bewegung nach oben vollziehen werde, sagte er. Dabei machte er deutlich, dass "es sich dabei nicht nur um 10 % oder 20 % handeln wird", sondern um eine Bewegung, die "den Goldpreis wirklich auf neue Höchststände bringen wird".
Kiener zufolge droht vielen Volkswirtschaften im ersten Quartal eine "milde Rezession", weshalb die Zentralbanken ihr Zinserhöhungstempo weiter drosseln könnten. Damit würde Gold sofort an Attraktivität gewinnen. Für das Edelmetall spräche außerdem die Tatsache, dass Gold der einzige Vermögenswert sei, der von allen Zentralbanken der Welt gehalten werde, betonte er.
Ebenso glaubt Kiener, dass die hartnäckig hohe Inflation den Heißhunger auf das gelbe Metall am Leben erhalten wird: Gold biete nicht nur einen "ausgezeichneten Schutz vor Inflation", sondern sei auch in Stagnationsphasen eine "gute Ergänzung für ein Portfolio".
Kiener ist nicht der einzige, der fürs kommende Jahr einen kräftigen Goldpreisanstieg vorhersagt. So schrieb die Saxo Bank in ihren "unerhörten Prognosen", dass "2023 das Jahr ist, in dem der Markt endlich erkennt, dass die Inflation doch nicht nur vorübergehend ist und die Preise länger hoch bleiben werden". Der Goldpreis könnte, so die Analysten der Saxo Bank, aufgrund der unaufhaltsamen Inflation auf 3.000 Dollar je Unze steigen.
Skeptischer äußerte sich da schon Kenny Polcari, leitender Marktstratege bei Slatestone Wealth, der trotz der starken Gold-Nachfrage nicht glaubt, dass sich die Preise für das Edelmetall im kommenden Jahr mehr als verdoppeln werden.
Polcari meinte, der Goldpreis würde sich noch etwas erholen und bei 1.900 Dollar je Unze einen Widerstand finden. Entscheidend für Gold sei aber, wie die Inflation am Ende auf den globalen Zinsanstieg reagieren werde, sagte er.
von Robert Zach