von Robert Zach
Investing.com - Die Leiter der größten Handelshäuser der Welt sagten am Dienstag eine lauwarme Erholung der Ölnachfrage und stagnierende Ölpreise in den kommenden Monaten oder gar Jahren aufgrund der Coronavirus-Pandemie voraus. Sie meinten aber auch, dass die Nachfragespitze bei Öl erst im nächsten Jahrzehnt eintreten würde.
Die Geschäftsführer von Vitol, Gunvor und Mercuria sagten auf dem jährlichen FT Rohstoffgipfel auch, dass sie mehr in erneuerbare Energien investieren würden.
Russell Hardy, der das größte Handelshaus der Welt, Vitol, betreibt, sagte, er habe "bescheidene Erwartungen" an die Ölpreise, da er davon ausgehe, dass der Verbrauch bis zum nächsten Sommer weitgehend unverändert bleiben werde.
"Der Markt ist immer noch fragil und wir alle wissen, dass sich bei der Nachfrage wahrscheinlich bis zum nächsten Sommer nicht viel tun wird, da sich das Leben der Menschen im Winter nicht wesentlich ändern dürfte. Sie werden nicht wieder ausgiebiger reisen, da die Pandemie immer noch da ist", zitierte Reuters Hardy.
Lesen Sie auch: Die Luft für den Ölpreis wird merklich dünner
Der Chef und Mitbegründer von Mercuria, Marco Dunand, war noch pessimistischer und meinte, er sehe nicht, dass der Ölverbrauch in den nächsten Jahren wieder auf das Vorkrisenniveau zurückkehrt.
Dunand erwartet, dass die Ölpreise in den nächsten sechs Monaten mit 45 USD pro Barrel weitgehend unverändert bleiben werden.
Lesen Sie auch: Das Öl-Dilemma der OPEC: Libyen könnte nur der Anfang sein
Torbjorn Tornqvist, CEO von Gunvor, sagte, die Preise für das schwarze Gold werden sich bis Mitte 2021 im mittleren bis oberen 40-Dollar-Bereich bewegen.
Die Handelschefs glauben, es sei zu früh, um eine Nachfragespitze für Öl vorherzusagen, und sie werde wahrscheinlich nicht vor dem nächsten Jahrzehnt kommen, wenn die Produktion erneuerbarer Energien ansteigt.
Hardy hofft, dass die OPEC den Markt weiterhin managen werde, um zu versuchen, Angebot und Nachfrage in Einklang zu bringen, bevor sie möglicherweise ihre Politik aufgibt, wenn ein Rückgang der Nachfrage einen Kampf um Marktanteile auslösen wird.
"Es gibt möglicherweise ein Szenario, in dem ein solcher Wettbewerb auf dem Markt zustande kommt und jeder für sich arbeitet", sagte Hardy.
Er verwies auf ein Szenario der Ölnachfrage von BP (LON:BP), wonach die Nachfrage im Jahr 2030 erheblich niedriger sein werde als jetzt, was eine große Herausforderung für Produzenten, Investoren und die OPEC sein würde.
"Aber der prognostizierte Nachfragerückgang ist nicht das Szenario, das wir erwarten, und es gibt Spielraum für Produzenten, den Markt für die nächsten 10+ Jahre weiter zu steuern, und dieses Endspiel ist vielleicht etwas weiter entfernt als manch einer derzeit glaubt - vielleicht 15-20 Jahre", sagte er.
Lesen Sie auch: Ölpreis: Trafigura erwartet erneute Abwärtsspirale der Preise für WTI und Brent