Investing.com - Angesichts der schleppenden Nachfrageerholung glaubt der Rohstoffhandelsgigant Trafigura Group, dass der Ölmarkt schon bald wieder in einen Überschuss geraten könnte.
"Wir gehen davon aus, dass die Rohöllagerbestände bis zum Jahresende zunehmen werden", äußerte sich Ben Luckock, Co-Chef der Ölhandelssparte von Trafigura, im Gespräch mit Bloomberg. "Die Ölpreise lagen etwas höher, als sie hätten sein müssen: 40 Dollar je Barrel der Sorte Brent sind angemessener, und mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir uns im oberen Bereich der 30-Dollar-Marke einpendeln werden".
Trafigura hat als zweitgrößter unabhängiger Energiehändler der Welt, nach der Vitol Group, einen guten Blick auf den globalen Ölmarkt. Das Handelsunternehmen war eines der ersten, das den Einbruch der Nachfrage im März und April vorhersagte. Nun wettet Trafigura darauf, dass der Ölmarkt trotz der Maßnahmen der OPEC+, kurz vor einer weiteren Abwärtsspirale steht.
"Dieser Markt dürfte in ein paar Monaten schlimmer aussehen als heute", meinte Luckock in einem Bloomberg-Interview vor seiner Online-Rede auf der jährlichen Asia Pacific Petroleum Conference in Singapore, die von S&P Global Platts organisiert wurde. "Ich halte niedrigere Ölpreise für gerechtfertigt."
Ölhändler, darunter auch Trafigura, bereiten sich auf ein mögliches Überangebot an Rohöl und raffinierten Erdölprodukten vor und chartern so genannte Super-Tanker für monatelange Charterfahrten, damit sie bei Bedarf bereit sind, überschüssige Fässer zu lagern, um sie später dann teuerer wieder zu verkaufen.
Das Kernproblem besteht darin, dass die Nachfrage, die sich im Mai und Juni stark erholt hat, inzwischen stagniert. Sie liegt jetzt bei etwa 92 Millionen Barrel pro Tag, nach gut 100 Millionen Barrel pro Tag vor der Pandemie, so Trafigura. Vor einigen Monaten herrschte auf dem Markt Einigkeit darüber, dass der Verbrauch im dritten und vierten Quartal stetig steigen würde, aber die Händler kappen diese Prognosen jetzt, da einige Länder mit einer zweiten Infektionswelle kämpfen.
Der Preis für die Nordseesorte Brent fiel in der vergangenen Woche zum ersten Mal seit Juni unter die Marke von 40 Dollar pro Barrel. US-Leichtöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) ist auf knapp 37 Dollar pro Barrel gesunken.
"Wir befinden uns in einem angebotsreichen Markt und die Lage ist schwierig", sagte er und fügte hinzu, dass die Ölpreise im ersten Quartal 2021 wieder allmählich anziehen dürften.
An einen schnellen Wiederanstieg der Ölpreise glaubt Luckock nicht. "Wir befinden uns in einem angebotsreichen Markt und die Lage ist schwierig", sagte er und fügte hinzu, dass die Ölpreise erst im ersten Quartal wieder anziehen dürften.
Ähnlich äußerte sich bereits die Citigroup (NYSE:C). Kurzfristig seien die Aussichten zwar trüb, aber mittelfristig erwarten sie wieder einen steigenden Ölpreis. Sie sehen die Preise für das schwarze Gold vor Ende 2021 wieder auf 60 Dollar pro Barrel klettern.
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